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William Wisting 12 - Wisting und der Tag der Vermissten

Verfasser: Jørn Lier Horst (12)
Verlag: Piper (2571)
VÖ: 1. Oktober 2019
Genre: Kriminalroman (12230)
Seiten: 464 (Broschierte Version), 416 (Kindle-Version)
Themen: Kommissare (3685), Norwegen (281), Rituale (261), Verschwinden (2991)
Reihe: William Wisting (7)
Erfolge: 1 × Spiegel Paperback Top 20 (Max: 19)
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Erklärung der Bewertungssysteme
Leider existiert für »William Wisting 12 - Wisting und der Tag der Vermissten« noch keine Kurzbeschreibung. Wir würden uns freuen, wenn du ein, zwei Sätze verfassen könntest.
Lesermeinungen (10)     Blogger (4)     Tags (1)
MEINUNGEN UND DISKUSSIONEN UNSERER LESER
Kommentar vom 19. Januar 2020 um 19:57 Uhr (Schulnote 1):
» Kurz vor dem 10. Oktober, wie in jedem Jahr seit 24 Jahren, holt William Wisting die Unterlagen zu dem ungelösten Fall von Katharina Haugen hervor und studiert die Ermittlungsergebnisse, immer in der Hoffnung, doch noch etwas Neues zu entdecken, das den Fall lösen könnte. Er wird wieder zu Martin Haugen, dem Ehemann, fahren, mit dem ihn inzwischen fast so etwas wie eine Freundschaft verbindet. Doch dieses Mal entsprechen gleich zwei Dinge nicht den üblichen Routinen: Martin Haugen ist nicht zu Hause als Wisting ihn aufsucht, stattdessen sieht der Kommissar, dass überall Überwachungskameras angebracht wurden. Und Adrian Stiller interessiert sich plötzlich für den Mann. Der Sonderermittler einer neuen Einheit, die Cold Cases neu aufrollt, untersucht eigentlich den Vermisstenfall Nadia Krogh, in dessen Zusammenhang nun Spuren zu Martin Haugen führen. Beide Fälle liegen mehr als zwei Jahrzehnte zurück, da ist die Chance gering, sie noch zu lösen, aber manchmal benötigen Menschen einfach Zeit, bis sie sich offenbaren.

Jørn Lier Horst hat mit der Reihe um alte Fälle für seine Serie um den norwegischen Kommissar William Wisting quasi einen eigenen Ableger geschaffen. Der Fall um den mysteriösen Code, den die verschwundene Katharina hinterlassen hat, ist im Original der zwölfte der inzwischen vierzehnbändigen Reihe, die deutsche Zählung beginnt mit diesem eine neue, führt aber vor allem das Privatleben Wistings und seiner Tochter Line fort. Nichtsdestotrotz lässt sich der Krimi auch problemlos als Einstieg in die Serie, unabhängig von den Vorgängern, lesen.

Zunächst scheint die Suche nach Katharina in eine Sackgasse zu führen, alle Spuren sind ausgewertet und bei genauer Betrachtung ihrer Lebensgeschichte, liegt es auch nahe, dass die Frau einfach untergetaucht ist und sich an einem anderen Ort ein neues Leben aufgebaut hat. Auch der zweite Fall um die Industriellentochter, deren Verschwinden schnell zu einem Entführungsfall wird, klingt zunächst nicht besonders vielversprechend, was eine Lösung nach so langer Zeit angeht. Doch unerwartet wird mit viel psychologischem Geschick wird der Täter in die Enge getrieben, ein riskantes Manöver, das jedoch von den Ermittlern geschickt eingefädelt wird und letztlich die losen Enden miteinander verknüpft.

Wisting bleibt sich auch in diesem Fall treu. Unprätentiös und lebensnah ist er nicht der Superheld, sondern arbeitet mit seinen Kollegen im Team und offenbart bei der Beaufsichtigung seiner Enkelin auch dramatische Schwächen. Das Menschliche, das sich bei ihm zeigt, ist es auch, dass ihn antreibt, er will Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen und verstehen, was einen Mörder so weit treibt, einem anderen das Leben zu nehmen. Gerade auch sein Privatleben, das wieder einmal unmittelbar mit seinem Beruf verbunden wird, lässt ihn authentisch und erfrischend normal wirken. In dieser Hinsicht ist ein typischer Nordic noir Krimi, ihm fehlen jedoch die düsteren, geradezu depressiven Aspekte, die sich auf den moralischen und gesellschaftlichen Verfall beziehen, womit sich Jørn Lier Horst deutlich von anderen skandinavischen Spannungsromanen abhebt.«
  14      0        – geschrieben von miss.mesmerized
 
