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Rapunzel will Rache
Verfasser: Sebastian Thiel (18)
Verlag: Bastei Lübbe (3944)
VÖ: 1. Oktober 2022
Genre: Thriller (8466)
Seiten: 378
Themen: Rache (2807), Selbstmordversuch (98), Silvester (136), Weihnachten (2650)
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Lesermeinungen (3)     Leseprobe     Cover
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Sebastian Thiel für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Sebastian Thiel gibt es auf seiner Autorenseite und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

     Irgendetwas sagt mir, dass ich ihr vertrauen kann. Eine innere Stimme, die in den letzten Jahren viel zu oft unterdrückt wurde. Ich setze mich, befreie meinen Arm von Stoff. »Ja, aber ich habe keine andere Wahl. Tu es.«
     Während sie die Spritze setzt und kalte Flüssigkeit in meine Venen dringt, durchwühle ich mit der freien Hand den Beutel. »Was ist das?«
     »Fundsachen«, antwortet sie konzentriert. »Ich hoffe, es ist deine Größe. Ich habe nur schnell ein paar Klamotten zusammengesucht.«
     Nachdem sie den Einstich versorgt hat, ziehe ich mir unbeholfen eine viel zu große Jeans, einen Pullover, Socken, Sneaker und eine dunkelgrüne Bomberjacke über. Kaum zu glauben, was die Menschen alles vergessen. Als passende Krönung verstecke ich die blonden Haare unter einer Jamaika-Beanie. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich aussehe wie ein Nazi-Rastafari, doch das ist mir völlig gleichgültig.
     »Ich nehme nicht an, dass du irgendwo hinkannst?«
     So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Langsam schüttle ich den Kopf. Die Erkenntnis ergreift mein Herz und drückt allmählich zu, als wäre es in einen Schraubstock gespannt.
     »Bis auf die Leute in der Einrichtung kenne ich niemanden, dem ich vertrauen würde.«
     Sie schnalzt mit der Zunge und kritzelt Buchstaben auf ein Blatt Papier. »Das ist die Adresse meiner WG in Düsseldorf. Das müsste weit genug weg sein, damit sie dich nicht finden. Du kannst ein paar Tage bleiben, wenn du willst.« Sie zögert, weiß nicht, ob sie das Richtige tut. Kaum zu glauben, dass sie mir hilft. »Mein Mitbewohner Joseph ist ein ziemlicher Gauner, ein Kleinganove, der immer knapp bei Kasse ist, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Bitte, töte ihn nicht«, haucht sie eindringlich und voller Unsicherheit. Halb aus Scherz, aber aus bitterem Ernst. Es gibt noch gute Menschen auf diesem Planeten voller Egoisten und Gräueltäter.
     »Werde ich nicht, versprochen. Ich bin suizidgefährdet, keine Mörderin.« Ein Moment der Überlegung verstreicht schweigend. »Na ja, noch nicht.«
     »Okay«, sagt sie lang gezogen, wahrscheinlich mit der Vermutung, dass sie einen riesigen Fehler begangen hat.
     Wer könnte es ihr verdenken.
     Fayola drückt mir dreißig Euro und Pfefferspray in die Hände. »Ich werde allen sagen, dass du einfach so abgehauen bist. Kurz vor Ende meiner Schicht werde ich dein Fehlen melden.« Sie sieht sich um, als ob man uns beobachten würde. »Nimm den Hinterausgang, er steht derzeit offen, weil einige dort noch anstoßen und rauchen. Du kennst dich ja hier aus.«
     Ich nicke gedankenverloren und stecke ihre Geschenke in die Taschen der Bomberjacke. »Erinnere mich nicht dran.« Mit der Gewissheit, dass ich verloren bin und keinen Plan habe, wie es weitergehen soll, sehe ich ihr in die Augen. »Ich mag deinen Stil. Die Glatze steht dir total.«
     »Ich deinen auch.« Für den Bruchteil einer Sekunde ist es wirklich ein halbwegs normales Gespräch zwischen zwei jungen Frauen. »Deine langen Haare sind toll.«
     »Ja«, murmle ich und zwinge mir ein Lächeln ab. »Das sahen leider eine ganze Menge Arschlöcher genauso. Besonders jene, die ihre Finger nicht bei sich lassen können.« Die Erinnerungen muss ich mit aller Macht verdrängen. Es ist nicht die Zeit für schwere Gedanken. Nun gilt es, mein Leben zu retten, das ich vor nicht allzu langer Zeit noch beenden wollte. Doch irgendetwas ist anders. Irgendetwas, das ich noch nicht zu greifen vermag.
     Langsam schreite ich zur Tür. »Du solltest sie begutachten, wenn sie nicht aussehen wie ein Haufen Filz.« Kurz halte ich inne. »Ich danke dir, Fayola. Für alles, von Herzen.«
     »Klar.« Sie wartet eine Sekunde, holt Luft. »Ich weiß, wie es ist, wenn die ganze Welt gegen einen scheint.« Plötzlich klingelt das Telefon, und wir zucken zusammen. Sie sieht auf das Display und drückt mich beinahe aus der Tür, in den hell erleuchteten Gang. Das Licht schmerzt in den Augen. Fayola sieht gestresst aus, schnallt mir den Rucksack auf den Rücken, und ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht vor Schmerzen aufschreie.
     Anscheinend lässt die Wirkung der Drogen langsam nach, und die Vitamine wollen noch nicht ganz meinen Körper fluten.
     »Da sind zwei Wasserflaschen drin und ein Baguette. Sollte eigentlich mein Mitternachtssnack sein, aber du brauchst es dringender als ich.« Sie sieht sich in alle Richtungen um und begleitet mich noch ein Stück. »Du weißt, wir befinden uns hier am Rande von Tannenwald, ein kleiner Bahnhof ist direkt vor dem Krankenhaus.«
     »Danke, aber das ist noch nicht mein Ziel.«
     »Was?« Wir bleiben stehen, während meine fast unbekannte Retterin mich ansieht, als hätte ich den Verstand verloren. »Wo willst du jetzt hin?«
     Mein Blick geht in die Ferne, ein paar Augenblicke nur. »Ich muss noch einmal in die Stadt hinein, in das Epizentrum der Hölle, dort, wo die Gesetze der Menschlichkeit keine Gültigkeit haben.«
     »Aha.« Plötzlich klingelt das Telefon in ihrer Hand. Angestrengt sieht sie sich um, ob die Türen zu den Krankenzimmern geschlossen bleiben. »Und was willst du dort?«
     Ich zwinge mir ein letztes Lächeln ab, bevor ich mich umdrehe. »Einen Toten besuchen.«
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