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BLOGGERNOTE DES BUCHS |
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noch nicht bewertet
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Lesermeinungen (1) Leseprobe Cover |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Isa Day für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Isa Day gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | «Hier sehen Sie das Total, Eustis.» Sie drehte das Buch so, dass er die Zeilen normal lesen konnte, und zeigte auf die Zahl. Er nickte und zog ein Bündel Scheine aus der Tasche, das mit gefalteten Notizzetteln in kleinere Beträge unterteilt war. «Hier.» Er reichte Mik den obersten Betrag. «Das ist für Bear. Stimmt so. Und hier das Trinkgeld für Ihre Kolleginnen und Kollegen im Service. Auf den Notizzetteln habe ich jeweils vermerkt, für wen der Betrag gedacht ist. Und das ist Ihr Trinkgeld, Miss Mikell. Es tut mir leid, dass ich es Ihnen erst jetzt geben kann.» Mik erhielt ihren eigenen kleinen Stapel überreicht, auf dem in korrekter Schulhandschrift Miss Mikell stand. Sie brauchte nicht nachzuzählen. Dank ihrer von Militär umfassend geschulten Beobachtungsgabe wusste sie, dass Eustis ihr mehr als die für Amerika typischen fünfzehn bis zwanzig Prozent gegeben hatte. Eine normale Servierkraft war darauf angewiesen, weil die Löhne so tief waren. Mik verdiente durch ihren anderen Teilzeitjob als Sheriff’s Deputy jedoch ordentlich und wohnte ausgesprochen günstig. Zudem verfügte sie über Rücklagen aus ihrer Militärzeit. «Eustis, Sie sind ein Schatz, aber benötigen nicht eher Sie diesen Betrag? Im Winter müssen Sie wieder ein richtiges Dach über dem Kopf haben.» Er reckte die Schultern. «Und das werde ich auch haben. Verpflichtungen müssen eingehalten werden. Das ist ehrenhaft.» Mik erkannte den Tonfall. Sie hörte ihn tagtäglich von den Einheimischen und wusste, dass er nicht nachgeben würde. «Dann müssen Sie mir erlauben, Ihnen auf Kosten des Hauses ein Getränk zu spendieren. Möchten Sie einen Kaffee? Oder etwas anderes?» Seine Augen leuchteten auf. «Kann ich ein kleines Glas von Bears wunderbarem Eistee mit Apfelbeerensaft haben? Das entspricht von Preis her doch etwa einem Kaffee, richtig?» Seine Begeisterung ließ Mik lächeln und sie legte ihm die Hand auf den Unterarm. «Das können Sie gerne haben und wissen Sie was? Ich habe heute den Kaffee noch nicht gehabt, den ich mir als Angestellte nehmen darf. Wenn ich den oben drauf lege, kann ich Ihnen ein großes Glas spendieren. In Ordnung?» «Aber Miss Mikell, Sie brauchen doch Ihren Kaffee», versuchte er besorgt zu protestieren. «Keine Widerrede, Eustis», befahl Mik im gleichen Coon-County-Tonfall, den auch er verwendet hatte, wobei sie ihre Worte mit einem Lächeln milderte. «Wenn Sie mir so viel Trinkgeld geben, dann darf ich Ihnen meinen Kaffee abtreten.» «Na ja, wenn Sie das sagen.» Er glitt etwas verschämt auf einen Barhocker. Mik bereitete das Getränk für ihn zu und gab sich besondere Mühe bei der Dekoration. «Darf ich neugierig sein und fragen, wie Sie das hinbekommen haben?» Normalerweise hielt er sich mit Wartungsarbeiten über Wasser, zog Gemüse in seinem kleinen Garten und jagte, was Saison hatte, so wie die meisten ärmeren Einwohner des Bezirks. Eustis legte seine Schildmütze auf die Bar und richtete sie so aus, dass das ausgebleichte Label eines bekannten Landmaschinenherstellers zu ihm zeigte. «Es war ein glücklicher Zufall. Ich hatte vor einigen Monaten in der Künstlerkolonie drüben zu tun. Dort begegnete ich Travis, dem Jungen mit diesem unförmigen kleinen Auto, das in den See rollte.» Wie auch der Orkan hatte dieses lokale Drama vor Miks Umzug nach Dancing Coons stattgefunden, aber es handelte sich um eine Geschichte mit Happy End, sodass die Einheimischen sie gerne erzählten. Dark, einer von Miks ehemaligen Militärkameraden, kam als Held prominent darin vor. Und der knallrote Citroën 2CV, wie die korrekte Bezeichnung des unförmigen kleinen Autos lautete, war ein häufiger Anblick auf den Straßen des Bezirks. Mik fand den Oldtimer fast so süß wie die handtaschengroßen Fiat Topolinos, die sie während ihrer Einsätze in Italien bewundert hatte. «Travis kenne ich», bestätigte sie. Der junge Mann stammte aus einer steinreichen kanadischen Familie, wohnte im Moment in der lokalen Künstlerkolonie und verhielt sich so bescheiden und anständig, dass ihn die Einheimischen ins Herz geschlossen hatten. Seine künstlerischen Arbeiten konnten sich sehen lassen. «Er arbeitete in einem der Freiluftateliers mit einer Motorsäge und — bitte entschuldigen Sie meine harsche Aussage, Miss Mikell — tat es derart falsch, dass erhebliche Verletzungsgefahr für ihn bestand. Ich ging hin und fragte ihn, ob ich ihm ein paar Tricks zeigen darf. Am Ende wurde ein ganzer Nachmittag daraus. Der Junge hatte tausend Fragen.» Mik musste schmunzeln. Travis war lernbegierig und an den Menschen interessiert. Wahrscheinlich hatte er keine Ruhe gegeben, bis Eustis ihm sein ganzes Leben erzählt hatte. «Als wir uns schließlich verabschiedeten, sagte er unerwartet: ‹Eustis, falls Sie bereit wären, diesen Bezirk für einige Wochen zu verlassen, kann ich Ihnen eine temporäre Stelle als Holzfäller in der Firma meines Großvaters anbieten. Wir suchen immer fähige Leute und besitzen Wälder in Maine, sollte es Probleme mit der kanadischen Arbeitserlaubnis geben.›» Das war typisch Travis. Der Junge hatte ein gutes Herz. «Er wusste von den Orkanschäden an Ihrem Haus?» «Ja, weil Darren, der Leiter der Künstlerkolonie, mich darauf ansprach, als er sich kurz zu uns gesellte. Und dass ich viele Jahre lang Holzfäller war, habe ich Travis während des Nachmittags selbst erzählt.» Eustis klang verlegen. «Dann haben Sie angenommen?» Eustis kratzte sich am Kopf. «Angenommen ist etwas viel gesagt. Ich erwiderte etwas wie: ‹Das wäre ein Segen.› Und vergaß sein Angebot gleich wieder. Die meisten Menschen versprechen alles und halten nichts. Aber wenige Tage später klopfte Travis an meine Tür und hielt mir das ausformulierte Arbeitsangebot und einen Vertrag hin.» Inzwischen hatte Mik das Getränk fertig. Sie nahm einen kleinen Teller und arrangierte einige Zitronenkokoskekse darauf, die Eustis liebte. |
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