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La Libertad - Folter und Befreiung

Verfasser: Bernhard Conrad (9)
Verlag: Eigenverlag (30593)
VÖ: 8. Januar 2020
Genre: Gegenwartsliteratur (4387)
Seiten: 364
Themen: Befreiung (213), Folter (183), Putsch (38), Südamerika (72)
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Ein philosophischer Roman um Macht, Gewalt und Folter, Befreiung, Schuld und die Frage: Kann es Vergebung angesichts menschenverachtender Folterqualen überhaupt geben?
Ein junger Mann reist in ein imaginäres Südamerika, gerät unversehens in einen Militärputsch, wird gefoltert und verliert sich selbst in der Sprachlosigkeit des „Fisches“.
Durch Maria wird er zusammen mit Carlos, einem alten Guerillero und Ziehvater Marias, befreit. Mit der endlosen Schwäche des Gefolterten konfrontiert, muss Maria sich selbst finden und verliebt sich dabei in den „Fisch“.
Als sie auf einen der Folterer treffen, beginnt ein unerbittlicher Kampf um Leben und Tod, ein Kampf um die Fragen nach Schuld, Sühne und Freiheit.
Der Roman beschreibt eine Reise, die sich von Äußerlichkeiten in den inneren Raum der Existenz bewegt und dabei nach provokanten Antworten sucht.
Durch die Ereignisse der letzten Jahre, in denen von einigen Staaten die Frage nach der Legalität von Folterungen aufgeworfen wurde und in denen die Welt immer mehr mit Gewalt konfrontiert wird, erhält der Roman eine Aktualität, die über die allgemeinen philosophisch-politischen Fragen hinausreicht.
Lesermeinungen (1)     Leseprobe
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Bernhard Conrad für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Bernhard Conrad gibt es auf seiner Autorenseite.
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     "Er muss mit."
     Die Stimme meines Vaters duldete keinen Widerspruch. Die Männer der Gruppe wären auch nie auf die Idee gekommen, zu widersprechen, doch ich, die junge Guerilla, die Frau, die Carlos ihren Vater nannte, versuchte, wenn auch nur schwach, dem Gedanken entgegenzutreten, diese Kreatur, dieses Hindernis, mitzunehmen.
     "Der da kann nicht mit. Wir haben keine Zeit für fast Tote, keine Medikamente. Er ist ein Risiko. Wir müssen schnell machen. Weg von hier. Mit dem da geht das nicht. Versteh doch Carlos! Vater! Er kann nicht mit, selbst wenn wir ihm alle helfen wollten."
     "Er muss mit! Ich habe ihn nicht ins Leben zurückgeholt um ihn hier krepieren zu lassen! Er muss mit! Und du, Maria, wirst dich um ihn kümmern!"
     "Was?"
     Ich schrie auf, wie konnte Carlos nur? Doch dieser Gringo, den mein Carlos, mein Vater, mein Ein und Alles als so wichtig empfand, reagierte das erste Mal seit er seine Arme gehoben hatte. Er betrachtete mich. In seinen geschundenen Augen konnte ich einen Blick erkennen, der zweifelsohne mir, der jungen Frau in Kampfuniform galt, das Gesicht mit schwarzer Farbe bemalt, die Hände voll mit Waffen. In seinen Augen erkannte ich Angst, die Angst eines waidwund geschossenen Tieres, eine abgrundtiefe Angst vor allem, was um ihn herum geschah. Dann wandelte sich sein Blick in eine ungläubige Frage. Er blickte mich an, als wolle er zu einem Engel sprechen, und da erkannte ich im Metall der gegenüberliegenden Wand mein Gesicht, schemenhaft nur, aber klar genug, um eine Art Heiligenschein um meine dunklen, kurz geschorenen Haare zu erkennen, der durch das diffuse Licht irgendwelcher Autoscheinwerfer hervorgerufen wurde.
     "Schnell, sie kommen!"
     Eine Stimme aus dem Dunkel der Nacht machte uns auf die sich nähernde Wagenkolonne
     aufmerksam, auf die Soldaten, die schon bald eintreffen würden.
     "Nimm ihn und kämpfe um ihn! Er ist wichtig."
     Mit diesen Worten überantwortete Carlos dieses Wesen endgültig an mich, die ich mich seiner angewidert annahm, ihn unterfasste und in die Nacht schleppte. Weg von dem Wagen, weg von den Soldaten, weg von den offensichtlichen Foltern. Dem Mann wurde dies alles nicht klar. Er ließ es geschehen, wie er alles mit sich geschehen lassen würde. Das fühlte ich. Und das war der Grund, warum ich ihn den Fisch nennen wollte. Ja, ich gab ihm diesen seltsamen Namen, den wir dann alle wie selbstverständlich benutzen sollten.
     Es war wirklich der richtige Name für dieses Etwas aus Fleisch und Knochen, denn er war nicht zu fassen, wand sich kraftlos aus jedem Griff, entzog sich jeder Ansprache durch grenzenloses Schweigen. Er ließ sich hinführen wohin ich es wollte, er ließ alles mit sich machen. Sicherlich, ihm war anzusehen, dass er viel durchgemacht haben musste. Das war ein Grund. Carlos hatte mir schon früh beigebracht, gerade für die Schwachen da zu sein. Aber dieser hier war nicht schwach - er war tot!