Kommentar vom 12. Dezember 2019 um 11:46 Uhr (Schulnote 1):
» Vielversprechender Auftakt einer Krimi-Reihe

Kommissar William Wisting hat seit 24 Jahren einen Cold Case, der ihn umtreibt. Jedes Jahr am Todestag des Verschwindens von Katharina Haugen trifft er sich mit deren Ehemann, der seinerzeit zu den Hauptverdächtigen zählte. Jedes Jahr blättert er an diesem Tag in den Akten, auf der Suche nach dem einen Hinweis, den er bisher übersehen hat. Diesmal aber trifft er Haugen nicht an, als Wisting ihn am Todestag besuchen möchte. Zudem bringt ein neuer Ermittler aus Oslo frischen Wind in die Geschichte, indem er einen anderen Fall lösen möchte.

Man merkt dem Autor an, dass er selbst als Kommissar tätig war und deshalb die Materie gut beherrscht. So wirkt die Beschreibung der Ermittlungen sehr realistisch, während er mit einer besonderen Sympathie für die Ermittler aufwartet – hier nicht nur die Kommissare, sondern auch die Journalisten, die auf den Fall angesetzt werden. Sehr vielschichtig zeigt diese Geschichte die Hintergründe der Geschehnisse auf und verzichtet auf jede Vorverurteilung. Dennoch fiebert der Leser von Anfang bis Ende mit, bis hin zum Showdown, der das Ganze auf die Spitze treibt. Während der Fall an sich abgeschlossen wird, bleiben Handlungsfäden aus dem privaten Umfeld noch offen und bieten dabei Stoff für spannende Fortsetzungen.

Mich konnte das Buch schnell fesseln, und gespannt warte ich bereits auf Fortsetzungen dieser Reihe. Ich vergebe sehr überzeugte 5 von 5 Sternen.«
  11      0        – geschrieben von Gisel
Kommentar vom 27. November 2019 um 18:09 Uhr (Schulnote 1):
» Katharina Haugen verschwand vor 24 Jahren spurlos. Dieser Fall beschäftigt Kommissar William Wisting immer noch. Jedes Jahr am Tag des Verschwindens nimmt er sich die alten Akten vor und jedes Jahr trifft er sich mit Martin Haugen, den Ehemann der Vermissten, der damals verdächtigt wurde, dem aber nichts nachgewiesen werden konnte. Doch nun ist etwas anders, denn Adrian Stiller aus Oslo ist gekommen, weil er in einem anderen alten Fall auf Martin Haugen gestoßen ist. Als Wisting wie jedes Jahr Haugen treffen will, ist dieser verschwunden.
Bei diesem Kriminalroman verläuft die Handlung recht ruhig, was wohl daran liegt, dass es um Cold Cases geht. Der Schreibstil von Jørn Lier Horst lässt sich angenehm lesen.
Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. William Wisting ist ein sympathischer Mann, über den wir auch einiges Private erfahren. Er ist ein Kommissar, der seine Fälle lösen möchte und daher lässt ihn der alte Fall nicht los. Dagegen ist Stiller ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wistings Tochter Line, die Journalistin ist, beschäftigt sich mit dem Fall der seit Jahren vermissten Nadia Krogh. Auch sie ist eine sympathische Person.
Gibt es einen Zusammenhang von Wistings Fall mit dem Fall von Stiller?
Die Ermittlungsansätze von Wisting und Stiller sind höchst unterschiedlich. Auch wenn die Ermittlungen eher ruhig verlaufen, so ist dieser Krimi dennoch spannend und die Spannung nahm im Laufe der Geschichte stetig zu. Auch die Lösung war nicht unbedingt so zu erwarten.
Dieser Kriminalroman hat mir sehr gut gefallen.«
  11      0        – geschrieben von buecherwurm1310
Kommentar vom 1. November 2019 um 19:20 Uhr (Schulnote 1):
» Dem Täter auf der Spur

