|
|
|
|
|
BLOGGERNOTE DES BUCHS |
|
|
|
noch nicht bewertet
|
|
|
Lesermeinungen (0) Leseprobe |
|
|
|
LESEPROBE |
|
|
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Barbara Lah für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Barbara Lah gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Ich dachte ja, dass die Größen Small, Medium und Large eine ziemlich ausgereifte Sache wären, aber Starbucks musste anscheinend seine eigenen Regeln bei Größenordnungen machen. Obwohl Tall, Grande und Venti sich eher nach Kondomgrößen für mich anhören, bewundere ich den Mut, ihren individuellen Weg zu beschreiten. Vielleicht revolutionieren sie nebenbei auch noch die Kleidergrößen zu Niedlich, Hübsch und Wunderbar. Mir würde ein Stein vom Herzen fallen. Während ich also nach dem großen grünen Schild des Cafés in der Ferne Ausschau halte, das die ersehnte Erlösung bringen soll, regnet-schneit es immer weiter und ich frage mich, ob Starbucks überhaupt als Café im klassischen Sinne bezeichnet werden darf. Das Wort Kaffeehaus schießt mir in den Kopf. Aber dann sehe ich sofort alternde, gut gekleidete Menschen, die einen gepflegten Verlängerten trinken und mit akkurat gespreiztem kleinem Finger die Tasse zu den Lippen führen. Das beschreibt die Zielgruppe wohl auch nicht ganz. Egal. Ich trete ein und bemühe mich am Tresen, meine Bestellung so elegant und professionell wie möglich hinter mich zu bringen. Bei Starbucks zu bestellen ist immer eine Prüfung: Hier entscheidet sich, wer du bist. Eine Frau von Welt, die mit dem Coffee to go bereits aus dem Schoß ihrer Mutter herausgekrabbelt ist, oder eben lediglich ein dummer Tourist, der am Ende versuchen wird, die Tasse zu klauen, um sie stolz den Freundinnen in Brandenburg zu präsentieren. »Einen Blonde Caramelised Pumpkin Macchiato, bitte!« Ich atme erleichtert auf. Das ging ohne zu stottern. »Tall, Grande, Venti?« Mist. Dabei war ich ausgezeichnet vorbereitet. »Venti. Und mein Name ist Josi.« »Wie?« Der pickelige Junge hinterm Tresen hebt zum ersten Mal die Augen und starrt mich verdattert an. »Josi«, wiederhole ich mit zusammengekniffenen Lippen. »Jodie? Wie Jodie Foster?« Ehrlich? Der Kerl ist keine 20 Jahre alt, aber Jodie Foster kennen. Ich glaub es nicht. »J - O - S - I«, buchstabiere ich langsam und drücke mir meine Louis-Vuitton-Tasche vor die Brust, als wäre sie mein persönlicher Schutzschild. Die ist zwar eine Imitation, aber groß genug, dass sie es mit Captain Americas Schild locker aufnehmen könnte. Außerdem kann ich damit nicht nur blöde Blicke abwehren, sondern mit dem Inhalt gleich noch Bomben entschärfen, die nächste Lieferung bei einem Drogeriemarkt übernehmen oder zumindest Berlin Mitte für mehrere Tage mit Bonbons versorgen. Der sogenannte Barista wendet sich von mir ab und beginnt freudlos, meine Kaffeespezialität zu kreieren, die so teuer ist, dass sie dem Wochenlohn eines Kaffeebauern in Äthiopien entspricht. Vermute ich. Denn wenn ich noch mal auf die Anzeigetafel blicke, was mir ohne Brille einige Schwierigkeiten bereitet, könnte es auch der Jahreslohn eines Großbauern in Nicaragua sein. Meine Handtasche mag groß sein, aber um die Summe an Bargeld mit mir herumzuschleppen, die notwendig wäre, diesen Kaffee zu bezahlen, wäre ein Sackkarren besser geeignet gewesen. Zum Glück hat Gott die Kreditkarte erfunden. Oder vielleicht war das auch Starbucks. Dann würde ich empfehlen, eine neue Religion zu gründen. Aber da bin ich wahrscheinlich wieder zu spät dran. Trotz des hohen finanziellen Aufwands bin ich ein wenig glücklich über die Kürbis-Winter-Sahne-Zimtsache, die der junge Mann für mich kreiert. Mittlerweile bete ich allerdings, dass unter dem ganzen Schaum, der Sahne und dem Himalaya an Gewürzen auch noch irgendwo Kaffee versteckt ist. Doch nach endlosen Minuten des Bangens schüttet er tatsächlich eine winzige Espresso-Tasse schwarzen Goldes hinein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich erleichtert oder verärgert sein soll. Im Anschluss hält er die Tasse in die Luft und schreit Josi quer durch den Raum. Keiner dreht sich um. Warum auch? Schließlich bin ich die einzige Kundin an seinem Schalter und die Person, die vor nicht einmal 360 Sekunden dieses kaffeeähnliche Etwas bei ihm in Auftrag gegeben hat. Er spricht Josi nicht so aus, als würde er ein sexy Unterwäschemodel ausrufen. Sondern wie: SCHOSI. Das ist der Albtraum meines Lebens. Meine Mutter wollte unbedingt eine Josephine haben. Mein Vater meinte darauf wohl: »Det wird dann so ne Trulla wie die Jaqueline aus´m KaDeWe.« Fakt war: Papa fand Susi toll. »Herrlich einfach. Det kann det Mädchen och schreiben lernen, wenn se nicht studiert hat.« Selbstvertrauen ist mir also in die Wiege gelegt worden. |
|
Seite:
1 2 3 |
|