Diese Website nutzt Cookies. Sie können entweder alle   oder individuelle Eistellungen treffen. Nähere Infos finden Sie hier
49.057 REGISTRIERTE BUCHBEWERTER
Wir grüßen unseren neuesten User »robin318«!
  START   NEWS   BÜCHER   AUTOREN   THEMEN   VERLAGE   BLOGGER   CHARTS   BUCH FEHLT SUCHE:  
LESERKANONE
Benutzername:

Passwort:
Passwort?
Account anlegen
Gewinnspiel
 
Werbung:
Rapunzel will Rache
Verfasser: Sebastian Thiel (18)
Verlag: Bastei Lübbe (3944)
VÖ: 1. Oktober 2022
Genre: Thriller (8466)
Seiten: 378
Themen: Rache (2807), Selbstmordversuch (98), Silvester (136), Weihnachten (2650)
BLOGGERNOTE DES BUCHS
noch nicht bewertet
1
0%
2
0%
3
0%
4
0%
5
0%
6
0%
BENUTZER-SCHULNOTE
1,00 (100%)
1
100%
2
0%
3
0%
4
0%
5
0%
6
0%
Errechnet auf Basis von 3 Stimmen
Entwicklung Deine Note: 1 2 3 4 5 6
Erklärung der Bewertungssysteme
Leider existiert für »Rapunzel will Rache« noch keine Kurzbeschreibung. Wir würden uns freuen, wenn du ein, zwei Sätze verfassen könntest.
Lesermeinungen (3)     Leseprobe     Cover
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Sebastian Thiel für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Sebastian Thiel gibt es auf seiner Autorenseite und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

     Seien Sie kein Anfänger, sterben Sie wie ein Profi!
     Das Natrium-Pentobarbital schmeckt bitter, lässt sich aber erstaunlich leicht schlucken. War auch gar nicht mal teuer, und selbst der Würgereflex bleibt aus. Bequem bezahlt, online mit Bitcoin, frei Haus versendet an eine Packstation meiner Wahl. Sterben war noch nie so einfach.
     Es ist das Leben, das mir Schwierigkeiten bereitet.
     Ich spüre, wie die Mischung aus frisch geschmolzenem Wasser und Tablettenpampe die Speiseröhre herabkriecht und auf einen leeren Magen trifft. Ein leichtes Aufstoßen stoppt für einen Moment meine Bewegungen, ich unterdrücke das aufkommende Sodbrennen und schlucke trocken.
     Wenn man dem Verkäufer auf der Webseite Glauben schenken soll, werden innerhalb von wenigen Augenblicken die Vitalfunktionen heruntergefahren. Erst das Nervensystem, dann allmählich mein Herz-Kreislauf, und schließlich entspannen die Atemmuskeln. Die Rezeptoren der Tabletten benötigen nur wenig Zeit, um an die neuronalen Organe anzudocken und ihre Funktion einzuschränken.
     Gut so, der erste Teil wäre geschafft. Ich habe von der Welt nichts mehr zu erwarten – und sie auch nicht von mir. Nur noch eine letzte Aufgabe, um den Fokus der Stadt für den Bruchteil einer Sekunde auf das Unrecht und die Pein zu wenden, welche die Hilflosen seit Generationen ertragen müssen.
     Ich war eine von ihnen.
     Doch das ist jetzt vorbei. Endgültig.
     Die Finger beginnen zu zittern. Ob vom Wetter oder von den Tabletten ist mir einerlei. Mir ist nicht kalt, allerdings verspüre ich eine nicht greifbare Angst, während ich mich aufrichte und noch einmal zum finster dreinblickenden Wasserspeier sehe. Meine wehende blonde Mähne verdeckt mir fast die Sicht. Ich lächle ihn an, und für einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Zeitraum meine ich, dass er zurücklächelt.
     Nur noch einmal mutig sein – ein verdammtes Mal.
     Langsam lasse ich seine Flügel los, breite die Arme aus, fast als würde ich selbst abheben wollen. Ich schließe die Augen und merke, wie mein zierlicher Körper über die Kante schwebt.
     Es ist vorbei. Endlich.
     Der Wind umgibt mich mit seinem dunklen Rauschen. Er begleitet meine letzten Herzschläge auf dieser ungerechten Welt. Ich habe das Gefühl, als würde mein Blut aufhören zu rauschen, das Gehirn endlich das Grübeln einstellen und die Atmung stillstehen. Ein Hochgefühl erfasst mich, so stark, dass ich meine, selbst durch geschlossene Augen ein Licht wahrzunehmen. Ich lächle dem Tod entgegen und ...
     Der Aufprall kommt unerwartet, und mit der wundervollen Ruhe ist es augenblicklich vorbei.
     Ich dachte, der Fall würde länger dauern. Plötzlich ist alles wieder da. Die Kälte, die sich unbarmherzig in mich frisst, und meine Gedanken, die nie wirklich Ruhe geben wollen. Mein Puls pumpt so schnell, einem reißenden Fluss gleich, ja sogar mein Blick ist klar, und ich spüre das Streusalz der glatten Kopfsteinpflaster in den Augen brennen.
     Als ein ferner, schriller Schrei einer mir unbekannten Person ertönt, wird mir etwas auf grausame Art und Weise klar: Fuck! Ich lebe noch.