"Schlimm ist es, einen geliebten Menschen zu vermissen, von dem man nicht weiß, was ihm zugestoßen ist."
24 Jahre ist es her, das Katharina Haugen spurlos verschwunden ist. Wie jedes Jahr lässt Kommissar William Wisting dieser ungelöste Fall nicht los. Nach wie vor ist er der Überzeugung, dass Katharina nicht mehr am Leben ist, nur wie und warum musste sie sterben? Wie jedes Jahr nimmt er sich erneut die Akten des Falls vor, um neue Erkenntnisse zu bekommen. In all den Jahren hat er sich mit Katharinas Mann Martin Haugen angefreundet und trifft sich immer um dieselbe Zeit mit ihm. Doch diesmal ist Martin nicht zu Hause und Wisting macht sich Sorgen, nachdem er ihn mehrmals nicht antrifft und er nicht ans Handy geht. Wenige Tage darauf taucht der Ermittler der europäischen Cold-Case-Unit Adrian Stiller bei ihnen auf. Stiller berichtet, dass man bei einem älteren Entführungsfall Martin Haugens Fingerabdrücke gefunden hat und man deshalb Wistings Hilfe benötigt, um näheres über Haugen herauszubekommen. Doch wie will er ihnen helfen, wenn er nicht weiß, wo und was mit Haugen ist?

Meine Meinung:
Der Klappentext und insbesondere das Wissen, das dieses Buch durch eine wahre Begebenheit inspiriert wurde, hat mich neugierig gemacht. Ebenso wie das Jørn Lier Horst selbst leitender Kriminalbeamte in Norwegen gewesen ist, bevor er Autor wurde. Der Schreibstil ist interessant, aufschlussreich und spannend, wobei die Schreibweise eher einem Aufzählen an Ereignissen erinnert. Trotzdem hat mich dieses Buch gepackt und in den Bann gezogen, weil es viele Einblicke in die wirkliche Polizeiarbeit gab. Ich hatte das Gefühl, ständig mitten bei den Ermittlungen dabei zu sein. Und trotzdem man den Täter recht früh kannte, hat es riesigen Spaß gemacht mitzuraten und zu erleben. Ob es ums Pläne schmieden ging, wie man den Täter nervös machen kann oder man die Presse benutzt um einen Täter zum Überführen. Jedes diese Details war für mich recht stimmig und ich konnte mir gut vorstellen, das es durchaus Wirklichkeit so abläuft. Mit William Wisting hat der Autor hier einen sehr angenehmen, warmherzigen, jedoch durchaus engagierten Ermittler erschaffen. In seinem Privatleben ist er ein zuvorkommender, liebevoller Großvater und Vater, der sich gerne um seine Enkelin Amalie kümmert. Tochter Line, die freie Journalistin ist und wie ihr Vater sich sehr für ihren Beruf einsetzt, bekommt hier die große Chance aktuell durch Artikel und einen Podcast zu berichten. Allerdings kommt dadurch Wisting in die Bredouille, sodass er sie teilweise belügen muss. Mit Sohn Thomas ist die Familie Wisting komplett. Selbst wenn sich Vater und Sohn wenig sehen hatte ich den Eindruck, dass sie sich gut verstehen, zudem ist er ein liebevoller Onkel. Bei Adrian Stiller war ich zunächst skeptisch, seine etwas eigenartige und ungestüme Herangehensweise an den Fall hat mich manchmal etwas misstrauisch gemacht. Dazu noch seine eigenartigen Schlafprobleme und das Aufputschen mit Koffeinpulver, das für mich etwas eigenartig war. Doch zum Glück wurde er von Mal zu Mal etwas offener und sympathischer. Ich merkte einfach, dass es seine Art war, Fälle zu bearbeiten und lösen. Selbst wenn hier nicht alles so abläuft, wie bei uns in Deutschland hatte ich das Gefühl, das viel Wahres an der Arbeit der Kripo dahintersteckt. Und trotzdem die Spannung recht unblutig ablief, konnte mich das Buch begeistern. Für mich war es bisher mein bester Kriminalfall aus Norwegen, den ich hier unbedingt empfehlen möchte und der 5 von 5 Sterne bekommt.«
  14      0        – geschrieben von claudi-1963
 