(...)

Wir waren zehn Männer. Und ich. Die einzige Frau des Kommandos. Die Anführerin. Die Erfahrene.
     Die Tochter.
     Und Carlos.
     Und der ... Fisch.
     Ich schleppte diesen wandelnden Toten widerwillig durch die Nacht. Hinter uns wussten wir die Soldaten. Handlanger eines Putsches, der so gar nicht in die Zeiten der neuen Weltordnung des Postkommunismus zu passen schien, Relikte aus vergangenen Tagen, so schien es, Relikte, die so gut zu Carlos passten, der ja ebenfalls ein Überbleibsel zu sein schien. (...)
     Jetzt war ich eine Terroristin. Sicherlich, Carlos hatte mich ausgebildet. Zur Guerilla. Zu einer politisch geschulten Person. Zu einem Menschen, welcher Recht von Unrecht zu scheiden wusste. Zu einer Frau, die wusste, was sie wollte. Ich hatte getötet. Vorhin. Das erste Mal in meinem Leben, denn bis zur gelungenen Befreiung meines Vaters war alles nur Theorie gewesen. Ich hatte noch keine Zeit gefunden, über die toten Soldaten nachzudenken. Sie schienen mir einerlei. Sie waren willige Werkzeuge gewesen. Jetzt waren sie tot. Das war gut so, denn jeder tote Soldat der Junta bedeutete einen Funken Hoffnung und Stärke mehr für unsere Freiheit.
     Wir waren zehn Männer. Und ich. Die einzige Frau des Kommandos. Die Anführerin. Die Erfahrene.
     Die Tochter.
     Und Carlos.
     Und der ... Fisch.
     Wir näherten uns dem fünften Versteck, ein paar Erdlöcher in einem waldigen Hügelzug. Die Soldaten hatten uns im Dunkeln aus den Augen verloren. Ich schleppte diesen zitternden Fisch mit mir herum, so als trüge ich einen lästigen Rucksack zu viel bei mir. In den Erdlöchern würden wir den Tag verbringen, wir waren erst einmal weit genug von unserer Befreiungsaktion entfernt. Das Versteck war gut getarnt und nur wenigen alten Kämpfern bekannt. Trotzdem konnten wir nicht lange hier bleiben, denn die Soldaten würden nach unseren Spuren suchen und früher oder später dieses Versteck finden. Wir mussten weiter, zurück zu unserem Camp, das in den Bergen gut versteckt war. Dort hatten wir eine gute Basis und insbesondere treu ergebene Dorfbewohner in der Umgebung, die uns nicht verraten würden. Es war eine der wenigen Regionen des Landes, in denen die Militärs noch nicht Fuß gefasst hatten. Dort mussten wir hin, und es lagen noch einige harte Fußmärsche vor uns. Carlos machte mir aber unmissverständlich klar, dass ich mich auf dem ganzen Weg um den Fisch kümmern sollte. Ich erkannte ihn nicht wieder, begann ihn fast zu hassen und fragte mich, ob das Risiko der Befreiung wirklich gerechtfertigt gewesen war. Dann erschrak ich ob dieser Gedanken. Was war in mich geraten? Wie konnte ich bloß die Rettung meines Vaters in Frage stellen? Nur wegen dieses dreckigen, verlorenen, kraftlosen Fisches! Ich hasste den Fisch umso mehr.
     Wir waren zehn Männer. Und ich. Die einzige Frau des Kommandos. Die Anführerin. Die Erfahrene.
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