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Herbstfrühling

Verfasser: Angelika Godau (27) und Luise Klein (3)
Verlag: Eigenverlag (30593) und MVB (9)
VÖ: 3. September 2021
Genre: Humoristisches Buch (1581)
Seiten: 290 (Taschenbuch-Version), 298 (Kindle-Version)
Themen: Alter (202), Coronavirus (186), Familien (1851), Pflegeheim (201), Witwen und Witwer (393)
Reihe: Herbstfrühling (7)
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Erklärung der Bewertungssysteme
Wenn die Oma sich verliebt, der Tochter das überhaupt nicht passt, muss das Pubertier die Situation verschlimmern.
Lesermeinungen (1)     Leseprobe     Blogger (1)
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Angelika Godau für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Angelika Godau gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter, bei Facebook und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

     »Was hätte sie sagen sollen? Er war doch ihr Mann, sie war glücklich, dass er lebend zu ihr zurückgekommen war. Na ja, und er war sicherlich auch glücklich, nicht mehr hungern und frieren zu müssen, endlich seine kleine Tochter kennenlernen zu dürfen.«
     »Finde ich trotzdem Scheiße, von fremden Leuten muss man sich nicht betouchen lassen, wer weiß das nicht?«
     Lara ist 14 und überzeugt, die Welt zu kennen und alles zu verstehen.
     »Heute vielleicht. Damals war das noch ein bisschen anders und wie gesagt, er war kein Fremder, er war mein Vater. Ich musste dankbar sein, dass er heil zu uns zurückgekommen ist. Mein Lehrer hatte im Krieg einen Arm und ein Auge verloren. Er trug eine schwarze Klappe, der leere Ärmel war mit einer Sicherheitsnadel an der Seite der Jacke befestigt. Ich erinnere mich, dass ich lange darüber gegrübelt habe, wie man ein Auge und einen Arm verlieren konnte. Ich habe mir vorgenommen, immer gut auf meine Körperteile aufzupassen, damit ich nicht auch so eine Augenklappe tragen muss. Deppermann, ich erinnere mich bis heute an seinen Namen. Er war verbittert und ungerecht. Posttraumatische Belastungsstörung würde man heute diagnostizieren, damals war das ein unbekannter Begriff. Er ist streng, aber gerecht, hieß es. Dabei mochte er eigentlich keine Kinder und Flüchtlingskinder am allerwenigsten. Zum Glück gab es außer mir noch drei weitere, so dass wir uns die Prügel teilen konnten.«
     »Prügel? Was für Prügel? Als ob der euch geschlagen hat.«
     Selbst durch ihr kleines Telefon konnte sie Laras gerechte Empörung hören.
     »Oh doch, er schlug mit dem verbliebenen Arm und dem Zeigestock zu. Wohin er traf, war ihm gleichgültig. Geriet er in Wut verrutschte die Augenklappe und man sah ein schwarzes, furchteinflößendes Loch.«
     »Krass, gar kein Auge mehr? Auch kein Glasauge? Ist doch sonst sauekelig.«
     »Vielleicht hat er später eins bekommen, das weiß ich nicht, aber in der damaligen Zeit gab es für die Menschen Wichtigeres als Glasaugen.«
     »Warum haben dir deine Eltern nicht einfach geholfen?«
     »Als mein Vater gesehen hat, dass ich blutige Striemen an den Händen hatte, fragte er, woher. Stotternd vor Angst habe ich ihm erzählt, wie ich von Lehrer Deppermann mit seinem Zeigestock geschlagen wurde. Er hat kein Wort gesagt, nur die Lippen zusammengepresst und mir wieder über die Haare gestreichelt.«
     »Och nee, nicht schon wieder dieser Move, oder?«
     Inge hat es längst aufgegeben jedes Mal nachzufragen, wenn sie etwas an Laras Antworten nicht versteht. Zu genervt klingen die Erklärungen der Enkelin und da sie das Gespräch noch nicht beenden wollte, hatte sie schnell weitererzählt.
     »Was immer mein Vater ihm gesagt hat, dieser Lehrer hat mich nicht mehr geschlagen. Er strafte ab jetzt, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Stunden musste ich mit dem Gesicht zur Wand in einer Ecke oder allein vor der Klassentür stehen. Dadurch verpasste ich viel, lernte nicht richtig schreiben, mein Griffel brach oft ab, weil meine Finger vor Angst verkrampft waren. Deppermann forderte jedes Mal die Klasse auf, mich auszulachen. Natürlich bekam ich in Diktaten schlechte Noten. Die verkündete er immer vor den anderen Kindern. Er ließ meine Tafel in der Klasse rumgehen. Jeder sollte sehen, wie viele Fehler ich gemacht hatte. Es war schrecklich demütigend für mich.« Lara hatte in ihrer typisch knappen Art und Weise nur gesagt: »Was ein Vollidiot«, und Inge hatte gespürt, dass es sie eigentlich nicht interessierte. Das tat ihr weh, auch wenn sie das Mädchen verstand. Die Erinnerungen alter Leute sind zu allen Zeiten für die Jugend entsetzlich öde. Hatte der Vater jemals vom Krieg erzählt, von der Gefangenschaft? Wahrscheinlich nicht, oder hatte sie es vergessen? Vermutlich hatte er nicht lange genug gelebt, um viel zu erzählen. Knapp ein Jahr, nach seiner Heimkehr, warf er sich vor einen Güterzug und machte damit seinem Leben ein Ende. Eine Todsünde für die katholische Gemeinde, ein zusätzlicher Beweis, dass die Flüchtlinge gottlose Menschen waren. Ausgerechnet dem Priester war es zu verdanken, dass er überhaupt eine halbwegs ordentliche Beerdigung erhielt. Er hatte in seiner Predigt von christlicher Nächstenliebe gesprochen und dass keiner ›den ersten Stein‹ werfen dürfe. Außer ihrer Mutter und dem Geistlichen standen trotzdem nur drei alte Frauen am offenen Grab. Die gingen grundsätzlich zu jeder Beerdigung. Vielleicht hatten sie nichts anderes zu tun oder waren froh, noch nicht die Hauptpersonen zu sein.
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