1 – Ohne Erinnerung
4387 Tage vor dem Ende


Ich warte. Ich warte lange.
     Das tue ich heute leider öfter. Immer, wenn ich in großen Häusern sitzen muss und Erwachsene über mich reden. So ist es auch heute.
     Die Betreuerin, Frau Mathilda, hat gesagt, dass ich nicht mehr länger im Krankenhaus bleiben soll. Schade eigentlich, hat mir dort gut gefallen. Die Krankenschwestern waren nett. Haben mir immer Kuchen gebracht, wenn sie etwas übrig hatten. Dabei weiß ich gar nicht mehr so genau, warum ich eigentlich im Krankenhaus war. Irgendwie ist alles verschwommen, als würde ich träumen und dann auch wieder nicht.
     »Das arme Kind«, haben sie immer gesagt und mir über die langen, blonden Haare gestreichelt. »Das arme, arme Kind.«
     Beinahe jeder hat es gesagt. Die Frau vom Jugendamt, die Ärzte in ihren schicken weißen Kitteln, und selbst die Empfangsdame sah mich irgendwie an, als würde sie mich ganz doll drücken wollen.
     Eigentlich ein schönes Gefühl, wenn jeder einen umarmen möchte. Ich mag das sehr. In meinem Magen kribbelt es dann so herrlich. Ich kuschle auch gerne mit Stoffel, meinem Hasen, der mir geschenkt wurde. Nur von wem eigentlich?
     So genau kann ich mich gar nicht mehr erinnern.
     Langsam reibe ich über Stoffels plüschiges Fell und sehe nach draußen. Manchmal stelle ich mir vor, er wäre lebendig und würde mit mir reden. Zumindest heute wäre es schön. Immerhin ist Heiliger Abend.
     Der Geruch von Weihrauch liegt in der Luft und wabert durch die Gänge dieses großen Hauses am Marktplatz einer Stadt, in der ich noch nie war. Draußen haben sie hübsch geschmückt. Die Menschen lachen und trinken Glühwein, und der feine Schein des mit Lichterkerzen geschmückten Weihnachtsbaums spiegelt sich auf dem dunklen Kopfsteinpflaster wider.
     Die Sterne stehen an diesem Abend stechend hell am Nachthimmel. Ein Lichtermeer aus tausend kleinen Glühwürmchen. Eigentlich bin ich froh, hier zu sein. Vor allem, weil Frau Mathilda gesagt wird, dass jetzt alles besser wird. Und dann wieder: »Das arme, arme Kind.«
     Wieso sagen das nur immer alle?
     So schlecht geht es mir doch gar nicht. Gut, mein Rücken tut noch wirklich weh. Besonders wenn ich mich strecke oder zu lange auf ihm liege. Wenn ich nur wüsste, warum das so ist?
     Jetzt redet sie schon eine ganze Weile mit dem Mann in seinem Büro. Er muss der Pfarrer oder so sein, weil hier überall Kirchenbilder hängen. Aber Frau Mathilda sagte, dass es nur eine Abtei war, die jetzt etwas anderes ist. Komisch, aber das werde ich wohl noch mal nachfragen müssen.
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8
MEINUNG ZUM BUCH ABGEBEN
Benutzername: Passwort:   
 
Leserkanone.de © by LK-Team (2011-2023)  •  Hinweise für Autoren, Verlage & Co.  •  Leseproben vorstellen  •  Impressum  •  Datenschutz  •  Cookies