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Kommentar vom 19. März 2020 um 19:38 Uhr (Schulnote 2): |
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Schneekugel 1001
Klappentext: Gefangen an einem unbekannten Ort, schmiedet der Erzähler heimlich Fluchtpläne. Die Tatsache, ohne Erinnerungen zu sein, erschwert das Vorhaben. Doch der Drang, endlich auszubrechen aus diesem furchteinflößenden, schneeverwobenen Schloss, lässt ihn jedes Risiko eingehen. Und so gerät der Erzähler immer tiefer hinein in einen wirren Strudel aus rätselhaften Begegnungen und magischer Paranoia, die er spielerisch zu entschlüsseln hofft, was ihn letztlich zum Ursprung seiner Erinnerungen führt. Der All-Age-Roman ist ein technoides Märchen, das sich mit Virtualität auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was Erinnerungen sind und was sie bedeuten. Nichts ist so, wie es scheint in der Geschichte und die Frage, was Realität ist, muss immer wieder neu überdacht werden.
Rezension: Ein Schloss auf einer Insel. Niemand darf es verlassen. Niemand kann es verlassen, denn sobald man versucht, das stets von einem Nebel bedeckte Wasser zu überwinden, wird man von einem Tentakelmonster gefressen. Und doch denkt jeder an Flucht. Die Verhältnisse sind einfach zu ungastlich. Selbst als Leiter der Lichtwerkstatt fehlen einem einfach viel zu viele Freiheiten. Wenn Matthias A. K. Zimmermanns Roman eines ist, dann außergewöhnlich. Hält man ihn zunächst für ins Fantasy-Genre gehörig, ändert sich plötzlich alles, und man findet sich in einem Roman über einen psychisch gestörten Protagonisten wieder. Wirklich? Viel mehr kann hier nicht verraten werden, ohne dass es viel zu viel vorwegnehmen würde. Eine große Priese SciFi spielt jedenfalls auch eine Rolle. Selbst die Persönlichkeit des Protagonisten bleibt lange ein Rätsel, das erst mit einem überraschenden Wechsel der Erzählperspektive vom Ich-Erzähler zum neutralen Beobachter (zumindest teilweise) aufgelöst wird. Schon die Überschriften der Hauptkapitel „Amnesie“, „Monotonie“ und „1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001“ verraten einen gewissen philosophischen Touch. Bei „1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001“ war mir allerdings sofort klar, dass es sich hier um binäre Zahlen handelt. Diese Erkenntnis kam für mich in der Handlung also alles andere als überraschend. Beim Lesen dieses Buches stolpert der Leser immer wieder über Ungereimtheiten, die jeder Logik zu widersprechen scheinen. Nach der jeweils nächsten großen Wendung innerhalb der Geschichte klären diese sich jedoch stets auf überraschende Weise logisch auf. Aber Vorsicht! Vieles relativiert sich später wieder und erweist sich selbst als Trugschluss. Die ganze Erzählweise kann man wohl nur als experimentell bezeichnen, das Ende auch. Obwohl der Stil des Autors angenehm lesbar ist, spiegelt sich dieser Grundcharakter des Buches teilweise auch hier wieder. Kurz gesagt: Dieses Buch stellt alle aufkommenden Erwartungen stets wieder auf den Kopf.
Fazit: Experimentierfreudigen Freunden phantastischer Literatur kann dieses ungewöhnliche Buch empfohlen werden.
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Kommentar vom 5. Februar 2020 um 23:35 Uhr (Schulnote 1): |
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Ein sehr ungewöhnliches Buch. Puh, wie soll ich das beschreiben. Okay, so wie ich es empfunden habe. Kulturbanause, der ich bin habe ich noch nie etwas von Herrn Zimmermann gesehen oder gehört, aber jetzt gelesen. Dementsprechend ist meine Rezension ein wenig - kulturbanausig :). Das Buch ist unglaublich vielschichtig, wie eine Zwiebel, die man schält, wobei man nie zum Ende kommt, immer wenn man denkt, das war es jetzt kommt eine weitere Ebene. Jede Sequenz beinhaltet weitere Raffinessen,zu Beginn dachte ich,ich sei in einem Märchenbuch gefangen dann ging es Richtung Thriller und zum Ende war ich mitten in einer Science Fiction Sequenz. Die Hauptperson ist unbeschrieben, gesichtslos und ja ich würde sagen anonym, das hat es für mich unglaublich spannend gemacht, da meinem Kopfkino die Beschreibungen gefehlt haben war es mir als würde ich selber in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Die Geschichte selber ist unglaublich anspruchsvoll vom logischen Denken aber problemlos verfolgbar. Zahlen, ja Zahlen spielen eine riesengroße Rolle in diesem Buch, mir schien es teilweise als hätte jede Zahl ja jeder Satz eine bestimmte Bedeutung und Symbolik. Mir schwirrten beim Lesen unheimlich viele Vergleiche und Überschriften durch den Kopf: Harry Potter trifft Matrix ist wohl die für mich am besten passende. Oder müsste es logischerweise heißen: Matrix trifft Harry Potter ?
Immer noch beeindruckt bin ich von der Komplexität und dass der Autor die gesamte Geschichte in all ihren Facetten so stringent durchgezogen und erzählt hat, dass sich zum Ende tatsächlich auch noch der allerkleinste Fitzel logisch zusammenfügt. Alle Marionettenfäden hängen an den richtigen Stellen in der richtigen Zeit. Respekt, ich habe noch nie zuvor ein atmosphärisch so dichtes Buch gelesen. Und – das gebe ich jetzt ehrlich zu – ich habe noch nie ein Buch ein zweites Mal gelesen, aber dieses wird das erste sein, wo ich es tun werde. Werde tun müssen? Um noch einmal genüsslich nachzuvollziehen welche sprachlichen und logischen Perlen ich noch nicht entdeckt habe und ich glaube, ich habe ein Ziel..... Schneekugel 1110 zu finden ................
Fazit: Der absolute Hammer!« |
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