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Die Stadt zu unseren Füßen

Verfasser: Janina Hoffmann (10)
Verlag: Eigenverlag (30593)
VÖ: 1. August 2020
Genre: Gegenwartsliteratur (4387)
Seiten: 300
Themen: Enkel (93), Entscheidungen (2653), Familiengeheimnisse (723), Großväter (233), Herrenhaus (181), Isolation (89)
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Melanie Goldberg wächst behütet, aber isoliert auf einem Berg in einem prächtigen Herrenhaus auf. Ihr Großvater, ein Milliardär und der reichste Mann des Landes, kontrolliert seine Enkelin wie alles und jeden in seinem Umfeld. Melanie kommt einigen dunklen Familiengeheimnissen auf die Spur, die sie zutiefst schockieren und ängstigen. Eines Tages muss sie zwischen einem Leben im Luxus und einem Leben in Freiheit wählen.
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LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Janina Hoffmann für die Einsendung dieser Leseprobe!
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     „Eure Großmutter ist eine echte Adelige“, pflegte Großvater Theodora und mir des Öfteren voller Stolz zu sagen, als hätte diese Tatsache dem ohnehin schon hohen Ansehen unserer Familie noch den letzten Schliff verliehen.
     Anders als mein Großvater, der ebenfalls Arzt gewesen war und in der Stadt eine Praxis als Allgemeinmediziner betrieben hatte, bevor mein Vater diese übernahm, war meine Großmutter nie berufstätig gewesen. Obwohl sie es vermutlich nicht anders kannte, musste ihr doch in unserem Haus, in dem ihr jede Arbeit abgenommen wurde und sich sogar eine Angestellte von Anfang an um ihre beiden Kinder kümmerte, die Zeit lang geworden sein. Großvater fand schon vor vielen Jahren einen Weg, seine Frau zu beschäftigen, damit sie nicht in ihrer Melancholie versank. Er ließ meine Großmutter Fotos aus Zeitschriften ausschneiden und daraus Collagen basteln. Diese „Goldberg-Collagen“, wie Großvater sie nannte, wurden dann von Bediensteten auf Basaren und Märkten verkauft, die Erlöse wohltätigen Zwecken gespendet. Manchmal half ich meiner Großmutter bei dem Erstellen der Collagen. Sie ließ nie erkennen, ob sie froh war, mich bei sich zu haben, während wir still vor uns hin arbeiteten. Eigentlich ging es mir dabei gar nicht um die Bastelarbeit oder darum, Zeit mit meiner Großmutter zu verbringen. Vielmehr interessierten mich die Zeitschriften, aus denen wir die Bilder ausschnitten, um sie anschließend säuberlich auf Pappe zu kleben. Bei den wochenalten und schon etwas abgegriffenen Illustrierten handelte es sich nämlich um Boulevardblätter, die mein Vater von Zeit zu Zeit großzügigerweise aus dem Wartezimmer seiner Praxis aussortierte und mit nach Hause brachte, damit Großmutter sie weiterverarbeiten konnte. In diesen Zeitschriften wurde viel über die Prominenten des Landes und der Welt sowie über ihre Probleme und Skandale berichtet. Während meine Großmutter konzentriert mit geschultem Blick die passenden Bilder für die Collagen auswählte, sorgfältig ausschnitt und auf einen Stapel legte, nutzte ich die Zeit, um heimlich die außergewöhnlichen, peinlichen und manchmal auch traurigen Geschichten der Prominenten zu überfliegen, denn in meinem Leben gab es so wenig Aufregendes. Vielmehr fühlte ich mich auf dem Goldberg fern der Außenwelt, die ich, vermutlich wegen der zu Schau gestellten Einstellungen meiner Mutter und meines Großvaters, gleichzeitig fürchtete. Ich erzählte nie jemandem von meiner Sehnsucht nach Abwechslung. Später sollten einige furchtbare Ereignisse unsere Familie und mein Leben erschüttern. Wie sehr wünschte ich mir da die ruhigen Tage auf dem Goldberg zurück.
     Großvater wäre vermutlich fuchsteufelswild geworden, wenn er den wahren Grund für meine Hilfsbereitschaft erfahren hätte. Stattdessen lobte er mich dafür, dass ich Großmutter bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützte, während für Theodora, die von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass sie das Kleben von Collagen für eine dämliche Tätigkeit hielt, an der sie sich nicht beteiligen wollte, nur ein abfälliger Blick übrigblieb.
     Meine eigentliche Leidenschaft galt der Malerei. Ich hatte schon früh gemerkt, dass es mir leichter als meinen Geschwistern oder meinen Mitschülern fiel, Tiere, Pflanzen und Landschaften ohne Vorlage aus freier Hand zu zeichnen, und es machte mir große Freude. Als ich elf Jahre alt wurde, schenkte mir meine Tante Tanja, die jüngere Schwester meines Vaters, eine Staffelei samt Leinwänden und Acrylfarben - nach Ansicht meines Großvaters ein übertriebenes und noch dazu völlig unnützes Geschenk. Großvater hasste nämlich jede Art von Kreativität, abgesehen von Großmutters Collagen natürlich.
     Begeistert machte ich mich noch an meinem Geburtstag daran, mein erstes Bild zu beginnen. Bisher hatte ich hauptsächlich mit Bunt- und Bleistiften gezeichnet, so dass es etwas dauerte, bis ich die richtige Technik entwickelte. Ich arbeitete fast zwei Wochen täglich mit großer Hingabe an dem Bild, das eine Fantasielandschaft darstellte. Immer wieder fielen mir neue Details ein, die ich hinzufügen wollte.
     Wieder einmal saß ich vor meinem Kunstwerk, das nun fast vollendet war, als Großvater, gefolgt von seinen drei Hunden, mein Zimmer betrat. Er pflegte unregelmäßige Kontrollgänge durch das Haus zu machen, um sicherzustellen, dass alle Bediensteten ihrer Arbeit nachgingen und wir Kinder keinen Unsinn anstellten. Wenn Großvater unerwartet in mein Zimmer kam, kroch stets sofort ein unbehagliches Gefühl in mir hoch. Großvaters strengem Blick entging nichts, und er sparte nie mit Kritik, dafür immer mit Lob. Schweigend stand er hinter mir und betrachtete mein Werk auf der Staffelei, während sich die Hunde um ihn drängten und mich mit ihren Schnauzen anstupsten.
     Ich war gerade im Begriff gewesen, die Wolken mit etwas Grau realistischer zu gestalten. Jetzt verharrte ich mit dem Pinsel in meiner Hand mitten in der Bewegung. Ganz still saß ich auf meinem Künstlerhocker, wie ich das niedrige Holzsitzmöbel insgeheim getauft hatte, und wagte kaum zu atmen. Es verging sicher eine Minute, bis Großvater endlich sprach: „Deinem Bild fehlt es an Struktur, Melanie. Es sieht nicht so aus, als würdest du auf der Leinwand etwas auch nur ansatzweise Ordentliches zustande bringen. Du lässt also besser diese Zeitverschwendung und befasst dich in Zukunft mit Dingen, die mehr Aussicht auf Erfolg haben.“ Mit diesen vernichtenden Worten verließ er mein Zimmer, wobei ihm die Hunde wie auf ein stilles Kommando folgten.
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