Einblick ins Buch »Die Unverbesserlichen 1 - Der große Coup des Monsieur Lipaire«
von Daniela Peine (26.11.2022)
Mit ihren Kluftinger-Romanen hatten Michael Kobr und Volker Klüpfel ein Abonnement auf die vordersten Regionen deutschsprachiger Bestsellerlisten. Ihre anderen Bücher landeten auch gute Chartsplatzierungen, waren aber weit von dem Erfolg der Kluftinger-Romane entfernt. Ihr neuester Streich scheint das gleiche Schicksal zu erfahren, denn erst mit mehrwöchiger Verspätung gelangte es in dieser Woche auf die Spiegel-Bestsellerliste. Wir haben uns »Der große Coup des Monsieur Lipaire« etwas näher angeschaut. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe, die »Die Unverbesserlichen« heißen wird. Der Ullstein Verlag scheint großes Vertrauen in sie zu haben, denn der zweite Band wurde bereits für den kommenden Mai angekündigt. Das 496 Seiten starke erste Buch kostet 24,99 Euro, die E-Book-Ausgabe ist fünf Euro günstiger. Für das 14:38 Stunden lange Hörbuch war Schauspieler Axel Prahl zuständig. Immerhin: Wenn es schon ein prominenter Schauspieler sein muss, ist ist er noch eine der besseren Optionen. Wenn man sich aber exemplarisch seinen Versuch anhört, die Nebenfigur Nicolas »witzig« zu vertonen, dann weiß man wieder, was man an den Leuten hat, die so etwas nicht nur gelegentlich im Nebenjob machen, sondern nahezu täglich Bücher einlesen. Und was man am geschriebenen Wort hat, das erst recht.
Zum Inhalt: Ein kleiner Gauner aus einer französischen Küstenstadt, der eigentlich aus Deutschland stammt, seine Herkunft jedoch gerne verleugnet, stößt durch eine Verkettung von Zufällen auf die mögliche Spur des Schatzes einer Adelsdynastie. Um mit dessen Hilfe in seinem fortgeschrittenen Alter doch noch zu unerwartet viel Geld zu kommen, gesellt er eine illustre Runde an ausgefallenen Persönlichkeiten um sich und bildet die titelgebenden »Unverbesserlichen«. Dummerweise weiß keiner von ihnen so recht, wie man einen großen Coup anstellt, und die Adeligen sind ihnen auch noch auf den Fersen.
Um es kurz zu machen: Der Funke ist bei uns leider nicht übergesprungen. Mit Guillaume Lipaire haben Klüpfel und Kobr eine Figur erschaffen, die in ihrer Art, merkwürdig zu ticken und dabei eine massive Selbstverständlichkeit an den Tag zu legen, auch von jemandem wie Jonas Jonasson hätte erdacht werden können, nur dass dieser sie zugunsten seiner besseren Figuren wieder aus dem Manuskript herausgestrichen hätte. Das Buch ist nett, aber verweigert den Schritt, wirklich treffsicher oder bissig zu sein. Selbst wenn hier Tote transportiert werden, wirkt das alles immer noch harmlos, glattgebügelt und lau. Und das Buch ist streckenweise ganz schön träge - beispielhaft seien hier Zwiegespräche zwischen Guillaume Lipaire und seinem ersten Sidekick Karim genannt, bei denen man drei Viertel der Zeilen wegen akuter Redundanz hätte streichen können. Auch das Aufstocken des Ensembles schafft nur bedingt zusätzliche Würze. Schlecht ist Klüpfels und Kobrs Buch deswegen natürlich nicht, es ist einfach nur unspektakulär und humoristisch austauschbar. Die Atmosphäre eines Urlaubs im Süden Frankreichs ist indessen gelungen eingefangen worden. Man kann das Buch schlussendlich lesen und verschwendet dadurch seine Zeit nicht, aber man wird es nicht nachhaltig in Erinnerung behalten. Dass das hier der Startschuss in eine Serie werden wird, die irgendwann ähnlich relevant sein wird wie die Kluftinger-Bücher, können wir uns leider nur schwer vorstellen.