Kommentar vom 24. Oktober 2019 um 23:28 Uhr (Schulnote 2):
» SPURLOS VERSCHWUNDEN, SEIT 24 JAHREN - aber Kommissar WISTING gibt NIEMALS auf!
**** solider und übersichtlicher realitätsnaher Kriminalfall der sich mit einem anderen Cold Case um eine Vermisste überschneidet // strukturierte, mehrebene Polizeiermittlung in Reinkultur & Echtzeit mit äußerst sympathischen und v.a. integeren Charakteren, im leise gethrillten Showdown mit psychologisch-getunten Kammerspiel ****
Bewertung: 4 von 5 Sternen ****
Jørn Lier Horst, selbst ehemaliger Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, veröffentlicht seit 2004 Buch um Buch und erhielt zahlreiche Auszeichnungen (für 'Winterfest' und 'Jagdhunde', Bd. 7+8 aus der Wisting-Reihe). Der bei uns aktuell erschienene, strenggenommen bereits 12. Band aus der bisher 13teiligen William-Wisting-Serie, aber davon ausgekoppelt als Erster im Piper-Verlag unter dem weiter fortgesetzten Cold Cases-Quartett um den besten Ermittler Norwegens, "WISTING und der Tag der Vermissten" (im norwegischen Original "Katharina-koden"/The Katharina Code) wurde jüngst mit dem renommierten 'Petrona Award' als bester skandinavischer Kiminalroman prämiert. Die einzelnen Bände sind je in sich abgeschlossen und können auch außerhalb der Reihenfolge ohne Verständnisprobleme gelesen werden. Dies gilt auch für das jetzt begonnene 4tlg. Spin-Off.
Die Rechte an William Wisting wurden bereits an eine norwegische Produktionsfirma verkauft. Geplant sei bereits eine TV-Serie mit Sven Nordin in der Hauptrolle und Carrie-Anne Moss als FBI-Agentin.
Noch zur Info: Bisher wurden leider nicht alle Bücher der William-Wisting-Reihe ins Deutsche übertragen (damit fehlen: Bd. 1,4,5,6,11 !). Dies gilt auch für die englische Translation.
++++ Mittels eines sehr leichten, flüssigen Schreibstils wird das Lesepublikum in die 88 Kapitel auf 444 Seiten umfassende Geschichte dermaßen hineingezogen, als sei es selbst vor Ort und würde William Wisting, - Polizeihauptkommissar & Ermittlungsleiter bei der Polizeidirektion in Larvik/Vestfold,- z.B. beim Studieren der Sammelmappen, Unterlagen, Befragungen, Lichtbilder u. Notizen förmlich über die Schultern spieken, jene aufmerksam mit-durchexerzieren und sich über die einzelnen Puzzelsteine und die zahlreichen Rätselfragen rund um den Fall anfangen den Kopf zu zermalmen.
Wer hier einen rasanten und vollüberladenen Action-Thriller erwartet, wird nicht bedient werden. Auf blutige Grausamkeiten wird ebenfalls verzichtet genauso wie auf unnötigen Bombast & Effekthascherei. Und dieser wirklich gute Polizeiroman zeigt, daß er all das auch überhaupt gar nicht braucht. Denn es handelt sich um einen, durchaus auf wahren Tatsachen beruhenden und, die Realität langwieriger und hartnäckige Geduld wie Nerven aus Stahl erfordernder Polizei- u. Ermittlungsarbeit, in ihren einzelnen Schritten, abbildenden Krimi; ein Roman also, der wirkt, als ob reale Kriminalfälle aus dem wirklichen Leben nachgestellt wurden.
Dies umfaßt auch die Verfolgung und Auswertung der laufenden Kommunikationsüberwachung, Feinarbeit der Techniker bei der Grabungsarbeit bei Leichenfundvermutung, und es fällt sogar ein gehauchter Blick darauf, wie anstrengend sich die alle Aufmerksamkeit erfordernde Arbeit auf die Psyche der Kommissare und Beteiligten belastend auswirken kann. Unmittelbare Quelle dieser Authentizitätsdichte ist der Autor selbst, der nach fast 20 Jahren Dienstzeit als Polizist und 10 davon auch als Chefermittler 2013 den Beruf quittiert hatte.
Das Teamwork der verschiedenen Abteilungen und Berufszweige wird klasse und authentisch übermittelt:
Die Leserschaft erhält nicht nur Einsichten in polizeiliche Verfahrensphasen, sondern in die Kooperation mit den Medien, und den Perspektivenwechsel und Blick von außen via Zeitung, Internet und Fernsehreportagen, aber auch hinsichtlich deren Arbeitsweisen eines seriösen Nachrichtenjournalismus und Reporterteams, allen voran Wistings Tochter Line, die bei VG, der größten Tageszeitung Norwegens, als Kriminalreporterin tätig ist. Als sei der Leser Begleiter oder fast Azubi an der Seite der Polizeiermittler und Berichterstatter verfolgt er peu à peu die teils zähe Prozedur der Annährung zur Aufklärung mit und wird Zeuge beim Dechiffrieren des Codes von Katharina und aller anderen bisher ungelösten Geheimnisse. Konturen einer Lösung zeichnen sich immer mehr ab und alle stehen im großen Kontext zueinander. Hier wird nicht die Leserschaft etwa auf fälschlich ausgelegte x-Finten immer wieder aufs Neue weggeschickt, sondern, in einer fein-geknüpften Raffinesse verschiedener, parallel verlaufender Handlungsstränge eines subtil ausgestrickten Netzwerkes ist es der Täter, der sich zunehmend verhadert, nicht mehr hindurch schlüpfen kann, und, sich selbst am Ende zu Fall bringt.
Der Krimi ist sehr übersichtlich, auch in überschaulicher Personenanzahl und Orte, klar, deutlich, ohne viel Tamtam, nicht zu komplex oder gar versponnen, in (fast schon zu) einfacher Syntax zügig zu lesen, wobei die Handlung schlüssig, logisch bleibt und erst ab ca. dem letzten Viertel des Buches und zum Ende hin mit stetig packend-wachsender Spannungskurve leiser Töne aufwartet; direkt auf das Wesentliche steuernd - so ist es auch dem Charakterzug Wistings eigen.
William Wisting brilliert mit seiner in sich geerdeten Ruhe, nachdenklichen und konzentrierten Vorgehensweise, und, mit seiner nie nachlassenden Sorgfalt und hohem Engagement; dessen Ziel ist es, neue Perspektiven aus den alten, kalten Akten mittels neuer Ermittlungen & Forschungsergebnissen herauszuspüren, das Verbrechen unbedingt aufzudecken, um somit potentiellen Opfern doch noch endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Trotz all den Jahren der Konfrontation und bewußten Auseinadersetzung mit dem Dunklen im Menschen hat er sich seine moralische Integrität und Menschlichkeit bewahrt. Eine Maxime Wistlings ist ferner, immer zu versuchen, das Unfassbare zu verstehen, wieso ein Mensch einen anderen töten kann. Wieder und wieder geht er von Jahr zu Jahr Fotos und Aufzeichnungen, Zeugeninterviews, Vernehmnungsprotokolle, Larborberichte, wirklich alles, akribisch durch, in der Hoffung, daß sich ihm neue Erkenntniswege eröffnen. All diese Zeit für einen Fall, einen Menschen zu investieren unterstreicht nur den hohen Ehrenkodex, der William Wistling innewohnt. Allein die Tatsache, daß W.W. Pappkartons mit allen Dokumenten in seinem Kleiderschrank zu Hause, sicher und jederzeit zugriffbereit, aufbewahrt, zur tagtäglichen Ermahnung an den ungeschlossenen Fall und der steten geistigen Vergegenwärtigung, um den Verstand immer arbeiten zu lassen und am Laufen zu halten, läßt einen den Hut vor ihm ziehen. Wie er sich ganz und gar hineinkniet in die Fokussierung auf Einzelheiten imponiert genauso: er sucht Kleinigkeiten, kleine Verdrehungen der Wahrheit rufen einen falschen Eindruck hervor von dem was sich tatsächlich zugetragen haben könnte. Sachte Misstöne, feinste Nuancen, fast nicht auszumachen dennoch vorhanden, die man unterschwellig wahrnimmt im Verhalten, oder minimalste Abweichungen in Gefühlsreaktionen, die nicht gleich faßbar oder zu bestimmen sind; darüber hinaus in Äußerungen im Gespräch schimmern winzige Details, die sich geringfügig manchmal verändern in weiteren Unterhaltungen. Das zu durchschauen und mit einer laserscharfen Beobachtungsgabe zu registrieren, denn Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Tonfall sollen ohne Widerspruch in harmonischer Wahrheit vereint sein, hat sich Wistling bereits als Wesenszug verinnerlicht und unterstützt sein kriminalistisches Gespür & kriminologischen Feinsinn.
Jørn Lier Horst beschreibt seine Protagonisten sehr anschaulich und läßt sie mit ihren Eigentümlichkeiten, Stärken wie Schwächen od. kleinen Ticks wie Personen aus dem eigenen,realen täglichen Leben wirken, als seien sie Freunde, Bekannte oder Verwandte, ja, man kann sich sogar selbst in ihnen gespiegelt wiederfinden.
W.W. ist ein wunderbarer, liebender Papa der in jährlich gepflegter Routine bei Besuchsantritt seines Sohnes Thomas, einem eingespannten Berufspiloten beim Militär mit Einsätzen in Afghanistan, eigens Pizza bäckt. Auch sonst versorgt er seine beiden erwachsenen Zwillinge mit selbst zubereiteten Speisen.
Die eingewebten, schnuckligsüßen und teils schmunzligen 'Aufpassen-aufs-Enkeltöchterchen'-Einschübe lassen Kommissar Wisting als Großdaddy nur noch mehr an unglaublicher Sympathie liebgewinnen und ein wenig tiefer in seine Seele blicken; zudem beleben die Babysitting-Elemente der auch als Journalistin Mobile Working-betreibenden Line, neben des harmonisch Miteinanders, den Alltag der Familie und wärmen das Herz des Lesers.
Der 1958 geborene Wisting beeindruckt auch in seinem unterstützenden und aufrichtigem Umgang mit seiner 30jährigen Tochter Line, der kategorischen nicht-Kaffee-Trinkerin und Hobby-Ahnenforscherin, Mutter der 14monatigen Enkelin Amalie, die Strafzettel beim Falschparken sammelt. Als ursprünglich verantwortungsvolle Nachrichtenreporterin möchte sie nach ihrer 16monatigen Mutterschaftsauszeit als freie Journalistin weiterarbeiten, und ist sogar schon als Freelancer tätig. Auf Anordnung und minutiösem Kalkül Adrian Stillers wird sie in das gerissene Gefüge seines raffinierten Spielwerkes eingebaut, um als eines der wichtigen Rädchen die Maschinerie zur Ergreifung oder Erlegung eines geständigen Täters in Gang zu setzen.
Gleichwohl hat Jørn Lier Horst mit Adrian Stiller, ehemals Adrian Palm, einen weiteren fazinierenden Charakter zum Leben erweckt: dieser arbeitet nicht nur versessen an unaufgeklärten Mordfällen, sondern auch mit ungelösten Vermisstenfällen, bei denen es sich um Mord handeln könnte. Ca. 35 Jahre alt, gepflegt, mit stahlgrauen, wegen Überanstrengung leicht geröteten Augen, erinnert er an einen Firmenanwalt oder korrekten FBI-Typ im Film; er vertilgt Fisherman's Friends Pastillen und leidet unter notorischer Schlaflosigkeit seit einem schicksalshaft tragischen Trauma, wobei die Albträume nachgelassen haben. Seine Berufsausbildung hatte er sich aufgrund dessen, seines persönlichen Cold Case, gewählt: seine eigene Freundin, Julia Ann, verschwand völlig spurlos vor 18 Jahren in Südafrika. Zielgerichtet und ergebnisorientiert ist Kommissar Adrian Stiller taktischer Stratege mit fragwürdigen, kreativen Methoden: er manövriert die Ermittlungen einem ausgewieften Spiel gleich bei hohem Einsatz, sogar manchmal mit etwas unorthodoxen doch sorgsam plazierten Winkelzügen. Für ihn ist der kurz vor der Pension stehende Wisting der eher defensive und doch so unverzichtbare und v.a. ausschlaggebende Joker im Hintergrund. Dabei will W.W. gar nicht wirklich manipulativ agieren, sondern immerzu ehrlich und offen, balanciert aber gezwungenermaßen auf einem schmalen ethischen Grat, da ein Geständnis zu erhalten für die Gerechtigkeit des Opfers Vorrang hat.

