|
|
|
|
|
BLOGGERNOTE DES BUCHS |
|
|
|
noch nicht bewertet
|
|
|
Lesermeinungen (2) Leseprobe |
|
|
|
LESEPROBE |
|
|
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Emilia Benedict für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Emilia Benedict gibt es bei Twitter, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Prolog
Die Dämmerung umhüllte die Straßen allmählich mit ihrem Schleier. Nur noch wenige Minuten, dann lagen sie völlig in der trostlosen Schwärze der Nacht. Das hieß, Madison musste mal wieder im Schritttempo nach Hause fahren, denn ihre Augen standen mit der Dunkelheit auf Kriegsfuß. Und Gelder für Straßenlaternen wurden am Stadtrand nicht gerade verschwendet. Sie hatte gut zwanzig Minuten Fahrtweg vor sich, doch im Vergleich zur Großstadt war das ein Katzensprung. Vor sechs Monaten war sie hierher in ihren Heimatort zurückgezogen und hatte es noch keinen einzigen Tag bereut. Auf den Straßen war nie viel los, weder abends noch zur Rushhour. Stau war hier fast schon ein Fremdwort. Im Augenblick wollte sie nur schnell nach Hause, ein heißes Bad nehmen und dann ins Bett fallen. Für mehr hatte sie momentan keine Kraft, morgen ging der Stress von Neuem los. Abgekämpft und müde schob sie sich hinters Lenkrad. Endlich Feierabend, dachte sie und warf einen Blick in den Rückspiegel. Um ihre Augen lagen dunkle Schatten. So konnte das nicht weitergehen. Das war bereits der dritte Tag in dieser Woche, dass sie eine Doppelschicht in der Klinik schieben musste. Einige Schwestern hatten sich krankgemeldet. Ein Virus war im Umlauf und es gab einfach nicht genügend Personal. Fünfzehn Minuten später bog sie bereits in die Eastside Street und parkte direkt vor ihrem Eingang auf der Straße. Vor wenigen Wochen hatte Madison ein kleines Haus am Rising Creek ergattert. Die Mieten waren hier zwar etwas happig, doch das nahm sie guten Gewissens in Kauf. Die Wohngegend war nahezu neu und exklusiv, vor allem aber ruhig. Außerdem bekam sie von ihrem Verflossenen einen ordentlichen Zuschuss. Der Mistkerl hatte sie geschwängert und dann sitzen lassen, und das nur, weil eine Abtreibung für sie nicht infrage kam. Darum wollte sie das Kind allein großziehen und er sollte mal schön seinen Beitrag dazu leisten. Als sie ihn damit konfrontiert hatte, machte er nicht einmal Theater. Er zahlte sogar freiwillig, und das schon seit sie hier eingezogen war. Dabei war sie gerade erst im zweiten Monat mit dem Kind. Doch ganz sicher zeugte das nicht von Sinneswandel oder Vatervorfreude. Dazu trieb ihn eher die pure Angst vor seiner Frau. Madison stieg aus ihrem Wagen. Nirgendwo in den Nachbarhäusern brannte Licht, obwohl die Uhr erst neun zeigte. Nur vereinzelte Straßenlaternen verrichteten stumm ihren Dienst. Einige der umliegenden Häuser standen noch leer, alle anderen Bewohner ringsum schliefen vermutlich schon. Kein Wunder, die meisten ihrer Nachbarn waren geschätzte hundert Jahre alt. Sie schnappte ihre Tasche vom Beifahrersitz und verriegelte den Wagen. Mit einem Mal wurde sie keine zwanzig Meter entfernt vom Licht eines Scheinwerfers geblendet. Eine Autotür knallte zu. Wenige Sekunden darauf erschien jemand in dem Lichtkegel, rief nach ihr und winkte. Er wusste ihren Namen, ein Bekannter demnach. Musste das sein? Sie war doch so müde. Gerade heute. Sie blieb stehen und fixierte ihn, vermochte aber nicht mehr, als einen Umriss auszumachen. Widerwillig ging sie auf ihn zu. Als sie näher kam, fluchte sie innerlich. O nein, nicht der schon wieder, bitte verschone mich. Wann lässt der mich endlich in Ruhe? Zum Umkehren war es zu spät, so unhöflich wollte sie nun auch wieder nicht sein. »Was machst du denn hier, ist was passiert?«, rief sie. »Hey, Maddi, welch ein Glück, dass ich dich treffe. Ich habe vorhin einem Nachbarn von dir eine Kommode abgekauft und nun bekomme ich das Ding allein nicht in den Lieferwagen.« »Um diese Zeit? Wie lange stehst du denn schon hier und warum hast du niemand anderen um Hilfe gebeten?« »Gute Frage, ich dachte, ich schaffe es allein. Würdest du mir vielleicht helfen?« Dieser komische Kauz war wohl mal wieder zu feige, jemanden anzusprechen. »Na sicher helfe ich dir.« »Danke, du bist meine Rettung. Vielleicht steigst du in den Lieferwagen und ziehst, da hast du es leichter. Ich hebe das Teil von hier draußen an und schiebe.« »Okay, dann muss ich aber los, ich habe einen anstrengenden Dienst hinter mir.« »Es dauert nicht lange. Tut mir leid, dass ich dich damit belästige.« Ungelenk half er Madison auf die Rampe. Danach hob er die Kommode an und schob. »Himmelherrgott, ist das Ding schwer. So was braucht doch kein Mensch«, stöhnte Madison. »Ich schon.« »Na ja, etwas seltsam warst du schon immer. So, ich komme jetzt vor. Hilf mir bitte runter.« Madison zwängte sich an der Kommode vorbei bis zur Rampe. Abrupt blieb sie stehen. Er hielt eine Waffe auf sie gerichtet. Sollte das ein dummer Scherz sein? Sie war verunsichert. »Steck das Ding weg. Was soll das?« Im nächsten Augenblick spürte sie einen stechenden Schmerz und sackte zusammen.
Allmählich kam Madison zu sich. Sie öffnete die Augen, konnte jedoch nichts sehen. Es war stockdunkel. Wo war sie und wie kam sie hierher? Sie versuchte sich zu erinnern. Das Letzte, das ihr einfiel, war, dass sie von der Klinik nach Hause fuhr und danach ins Haus gehen wollte. Plötzlich schob sich der Lieferwagen in ihr Gedächtnis. Ach ja, richtig. Und dieser Kerl, warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Halt! Da war noch etwas. Das schwere Ding, diese Kommode. Er wollte … aber wieso …? Er musste sie betäubt und entführt haben. Dieser Mistkerl, na warte. Sie wollte aufspringen, konnte sich aber keinen Zentimeter von der Stelle bewegen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie festgebunden war und schrecklich fror. Der Raum war eisig und unter sich spürte sie blankes Metall. Sie fühlte es am ganzen Körper. |
|
Seite:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 |
|