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BLOGGERNOTE DES BUCHS |
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Lesermeinungen (1) Leseprobe |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Dieter Heymann für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Dieter Heymann gibt es bei Twitter und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | *
Auch Kriminalassistent Otto Beckmann und Kriminalsekretär Martin Voß beteiligten sich in dieser Nacht an den Überwachungsaktionen in der Stadt. Während Beckmann sich im südlichen Eschendorf aufhielt, kontrollierte Voß den östlichen Stadtrand rund um die Ibbenbürener Straße und den Rodder Damm. Die letzten Hundehalter hatten die Straßen nach ihren abendlichen Runden schon Stunden zuvor verlassen. Die Lichter in den Häusern waren inzwischen längst erloschen. Das Viertel lag um diese Uhrzeit wie verlassen da. Bereits mehrfach war Voß auf seinen Kontrollgängen zum Hemelter Bach gewandert. Der kleine Wasserlauf floss von Osten kommend quer durch Eschendorf, machte danach in einem letzten Aufbäumen am Rande der Innenstadt einen großen Bogen in südlicher Richtung, um sich schließlich doch dem Unvermeidlichen zu beugen und kurz vor der Grenze zum benachbarten Gellendorf in der Ems zu münden. Viel lieber läge er natürlich des Nachts mit Katharina in seinen Armen im heimischen Bett. Doch er wollte den Kollegen von der Schutzpolizei ein Vorbild sein und sich aktiv an der Suche nach dem Zündler beteiligen. Aus diesem Grund schlug auch er sich in diesen Tagen die Nächte auf den Straßen Rheines um die Ohren. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles ruhig gewesen. Nach dem Gesetz der Serie zu urteilen, würde der Täter noch im Laufe dieser Woche sein nächstes Feuer legen. Ob dies allerdings gerade heute und noch dazu in seinem eigenen Überwachungsbereich passieren würde, ließ sich natürlich nicht vorhersagen. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn aufatmen. Es war schon fast halb vier. Die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Brand noch in dieser Nacht wurde von Minute zu Minute geringer. Gerade hatte Voß sich eine Eckstein angezündet, als er plötzlich in einiger Entfernung ein flackerndes Schimmern wahrnahm. Sofort war seine Aufmerksamkeit geweckt. Fast ungläubig konzentrierte er seinen Blick auf einen immer intensiver werdenden orangefarbenen Lichtschein. Schon bald waren erste offene Flammen zu sehen, die emporschossen. ´Verdammt´, dachte er. ´Dort drüben brennt es tatsächlich!´ Hastig holte er seine Signalpfeife aus der Tasche und blies heftig hinein. Dann machte er sich so schnell wie es ihm mit seinem steifen rechten Arm möglich war, auf den Weg zum Unglücksort.
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Wenige Dutzend Meter bevor die Kopernikusstraße die Bevergerner Straße kreuzte, verharrten sie für eine Weile im dunklen Schatten hoher Bäume, um ihre Aktion ein letztes Mal durchzusprechen. An dieser Stelle würden sich ihre Wege schon in Kürze trennen. Während Kowalski und Wolters etwa einen Kilometer weiter stadteinwärts zu ihrem Einsatzort marschieren würden, war das Ehepaar Barbara und Robert Heck schon fast an ihrem Ziel angelangt. Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten, die unzählige Treppenstufen zu bewältigen haben würden, um das mitgeführte Propagandamaterial in luftiger Höhe über der Stadt zu verteilen, war die Aufgabe für die Eheleute da schon wesentlich unbeschwerlicher. Denn das Paar würde im Gegensatz zu ihren Kameraden nicht einmal die Hälfte an Höhenmetern erklimmen müssen. Robert Heck, der sich eine der beiden Ledertaschen unter den Arm geklemmt hatte, warf einen ehrfurchtsvollen Blick auf das beeindruckende Gebäude aus rotem Klinker, dessen Spitze vor ihnen in den nächtlichen Himmel emporragte. Die evangelische Johanneskirche war im Jahr 1908 zwischen Ibbenbürener- und Bevergerner Straße erbaut worden. Nachdem die letzten evangelischen Bewohner Rheines 1625 zwangsweise die katholisch geprägte Stadt verlassen hatten, kam erst mit dem Zuzug staatlich Beschäftigter, wie beispielsweise Grenzaufseher, Gendarmen, Post-, Zoll- oder Steuerbeamte im Jahr 1815 wieder protestantisches Leben in die mittlerweile zu Preußen gehörende Region. Diese Entwicklung verstärkte sich später noch mit dem Aufbau der Textilindustrie in der Stadt, die vielen holländischen Einwanderern einen Arbeitsplatz bot. Bevor beide Gruppen auseinandergingen, umarmten sich alle noch einmal und wünschten einander gutes Gelingen. Nach Beendigung ihrer Aktion würden sie sich später an dieser Stelle wieder treffen. Nachdem Kowalski und Wolters in der Dunkelheit verschwunden waren, gingen Barbara und Robert Heck rasch die wenigen Meter bis zum Gotteshaus hinüber. Sie mussten das aus rotem Backstein errichtete Gebäude einmal umrunden, um zum Eingang zu gelangen. Dieser befand sich direkt unter einer überdimensionalen runden Fensteröffnung im Turmanbau der Kirche. Dort angekommen, zog Robert Heck seinen Sperrhaken aus der Tasche, mit dem er das Türschloss der Kirche aufschließen wollte. Während er leise mit dem Werkzeug hantierte, beobachtete seine Frau mit wachsamem Blick ihre unmittelbare Umgebung. Mit einem klickenden Geräusch öffnete sich die Eingangstür. Schnell traten beide in das Gebäude und schlossen sorgsam wieder den Zugang hinter sich. Im Inneren nahm Barbara ihre Taschenlampe aus der Jackentasche und leuchtete kurz die weite Halle der Kirche ab. Der Lichtstrahl blieb an einer weiteren Pforte zu ihrer Rechten hängen. „Komm schnell, dort muss es sein“, zischte sie ihrem Mann leise zu. Augenblicklich setzten sie sich in Bewegung, öffneten die nicht verschlossene Tür und erreichten die Stufen einer Treppe, auf der sie danach hastig emporstiegen. Als sie oben ankamen, mussten beide erst einmal tief durchschnaufen. Wie würde es angesichts dieser Strapazen erst ihren beiden Kameraden ergehen, die beinahe zeitgleich eine erheblich sportlichere Leistung zu absolvieren hatten? |
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