Kritikpunkte:
XXXX SPOILER – Anfang: XXXX
Trotz aller Schlüssigkeit und Auflösung könnte den interessierten Leser folgendes noch beschäftigen: nämlich wurden auf diese Augenblicke Katharinas genauen Tötungsereignisses nicht eingegangen, resp. die unmittelbaren Auswirkungen die zum Tode Katharinas führten nicht eindeutig verifiziert (dies erfolgte nur bei Nadia; was exakt mit Nadia geschah, erfährt ausführliche, sogar pathologische Aufklärung). Darüber hinaus wurde das im damaligen Geschehen situationsgeprägte Emotions- wie Gedankenchaos nicht eingehender eruiert – nur vorher, in Wistings Mutmaßungen zu einem Mord im Affekt und den verqueren Aussagen Martins über einen gewissen Urinsinkt, (statt tatsächlich anerlerntem Reflex oder unbeherrschter Triebe,) kann vom Leser erahnt werden, was geschehen sein könnte. Das präzise Herausfiltern der Wahrheit war in diesem Kernpunkt wahrscheins gar nicht mehr möglich, weil der Täter oder doch eben eher Mörder über all diesen jahrelangen Zeitraum davor weggelaufen ist, das Verbrechen quasi in Eis gelagert hatte, sich dem nie wirklich stellt, einfach nur vergessen wollte(?), weil er sämtliche Schuld ja auch dem Opfer zugeschanzt hatte(!!). Im Wortschwall im Auto zu Wisting wurden Worte DAZU einfach unterschlagen. Hatte Martin sch(l)ussendlich wirklich Katharina 'versehentlich' erschossen(?), weil er sich bedroht fühlte (er müsse ins Gefängnis), deshalb sei sein Angriff angeblich 'aus vererbtem Urinstinkt' erfolgt(?!). Spielte er ursprünglich auf Zeit, denn es kam zu einer Gesetzesänderung, nach der die Tat jetzt nicht mehr nach 25Jahren als verjährt gilt!
XXXX SPOILER -- Ende XXXX

