Einblick ins Buch »Nicolas Eichborn und Helen Wagner 5 - Architekt des Bösen«
von Daniela Peine (27.12.2019)
Ein Buch, das uns nun schon monatelang durchs Raster gerutscht war, obwohl wir die vorausgegangenen Werke des Autors sehr geschätzt hatten, war der Thriller »Architekt des Bösen« von V.S. Gerling. Zum Glück boten die Weihnachtstage und die damit verbundene freie Zeit die Möglichkeit, diesen Missstand zu beseitigen. »Architekt des Bösen« wurde im August des gerade zu Ende gehenden Jahres in der »Edition M« veröffentlicht, dem auf Kriminalliteratur spezialisierten Verlag unter dem Dach von Amazon. Das Buch hat einen Umfang von 455 Seiten und kann zum Preis von 9,99 Euro erworben werden. Die Digitalausgabe kostet 4,49 Euro, Abonnenten der E-Book-Flatrate »Kindle Unlimited« können sie gänzlich kostenfrei lesen.
Das Buch ist der fünfte Band einer Ermittlerreihe, die einst als »Eichborn und Wagner« ihren Anfang genommen hatte, was sich inzwischen um eine Nuance verändert hat, um es ohne einen Spoiler zu formulieren. In ihrer Rahmenhandlung bauen die einzelnen Thriller aufeinander auf, wenngleich separat voneinander lesbare Fälle erzählt werden. Da die Reihe bis hierhin sehr empfehlenswert war, lohnt es sich dennoch, ganz von vorne zu beginnen. Dieses Mal nehmen es das BKA und die beiden Ermitler Helen und Nicolas mit einem besonders perfiden - weil genialen - Verbrechers auf, nämlich dem »Architekten«. Dieser plant einen besonders großen Anschlag minutiös und präzise, und er ist schon seit Jahren unterwegs, ohne dass ihm jemand habhaft werden konnten. Er hat von Mitgliedern der Reichsbürgerszene einen besonders gefährlichen Auftrag erhalten, und diesen gilt es zu stoppen.
Wie man bereits am Stichwort der Reichsbürgerbewegung sehen kann, die in diesem Fall durch ein »Fürstentum« repräsentiert wird, das inmitten der angeblichen Deutschland GmbH ausgerufen wurde, haben wir es hier mit einem Roman zu tun, der am Puls der Zeit ist und die Quartalsirren aus der Realität mit den Irren der Buchwelt geschickt verknüpft. Ein kluger Schachzug, denn für eine Thrillerhandlung bilden diese Gesellen einen unverbrauchten Aufhänger, und aufgrund ihrer Wunderlichkeit kommt man nicht umhin, ihre Welt von außen betrachtend für faszinierend bizarr zu halten, so dass man gerne etwas darüber liest. Und wie sich leider in der Vergangenheit schon wiederholt gezeigt hat, ist deren Welt nicht immer auf eine amüsante Weise bizarr, sondern leider auch auf eine höchst gefährliche, so dass sie für einen Thriller geradezu prädestiniert scheint.
Natürlich wäre ein solcher Aufhänger wenig wert, wenn die auf dieser Basis erzählte Geschichte nicht mithalten könnte. Doch da kann man ganz unbesorgt sein: Gerling ist einmal mehr ein hervorragender Thriller gelungen. In vielen kurzen Szenen - schlussendlich sind es deutlich mehr als hundert Kapitel geworden - wird die Storyline in anständiger Dynamik nach vorn getrieben, die Spannung zieht nach kurzem Abtasten der Lesernerven auf einen angenehm hohen Level an, bewahrt diesen dann durchweg und leistet sich auch zwischendrin keine Aussetzer. Gerlings Ermittler wirken sowie in ihren charakterlichen Zügen als auch in ihren angewandten Methoden auch im fünften Anlauf nach wie vor frisch und alles andere als austauschbar, die Story ist vielschichtig und gut durchdacht, und nach hinten raus läuft alles vollkommen schlüssig zusammen. Dabei wird der Unterhaltungswert bis zum Ende hochgehalten, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Kurzum: V.S. Gerling hat es einmal mehr geschafft, richtig gut abzuliefern, und seiner Reihe einen weiteren sehr lesenswerten Band hinzugefügt.