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Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Mac P. Lorne seine Leser im Roman »Der Pirat« über die sieben Weltmeere schippern ließ und sie die Abenteuer von Francis Drake miterleben ließ. Vor einigen Wochen hat er nun einen neuen Ausflug in die Welt der segelnden Haudegen unternommen. »Jack Bannister - Herr der Karibik« heißt der aktuelle historische Roman aus seiner Feder. Das Buch wurde im Dezember vom Knaur Verlag veröffentlicht und hat einen Umfang von 624 Seiten. Das Buch kann für 17,99 Euro erworben werden, die digitale Fassung ist drei Euro günstiger. Ein 20:38 Stunden langes ungekürztes Hörbuch wurde von Detlef Bierstedt eingelesen, man kann sich also dank seiner Stimme so fühlen, als hätte Will Riker auf dem Holodeck der NCC-1701-D ein neues Seeabenteuer programmiert.
In »Jack Bannister - Herr der Karibik« geht es ins ausgehende siebzehnte Jahrhundert, in dem man dem titelgebenden jungen Seemann begegnet. Als erster Offizier einer britischen Galeone ist er zunächst an - aus heutiger Sicht erschreckenden - Handelsgeschäften beteiligt. Bein einer »Lieferung« in die Karibik wird sein Schiff von Piraten angegriffen, und mit einer Heldentat gelingt es ihm, diese Attacke abzuwehren. Nach seiner Rückkehr ins heimische England wird er dafür zum Kapitän ernannt. Allerdings wird er in seiner Heimat Zeuge eines solch entsetzlichen Ereignisses, dass er sich entscheidet, sich von seinem bisherigen Leben loszusagen, unter die Piraten zu gehen und fortan die Leute zu bestrafen, von denen er sich verraten fühlt.
Das Buch beginnt mit einer Distanzierung, da viele der Geschehnisse und Aussagen - auch von den Protagonisten, die in diesem Buch zu den »Guten« gehören - aus heutiger Sicht (und aus Sicht eines gesunden Menschenverstandes) als rassistisch und verachtenswert zu betrachten sind, zum Zwecke einer realistischen Darstellung aber dennoch eingebaut wurden. Tatsächlich ist Mac P. Lorne damit vermutlich viel »näher dran« an der damaligen Wirklichkeit als die Darstellungen in vielen anderen historischen Romanen, in denen die Protagonisten (insbesondere emanzipierte Frauen) häufig viel zu nah an modernen Ideen und Verhaltensweisen orientiert werden. Einen Nachteil hat das Ganze: Dadurch, dass sich (aus heutiger Sicht) hier jede Frauenfigur prostituiert und jede Männerfigur entweder kriminell oder rassistisch ist, mit Sklaven handelt, Frauen missbraucht & Co., fehlt es hier an wirklichen Identifikationsfiguren. Dazu zählt auch der Hauptprotagonist selbst - trotz vergleichsweise edler Ansichten und Handlungen bleibt eben auch er ein Mann, der mit »schwarzen Elfenbein« handelt und einen ziemlichen Bodycount verursacht. Dass Mac P. Lornes Buch dennoch einen sehr hohen Unterhaltungswert hat, liegt daran, dass es ihm exzellent gelungen ist, die Abenteuer auf hoher See mit Worten in Szene zu setzen, eine glaubhafte und mitreißende Atmosphäre zu erschaffen, realistische Seeschlachten zu inszenieren und den Spannungsbogen stets auf einem anständigen Niveau zu halten. Ist man anfangs noch ein wenig von den Zuständen verschreckt, kann man sich nach einer Weile nicht mehr gegen die Wirkung von Mac P. Lornes Geschichte erwehren und wird mit Worten an den Hauptmast der »Golden Fleece« gefesselt. Wer sich für historische Romane im maritimen Ambiente begeistern kann, der wird an dem Buch somit seine Freude haben. |
– geschrieben am 23. Februar 2023 (4.5/5 Punkte) |
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Anmerkungen zu den Buch-Einblicken: Die Wertung unseres jeweiligen Mitarbeiters geht im gleichen Maße wie eine Blogger-Rezension in die Gesamtwertung des Buches ein.
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