F A Z I T :
Meisterlich konzipiert: Wie der stete Tropfen den Stein höhlt so schürft sich Wisting fast tastend Jahr für Jahr, und besonders gen Ende, noch dazu hin-und herpendelnd zu Kommissar Stillers fortschreitenden Ermittlungen, Medien-Einspielungen und sprichwörtlichen Ausgrabungen, im zum sich psychologisch verdichtenden Kammerspiel einer 3tägigen Hütte(tor)tour mit der Geduld des immer wieder die Rute auswerfenden Fischeanglers, Stunde um Stunde, dann minütlich, ins Gewissen des Täters vor, welcher so unendlich lange schon etwas hinter einem mit Lügen zugeteerten Fassadenbau versteckt. Wie Wisting angesichts des Horrors um die damaligen Ereignisse und der möglichen unmittelbaren Lebensgefahr für die eigene Person seine Zurückhaltung und diese beherrschende Ruhe-in-sich aufrecht erhält, und, dabei auf der rutschig-glatten Eisdecke von Psyche des Mörders zu gleiten vermag, bis er sie zum Einbrechen bringen kann, packt den Leser in bewundernder Sprachlosigkeit und gewichtet die Dramatik um so mehr.
Das Prozedere der kohärend und simultan zu einander ablaufenden Verfahrensstationen sind von ganz eigener Faszination und entwickeln einen ungewöhnlich leisen, aufschraubenden Thrill.

