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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Jerome Gemander von Elmquist Editions für die Einsendung dieser Leseprobe! Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Jada hatte keine Vorstellung davon, wie lange sie sich bereits von der Strömung hatten treiben lassen, als Gary ihr und Stephen aus dem vorderen Boot ein Handzeichen gab. Vorsichtig navigierten sie die Boote in einen der zahlreichen toten Seitenarme des Flusses. Es war eine kleine Bucht, in der sich von Mücken umschwirrtes, unbewegtes Brackwasser sammelte. Dort vertäuten sie die Boote mit Kletterseilen unweit einer moosbewachsenen Stelle. Unter den Zweigen einer gespaltenen Weide machten sie Rast. Jada hockte schweigend auf einem flachen Stein. Sie beobachtete abwechselnd den nahe vorbeitreibenden Fluss und das Dickicht aus dürren Moorbirken. Dort, wo die Ufererde in sumpfigen Morast überging, erstreckten sich undurchdringlich die ersten Auslaäufer des Nadelwalds aus düsteren Tannen und Kiefern. Gary, Stephen und Lindsay kramten wortlos etwas aus den Behältern, in denen Patrice ihre Wegzehrung verstaut hatte. Jada verspürte keinen Hunger. Etwas an den nahen Bäumen und dem toten Wasser zu ihren Füßen bereitete ihr Unbehagen. »Wir können hier nicht bleiben«, flüsterte sie Gary zu. Gary nahm gerade einen großen Schluck aus seiner abgewetzten Feldflasche. »Warum nicht? Denkst du nicht, dass dieser Platz genauso gut ist, wie jeder andere in diesem gottverfluchten Wald?«, sagte Gary heiser. Er machte den Eindruck, als traute er sich nicht, laut zu sprechen. Seitdem sie sich auf dem Fluss befanden, hatte eine übellaunige Gleichgültigkeit von ihm Besitz ergriffen, die nur ab und zu durch einen Anflug von Galgenhumor aufgelockert wurde. »Wenn Jada sagt, wir sollten fahren, dann ...«, begann Lindsay, doch Gary winkte genervt ab. In diesem Moment vernahmen sie ein lautes Knacken. Lindsay sprang auf und packte Pfeil und Bogen. Alle starrten in Richtung der Moorbirken. Sie vernahmen ein leises Rascheln. Dann war es wieder still. »Was war das?«, zischte Gary. Keiner der anderen antwortete. »Was auch immer es war, es war zu groß für einen Vogel«, flüsterte Stephen. Lindsay spannte den Bogen und spähte in das dunkle Geäst. Sie bemühte sich, so ruhig zu sprechen wie möglich. »Gibt es hier wilde Tiere? Ich meine Raubtiere, Stephen?« »Ja«, sagte Stephen. »Graufüchse. Und Bären. Schwarzbären.« Er zögerte. »Es kommt schon vor, dass Schwarzbären Menschen angreifen, aber ...« »Aber was?«, zischte Lindsay. »Ich habe gelesen, dass das meistens passiert ist, wenn Leute versucht haben, sie zu streicheln, oder zu füttern«, antwortete Stephen. »Keine Sorge. Das habe ich nicht vor«, antwortete Lindsay im Flüsterton. Ihr Bogen knarrte leise unter der gespannten Sehne. »Es sind nicht irgendwelche Tiere, die mir Sorgen machen«, sagte Jada. Mit schnellen Bewegungen band sie die Leinen los. »Von jetzt an meiden wir das Ufer. Wenn wir Pause machen, bleiben wir auf dem Wasser und niemand verlässt mehr das Boot.« Keiner der anderen widersprach. Jadas Befehlston hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Sie rafften ihre Sachen zusammen, warfen alles unter die Sitzbänke und stießen die Boote vom Ufer ab. Für einen Augenblick sah Jada in Lindsays Gesicht, wie sehr ihr der Gedanke missfiel, ab sofort nur noch im Notfall festen Boden unter den Füßen zu haben. Es war an einer Stelle etwa anderthalb Meilen flussabwärts, wo sich der Flusslauf verengte, als Jada bemerkte, dass Lindsay nervös auf ihrer Sitzplanke herumzurutschen begann. Sie sah sich Lindsays Unbehagen noch eine Weile mit an. Dann warf sie ihr einen ermutigenden Blick zu. »Nun mach schon, es ist nichts dabei«, sagte Jada, als ihre Boote kurz auf gleicher Höhe waren. Lindsay nickte und sah dabei todunglücklich aus. »Schaut weg! Wenn ihr das irgendwem erzaählt, dann braucht ihr keinen Machetenmann mehr zu fürchten, denn dann werde ich es sein, der euch eigenhaändig umbringt«, schimpfte sie in Garys und Stephens Richtung. Dann zog sie sich ihre etwas zu große Militärhose herunter und hielt, mit einer Zornesfalte auf der Stirn, ihren Hintern über das Wasser. Es verstrichen Stunden, in denen nichts geschah. Die Strömung, so schätzte Jada, trug sie weiter nach Nordosten. Hier verjüngte und verbreiterte sich der Fluss im Wechsel und beschrieb durch das verschlungene Gehölz viele Kurven, von denen eine aussah wie die andere. Sie fuhren mit gemächlichem Tempo. Überall herrschte betäubende Stille. Hin und wieder sah Jada graubraune Siegelringnattern, die wie schwarze Aale geschmeidig in die Tiefe abtauchten, wenn die Boote sich ihnen näherten. Jada versuchte, anhand des Sonnenstands die Uhrzeit einzuschätzen, aber es gelang ihr nicht. Sie warf einen Blick auf den Teil von Cox’ Karte, auf dem der Fluss eingezeichnet war. Das wellige Papier zeigte nur etwa zwei Meilen des Flusses und es war nicht zu erkennen, in welche Himmelsrichtung er seinen Verlauf nahm. Ihr fiel auf, dass genau an jener Stelle, an der sie die alte Ruine in den Steilhängen gesehen hatte, in der Karte ein kleines Loch klaffte. Es war das Brandloch einer Zigarette. War es schon immer da gewesen? (...) |
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