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Elf Tage und ein Jahr

Verfasser: Marianne Nolde (1)
Verlag: Pinguletta (19)
VÖ: 5. März 2022
Genre: Biografie (2368)
Seiten: 270 (Kindle Edition), 232 (Taschenbuch-Version)
Themen: Abschied (143), Mütter (1191), Sterben (260), Töchter (905), Tod (1329)
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Erklärung der Bewertungssysteme
Ein sehr persönlicher Ratgeber über das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen
Als die 91-jährige Josefine erfährt, dass die Ärzte nichts mehr für sie tun können, ist ihr das recht. Jahrelange Pflegebedürftigkeit hat die einst so tatkräftige Frau an ihre Grenzen gebracht. Überraschend einverstanden und zufrieden schließt sie ihr Leben ab. Ihre einzige Tochter Marianne beschreibt diese letzte Phase mit Humor, viel Liebe und einem zärtlichen, aber auch kritischen Blick auf den gemeinsamen Lebensweg. Und stellt dabei fest: Bis zuletzt ist noch so viel Heilung möglich.
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LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich beim pinguletta Verlag für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Marianne Nolde gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

Weil ich mir ein Herz gefasst und meine Mutter auf ihre Beerdigungswünsche angesprochen hatte, wusste ich jetzt genau, was sie sich für ihren allerletzten Gang vorstellte.
     Die letzte Phase begann also unter günstigen Umständen. Das hat mich später bewogen, mit meinem Mann die Wünsche für seine Beerdigung zu besprechen und ihm meine zu nennen. Was ich nie für möglich gehalten hätte: Ich lag falsch in der Einschätzung dessen, was er sich wünschte. Wir waren uns immer ziemlich nah und haben viel miteinander geredet. Trotzdem hatte ich es nicht gewusst.

Es dauerte nicht lange, bis tatsächlich die Sanitäter mit ihrer Rollliege kamen, um meine Mutter abzuholen und sie ins Altenheim zurückzubringen. Sie ließ die Prozedur des Umlagerns geduldig geschehen, sie schien mit allem einverstanden. Sie würde jetzt wieder nach Hause gebracht, und da wollte sie hin. Ihr Zimmer im Altenheim war seit Jahren ihr Zuhause, in dem sie sich wohlfühlte. Sie hatte immer zu Hause sterben wollen, nur hatte sich zwischenzeitlich geändert, welcher Ort das war.
     Mit der nicht ausgepackten Tasche in der Hand, die nun doch keinen Nachfolger mehr bekommen würde, verließ ich ein letztes Mal die Klinik, in der ich sie nie wieder besuchen würde.
     Ab jetzt würde es viele letzte Male geben.
     Während meine Mutter in den Krankenwagen geschoben wurde,
     traf ich den angereisten Sohn an der Klinikpforte und fuhr mit ihm hinter dem Krankenwagen her ins Altenheim. Das erste Mal war ich nicht allein bei der Fahrt hinter einem Krankenwagen her, in dem meine Mutter lag.
     Daniel hatte sein Meeting verlegt und sich Arbeit für das Wochenende mit nach Hause genommen. Er war darauf eingerichtet, den Nachmittag und das Wochenende im Altenheim zu verbringen. Ich war so froh, dass er da war. Er ging oft seiner Wege, wir waren eine Familie von Individualisten. Aber wenn Not am Mann oder der Frau war, konnte ich mich immer absolut auf ihn verlassen.
     Diese Erfahrung würde ich ein weiteres Mal machen.