Wer regelmäßig "Aktenzeichen XY ... ungelöst" verfolgt, kommt nicht umhin, sämtliche Bücher dieses Autors zu vertilgen.
Tusen takk! Danke vielmals, Herr J.L. Horst - es gibt sie doch noch, wundervolle Menschen, inspirierende Kommissare, vorbildhafte Detectives, einwandfreie, integere, ehrliche Ermittlungsbeamte, die unermüdlich kämpfen, um eines Tages doch noch die Wahrheit aus dem Eis des Schweigens herauszubrechen, an die Oberfläche zu befördern und damit zu befreien – für die Wahrheit ist es wohl nie zu spät. Mögen die Fälle, die das Leben im Lichte wie im Dunkeln schreibt, auch noch so grausam, kompliziert, einbetoniert sein, mit unbändigem Willen und voller Einsatzbereitschaft streben Leute solchen charakterlichen Schlages danach, sie dennoch zu lösen, Gerechtigkeit anheimfallen zu lassen, den Täter zur Verantwortung zu ziehen, zu etwas Größerem beizutragen, einen Sinn zu entdecken in dem was man tut.
Ob Adrian Stillers angedeuteter ganz eigener, privater Vermisstenfall je Enträtselung erleben wird? - das möchte man irgendwann gerne doch noch erleben. Und natürlich William Wisting, dem Fels in der Brandung zum Eisknacken ominöser verschütteter und eingefrorener Fälle, gerne wieder begegnen. Mitsamt seinem liebenswerten Familyclan ;-) Auf die drei nächsten Bücher dieser Cold Case -Reihenauskopplung bin ich nun sehr gespannt.«
  19      1        – geschrieben von KassandrasRufe
Seite:  1 2
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