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Kommentar vom 7. Februar 2022 um 14:24 Uhr (Schulnote 1): |
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Mit "Mut. Machen. Liebe" hat Hansjörg Nessensohn erneut ein Buch geschrieben, welches mich berührt hat. Er verknüpft darin das Leben zweier Männer, die mit den gleichen grundlegenden Problemen konfrontiert werden, aber in gänzlich anderen Umständen leben - 1957 und heute. Dabei schwingen so viele Themen (Homophobie, §175, Einwanderung, Altersunterschiede, Outing, Probleme mit Social Media, Liebe) mit, der der gesamten Handlung eine hohe Dichte geben, ohne dass insgesamt der leichte Erzählstil beschwert wird.
Der Plot im Heute dreht sich um den jungen Paul, der einen erschütternden Verrat an ihm auch nach zwei Jahren nicht verarbeiten kann und sich auf eine Pilgerreise begibt. Dabei drängt sich ihm die 80-jährige Liz auf, die ihm die Geschichte von Helmut und Enzo aus den Fünfzigern vorliest bzw. erzählt. Für die beiden Zeitebenen wird eine unterschiedliche Schriftart verwendet, was den Wechsel sehr deutlich macht.
Im Laufe des Buches verweben sich die Plots miteinander, einerseits durch die Figuren in der Geschichte selbst, andersseits durch die Gedanken, die diese Geschichte in Paul auslöst.
Der Schreibstil ist einmal mehr sehr einnehmend und mitreißend. Pauls Part wird in der Ich-Perspektive unterstützt von SMS erzählt, die er mit Jonas austauscht. Dadurch wird unter anderem auch seine Entwicklung raffiniert sichtbar gemacht. Jonas ist bekannt aus dem Buch "Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter". Um Paul besser zu verstehen, empfehle ich dieses Buch zuerst zu lesen. "Mut. Machen. Liebe" kann aber unabhängig davon gelesen werden, aber dann fehlt das umfassende Verständnis dafür, warum Paul so schwer verletzt wurde. Enzos und Helmuts Geschichte ist aus der personalisierten Perspektive geschrieben.
Hin und wieder hatte ich bei diesem Buch das Gefühl, das unbedingt noch der eine oder andere historische Fakt untergebracht bzw. dargestellt werden musste. Deshalb wirkte das Buch an einigen Stellen ein wenig wie ein trockenes Geschichtsbuch. Dies ist aber mein einziger Kritikpunkt und mindert nicht meine Begeisterung.
Am liebsten würde ich jetzt wissen wie es mit Paul und Jonas weitergeht ...« |
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