TAG EINS
IM ALTENHEIM


Die Sanitäter schoben die Bahre mit meiner immer noch ziemlich abwesend wirkenden Mutter aus dem Krankenwagen zum Haus und durch die Flure in ihr gemütliches Zimmer mit Parkblick und ihrem Rosenbäumchen mit den kräftig roten Rosen vor dem bodentiefen Fenster. Das hatte sie aus ihrem alten Zuhause mitgebracht, und es wurde jahreszeitlich unten herum bunt bepflanzt, soweit die Bodenfläche nicht für die beiden Schafe aus Ton gebraucht wurde. Daneben ein paar Buchsbäume, die meine Mutter leidenschaftlich gern in Form schnitt, sogar, als das noch gar nicht allgemein in Mode gekommen war.
     Ich mochte das ja nicht so und hatte eine geheime Übereinkunft mit ihrer Schwester, die Gärtnerin war, und nicht ganz so viel Eingriffe in die Natur schätzte, wie meine Mutter sie beherzt vornahm. Mittlerweile befanden sich die Buchsbäume in Renaturierung, denn zum Formschnitt war meiner Mutter die Kraft ausgegangen. So nahm die Natur wieder ihren Lauf.
     Ihr Bett hatten die Schwestern umgestellt. Es stand sonst immer mit der Seite zur Wand, jetzt stand es mit dem Kopf zur Wand und an beiden Seiten war Platz für Besucher.
     Man hatte schon vorgedacht. Das also war sie jetzt, die Palliativphase. Oder das Sterbebett.
     Die Sanitäter schoben meine Mutter auf ihr Bett und fragten sie, wie sie gelagert werden wollte.
     »Egal«, lautete die erschöpfte Antwort.
     Später würde mein Sohn sagen, dass ihm in dem Moment klar wurde, wie es um seine Oma bestellt war. Denn sie war eine Frau mit klaren Entschlüssen und einer festen Meinung dazu, wie genau Kopf- und Fußteil am Bett einzustellen waren, wo die gefühlt etwa fünfzehn Kissen verschiedener Länge, Breite und Dicke unter und um ihren Körper herum zu drapieren seien, und dass auch bei Minusgraden das Fenster bei aufgedrehter Heizung gekippt sein musste. Mit ökologischen Einwänden konnte ich da rein gar nichts bei ihr erreichen.
     »Egal« war in so einem Zusammenhang einfach bis gestern keine denkbare Antwort gewesen.
     »Egal« war neu. Es gab ab jetzt nicht nur letzte Male. Es gab auch erste Male.
     Daniel und ich setzten uns jeweils an die gegenüberliegende Seite des Betts meiner Mutter, legten unsere Hände auf ihren ungewohnt schwachen Körper, und mit lauter und klarer Stimme sprach der Enkel seine Oma an. Das gefiel ihr. Er gefiel ihr sowieso. Und jetzt gerade mal wieder sehr.
     Als wir noch zusammen in einem Haus gelebt hatten und meine Mutter noch nicht ganz so pflegebedürftig war, hatte Daniel manchmal ein paar Tage die Oma gehütet, sodass wir verreisen konnten. Anschließend hörten wir dann mehrere Wochen lang das Loblied auf den Enkel, der sich so dermaßen gut um sie gekümmert hatte, dass sie gar nicht aufhören konnte, das hervorzuheben. Ein paarmal war ich kurz davor, beleidigt zu sein, aber ich sah dann doch davon ab, weil es so einfach besser für uns war.
     Auch als sie später im Altenheim lebte, war Daniel, der nur eine Autostunde entfernt wohnte, der Joker, der uns ermöglichte, mal frei von jeder Verantwortung gemeinsam eine kleine Urlaubsauszeit zu nehmen.
     Das Lächeln, das im Krankenhaus plötzlich verschwunden war, kehrte in homöopathischen Dosen zurück. Ein bisschen schief wohl, so ohne das Gebiss. Ohne Gebiss konnte meine Mutter nicht ganz so gut sprechen, aber da sie sich gern den Mund mit den Schaumstoffschwämmchen am Stiel - eine Art Lolli für die letzte Lebensphase - auswischen ließ, schien mir nicht sinnvoll, sie mit ihren künstlichen Zähnen zu quälen, zumal Essen nicht mehr auf dem Plan stand. Schon das Schlucken von Wasser schien schwierig. Im Krankenhaus hatte man mir reichlich von den Schwämmchen mitgegeben, und in ihrem Zimmer im Altenheim standen auch schon welche bereit.
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