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Wenn Apfelbäume sprechen könnten

Verfasser: Lisa Torberg (33)
Verlag: Edizioni Dolcevita (6) und Eigenverlag (30593)
VÖ: 31. Juli 2019
Genre: Jugendliteratur (9798) und Romantische Literatur (35103)
Seiten: 212 (Kindle Edition), 264 (Taschenbuch-Version)
Themen: Äpfel (24), Ernte (9), Filme (252), Geheimnisse (6371), Südtirol (120)
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Erklärung der Bewertungssysteme
Liesi Thaler lebt mit ihrer neunzigjährigen Großmutter Filomena auf dem Apfelhof. Wie schon die Frauen vor ihr führt sie das Erbe ihrer Familie fort. Ihr Heimatort unweit von Meran ist ein beschauliches Fleckchen, seine Einwohner freundlich, das Leben von gegenseitigem Respekt geprägt. Doch dann kommt es zu eigenartigen Vorkommnissen auf ihren Apfelwiesen. Die Ernte, und somit ihre Existenz, steht auf dem Spiel. So geht sie auf den Vorschlag des Bürgermeisters ein und stellt ihren Hof als Drehort für einen Film zur Verfügung.
Der Regisseur entpuppt sich jedoch als gewalttätiger Säufer, und Bertl, ihr bester Freund seit Kindertagen, meldet plötzlich Besitzansprüche auf sie an. Schließlich tritt auch noch der Filmproduzent Chris Bergmann in ihr Leben, der Interesse an ihrem Hof und im Besonderen an den drei uralten Apfelbäumen vor dem Haus zu haben scheint. Weshalb interessiert er sich für die Geschichte ihrer Familie? Je näher Liesi dem attraktiven Mann kommt, umso verwirrter ist sie. Welches Geheimnis verbirgt er?
Lesermeinungen (1)     Leseprobe
LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Lisa Torberg für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Lisa Torberg gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Facebook und bei Instagram.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

     Chris wusste, dass es Besessene gab, die einfach nichts anderes tun wollten, als irgendwelche Filme zu drehen, egal ob vor oder hinter der Kamera. Sein Vater war so einer gewesen. Er, der begeisterte Alpinkletterer und Fotograf aus Hamburg, war rastlos über zwei Jahrzehnte durch die Welt gereist, bevor er in den Südtiroler Bergen seine Wahlheimat und die Liebe zu einer viel jüngeren Frau gefunden hatte. Bis er beim Abstieg aus der Adang-Führe, in der Südostwand des Sas Ciampac in den Dolomiten, einem anderen Kletterer zu Hilfe kam und mit ihm so unglücklich aus der Wand flog, dass sein Bein mehrmals brach. Es dauerte Monate, bis er wieder ohne Krücken gehen konnte, und so erlebte er die Geburt seines einzigen Sohnes in einem Zustand, der zwischen tiefster Verzweiflung und großer Freude schwankte. »Du hast damals seinem weiteren Leben Sinn gegeben«, sagte seine Mutter immer, wenn sie von ihm sprach. Der Traum vom Bergsteigen war nach dem Unfall ausgeträumt und mit ihm der Grund verschwunden, weshalb der Flachländler nach Südtirol gezogen war. Er nahm seine schwangere Frau mit in seine Heimatstadt und verlegte seine sportlichen Aktivitäten ins Wasser. Genauer gesagt in die Elbe, über die er anfangs in einem Kanu paddelte und dann auf den Kajak umstieg. »Dabei brauche ich das Bein nur bedingt«, meinte er, als ihn Journalisten fragten, warum er sich dafür entschieden hatte. Zu der Zeit, vor etwa vier Jahrzehnten, tauschte er nämlich seinen Fotoapparat gegen einen dieser neuen Camcorder und nahm Kontakt zur Filmakademie in Berlin auf. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, das Filmen professionell zu erlernen – und er tat es. Bald drehte er einen ersten Naturfilm über das Vogelparadies in der Vorpommerschen Boddenlandschaft, erhielt dafür sogar einen Filmpreis, aber das Paddeln auf der Ostsee und der Elbe war ihm nicht aufregend genug. Immer öfter zog es ihn in den Süden des Landes, wo unzählige Gebirgsbäche auf ihn, seine Kamera und den Wildwasserkajak warteten, den er sich zulegte.
