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Rapunzel will Rache

Verfasser: Sebastian Thiel (19)
Verlag: Bastei Lübbe (4241)
VÖ: 1. Oktober 2022
Genre: Thriller (9091)
Seiten: 378
Themen: Rache (3066), Selbstmordversuch (103), Silvester (156), Weihnachten (3100)
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Lesermeinungen (3)     Leseprobe     Cover
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Sebastian Thiel für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Sebastian Thiel gibt es auf seiner Autorenseite und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

     »Ich meine, 2019 gab es diese Fallschirmspringerin aus Kanada«, fährt sie fort. »Ihre beiden Fallschirme öffneten nicht, und sie fiel ungebremst aus anderthalb Kilometern zu Boden.« Sie legt mir eine Manschette um den Oberarm, misst den Puls und anschließend hört sie mit ihrem Stethoskop den Herzschlag ab. Die Schwester redet schnell und aufgeregt, betastet mich hier und da, leuchtet mir in die Augen und versucht immer wieder, den Arzt zu erreichen. Offensichtlich vergebens.
     »Die Fallschirmspringerin trudelte von einem Baum in den nächsten und landete schließlich schwer verletzt in dicht gewachsenen Dornenbüschen. Das rettete ihr das Leben.« Sie lässt hörbar Luft aus dem Mund entweichen und beäugt mich, einer besonders interessanten Spezies gleich. »Aber du bist von einer Abtei direkt auf den Marktplatz aufgeschlagen und hattest fast nichts.« Sie drückt mir auf den Bauch, woraufhin mir ein leichter Schmerzschrei entweicht.
     »Ah, hast du sie noch alle?«
     »Na ja, bis auf ein paar Quetschungen natürlich.« Sie sieht sich meine Akte an. »Tatsächlich war die Entgiftung gefährlicher als der Sturz. Beinahe hättest du es nicht geschafft.«
     Langsam kriechen die Erinnerungen zurück in meinen Verstand. Sie versteinern mein Antlitz, und ich sehe ruhig dem farbenfrohen Feuerwerk entgegen. »Ich bin nicht tot.«
     »Nein, aber du hast alles dafür getan, dass du es bist«, entgegnet die Krankenschwester und wählt wieder die Nummer des Arztes. »Warst auch beinahe erfolgreich, und du dürftest ziemliche Schmerzen haben, sollten die Schmerzmittel nachlassen.«
     »Wieso habt ihr das getan?«, entfährt es mir, ohne sie anzusehen. Endlich habe ich die Kraft, die Bettdecke zu lüften und erkenne, dass ich zwar von Schläuchen umgeben bin und mir Zugänge gelegt wurden, allerdings kann ich keine OP-Narben erkennen. Nur meine Haut schimmert in den wildesten Grün- und Blautönen, aber das bin ich ja durchaus aus anderen Gründen gewöhnt.
     »Nun, es ist unser Job.« Ihre Stimme wird zunehmend zickiger. »Wieso geht der Idiot nicht ran?«
     Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Wenn ich am Leben bin, habe ich noch ganz andere Probleme.
     Noch einmal sehe ich an den Vorhängen vorbei nach draußen. »Heute ist Silvester?«
     »Nein.« Sie schüttelt den Kopf, legt schnaubend auf und deutet mit dem Telefon nach draußen. »Seit ein paar Minuten nicht mehr. Frohes neues Jahr, übrigens.«
     »Fuck!« Mit der Endgültigkeit eines Sensenhiebs von Gevatter Tod setze ich ganz allmählich die Puzzleteile meiner Erinnerung wieder zusammen. Das Gesamtbild gefällt mir so gar nicht. Plötzlich fühle ich mich, als wäre ich von einem Vorschlaghammer getroffen. »Ich liege im Irmgardis-Krankenhaus in Tannenwald, oder?«
     Sie hält inne, leuchtet mir in die Augen und untersucht, ob sich meine Pupillen erweitern. »Ja, liegst du, und ich würde dich bitten, ganz ruhig zu bleiben, bis ich den Arzt ...«
     »Oh Gott.« Den Ort kenne ich bereits. Ich wusste, dass mir die Einrichtung seltsam vertraut vorkommt. Sie haben die Innenwände neu gestrichen und ein wenig modernisiert, jedoch haftet dem flachen Bau aus den Siebzigerjahren immer noch der Mief von gewaltsamer Unterdrückung und der Essenz des Unaussprechlichen an. Auch wenn der Anstrich neu ist, der Boden und das Wäldchen, in das sich das Krankenhaus schmiegt, ist es nicht. Hier wurde vor langer Zeit unendliches Unrecht begangen und niemals gesühnt.
     Plötzlich ist es, als ob sich ein dunkler Schatten meiner Seele bemächtigt, und ich will nichts wie weg von diesem Ort.
     »War jemand da?«, schießt es aus mir hervor. Ich sitze aufrecht im Bett, sehe, wie sie zurückschreckt, und irgendetwas in ihren Augen verrät mir, dass ich mit meiner Annahme gar nicht so falsch liege. »Hat jemand nach mir gefragt?«
     »Ja«, sagt sie lang gezogen und sieht mich unsicher an. »Fast jeden Tag kam jemand. Unterschiedliche Leute, aber die Polizei war bis vor ein paar Stunden noch hier. Jetzt haben sie zu Silvester ihre Kräfte abgezogen.«
     »Es ist also bekannt, dass ich hier bin?« Die Aussage geht mehr an mich selbst als an die Krankenschwester.
     Sie wählt noch einmal die Kurzwahltaste auf dem Telefon. »Natürlich. Du hast einen Sprung vom Dach eines dreistöckigen Gebäudes überlebt. Das stand nicht nur im Tannenwälder Kurier. Online war es selbst den überregionalen Medien eine Meldung wert.«
     »Scheiße«, stammle ich und schaue auf den Zugang an meinem Arm.
     »Du bist so etwas wie eine Berühmtheit.«
     »Riesige Scheiße.«
     Sie drückt das Telefon fest ans Ohr »Wenn es davon ein Video gäbe, würde es sofort viral gehen.«
     »Unglaublich riesige Scheiße.« Ich sehe ihr tief in die dunklen Augen und ergreife ihre Hand. Erst jetzt bemerke ich, wie kalt meine Finger sind. »Sie werden wiederkommen, wenn das Medieninteresse abflacht und die Polizei nicht mehr vor Ort ist.«
     »Wer?« Sie sieht angstvoll aus, ihre Nervosität wächst sichtlich. »Bist du in Gefahr?«
     »Frauen und Männer der Gemeinde, vielleicht sogar die Polizei selbst. Was weiß ich.« Immer wieder blicke ich voller Unbehagen zur Tür. Ob sie die Anonymität des Neujahrsmorgens ausnutzen? Meine ohnehin schon krächzende Stimme wird leise. »Das werden sie nicht auf sich sitzen lassen.« Ich spüre, wie meine Kraft versiegt und mein Rachen schmerzt. »Ich habe Dinge gesehen und gespürt, die nur meinen Tod bedeuten können.«
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