     Kein Wunder, dass Chris anstatt in Hamburg in München eingeschult wurde, wo er offiziell bis heute lebte, obwohl er die vergangenen zwanzig Jahre berufsbedingt mehr Zeit in L. A. verbracht hatte als in Deutschland. Sein Vater hatte ihm die Liebe für das Filmen in die Wiege gelegt, nur hatte er sich auf ein anderes Genre spezialisiert und führte seltener Regie, als er produzierte. Er liebte die Natur, doch stellte er die Menschen in den Mittelpunkt und gab somit den zwischenmenschlichen Beziehungen den Vorzug. Das Dumme war nur, dass man, wenn man Geschichten verfilmte, nicht um Schauspieler und Schauspielerinnen herumkam. Eine von diesen war ihm zum Verhängnis geworden, und er bezahlte immer noch dafür, dass er sich auf sie eingelassen hatte.
     Deshalb hatte er es auch eine gute und nicht nur vom Wunsch, seiner Mutter nahe sein zu wollen, diktierte Idee gefunden, zurückzukommen und die Produktionsfirma, die sein Vater vor Jahrzehnten mit einem jüngeren Freund gegründet hatte, selbst zu führen. Sein alter Herr war schon lange tot und sein Geschäftspartner hatte sich mit siebzig aus dem Berufsleben zurückgezogen und das Schicksal des Unternehmens in die Hände eines Geschäftsführers gelegt. Der hatte es innerhalb eines Jahres geschafft, den Umsatz zu halbieren und mit den noch verbliebenen durchaus ansehnlichen Gewinnen die Löcher zu stopfen, die sich rundum auftaten. Eines dieser Black Holes, die Unsummen verschlangen, war Ummo Tütken. Und ebendieser hing jetzt wie ein nasser Sack auf einem geblümten Sofa im sogenannten Kaminzimmer der Ferienpension, die seine Produktionsfirma für den Zeitraum des gesamten Filmdrehs komplett angemietet hatte. Tütkens Augen waren blutunterlaufen, das Gesicht aufgedunsen, und es hätte nicht der halb leeren Wodkaflasche in seiner Hand bedurft, um seinen Zustand zu erklären. Er stank aus jeder Pore nach dem billigen Fusel, der sicher nicht aus Getreide, sondern Melasse hergestellt wurde und den er kartonweise bei irgendeinem Discounter kaufte.
     »Ich weiß nisch, wasch du willsch, Chris«, nuschelte er jetzt, hob die Flasche, die er an ihrem Hals hielt, an und nahm einen weiteren Schluck. Dann rülpste er – und plötzlich sprach er ganz normal. »Diese golfspielende Bäuerin ist eine von denen, die glauben, dass sie wichtig sind, nur weil sie in einem Film mitspielen, in dem ich Regie führe. Was auch immer sie dir erzählt hat, es stimmt nicht. Sie soll froh sein, dass wir die Szene im Kasten haben. Noch einmal würde ich mit der Verrückten nicht drehen und dann würde sie keinen Cent bekommen.«
     Chris, der des größtmöglichen Abstands wegen an der Wand neben dem Kamin lehnte, verschränkte die Arme vor der Brust, um sich nicht auf diesen Idioten zu stürzen. Sollte er ihm sagen, dass der Kameramann alles mitgefilmt hatte, weil er das berühmte »Danke, das wars!«, auf das er so viel Wert legte, nicht ausgesprochen hatte? Oder dass Heidelinde Wagner, die Produktionsassistentin, genau im richtigen Moment ihr Handy gezückt und aufgenommen hatte, wie er der Liesi Thaler die Hände um den Hals gelegt hatte, bevor man die Frau vom Grün der fünften Bahn weggebracht hatte?
     Ummo Tütken hatte vor ewigen Zeiten den Bezug zur Realität verloren. Er war ein Pegelsäufer, der erst ab eins Komma irgendwas Promille als Regisseur funktionierte, als Mensch jedoch schon längst nicht mehr. Weder auf dem Set noch in den Resten seines Privatlebens, in dem keine seiner Frauen oder Kinder eine Rolle spielten. Deren einziges Interesse lag darin, sich von seinem nicht unbeträchtlichen Gehalt jeden Monat den höchstmöglichen Anteil zu holen, nachdem sie sich bereits um sein Vermögen gestritten und es untereinander aufgeteilt hatten.
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