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BLOGGERNOTE DES BUCHS |
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noch nicht bewertet
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MEINUNGEN UND DISKUSSIONEN UNSERER LESER |
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Kommentar vom 2. April 2023 um 20:21 Uhr (Schulnote 2): |
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Die ohnmächtige Wut des Verlassenseins
„Abgelehnt“ von Dorothea Seckler ist ein spannender Roman, eher ein Krimi als ein Thriller, fokussiert auf die polizeilichen Ermittlungen, mit dem sehr interessanten Kernthema Adoptionen.
Klappentext: Die Leiterin der Adoptionsbehörde wurde brutal erschlagen. Jemand muss sie ungeheuer gehasst haben. Ihr Ex-Ehemann? Ihr Liebhaber, mit dem sie krumme Dinger drehte? Gescheiterte Adoptions-Kandidaten? Schlecht vermittelte Adoptierte? Kommissarin Patrizia Hölderlin kommt bei den Ermittlungen an ihre Grenzen – vor allem, weil sie selbst adoptiert ist …
Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel angenehm kurz gehalten, ohne Orts- oder Zeitangaben, wodurch man chronologisch nicht ohne weiteres nachvollziehen kann, über wie viele Tage sich die Ermittlungen hinziehen. Das Buch erschien 2019, die Handlung ist in der nicht näher bestimmten Gegenwart angesiedelt. Es ist nach „Hubers Ende“ der 2. Band dieser Reihe. Jeder Fall steht aber für sich alleine. Man kommt problemlos in die Geschichte hinein, fühlt sich nach wenigen Seiten mitten in den Ermittlungen und überblickt auch den Personenkreis ohne Weiteres. Der hie und da eingeflochtene schwäbische Dialekt bringt eine humorvolle Note in die doch sehr ernste und zum Teil auch bedrückende Thematik.
Die drei Kommissare Patrizia Hölderlin, Hugo Wimmer und Markus Pfeile sehen sich einem umfangreichen Kreis von Verdächtigen gegenüber, der nicht nur aus persönlichen Beziehungen und Kollegen des Opfers besteht, sondern auch aus den Beteiligten der von ihr bearbeiteten Adoptionsfälle. Diese recht detailliert geschilderten Geschichten sind nicht nur interessant, sondern die mit Adoptionen verbundenen Schicksale sind bewegend und stimmen nachdenklich. Denn es wird verdeutlicht, dass sowohl auf Seiten der Menschen, die Kinder adoptieren möchten, als auch auf Seiten der Behörden, wenn sie zu wenig empathisch entscheiden, vieles falsch laufen kann, dass vor allem Kinder, die ins Ausland vermittelt werden, oft von Geschwistern getrennt werden, ihrer Identität beraubt werden. Auch für abgewiesene Adoptionswillige bricht oft die Welt zusammen.
Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, auch wenn es dadurch, dass die langwierige und mühevolle Ermittlungsarbeit sehr realistisch dargestellt wird, einige Längen gibt. Umso überraschender kommt das abrupte Ende. Patrizia löst nicht wirklich nachvollziehbar den Fall. Das offene Ende lässt vermuten, dass es einen Folgeband geben wird.
Das Ermittlerteam wirkt sympathisch, arbeitet trotz Divergenzen harmonisch und wertschätzend zusammen. Die sehr verschiedenen Charaktere sind anschaulich dargestellt, wirken lebendig und authentisch, sie zeigen markante Wesenszüge, Emotionen, Stärken und Schwächen. Patrizia zeigt dadurch, dass sie selbst adoptiert wurde und unter diesem Umstand leidet, besonderes Einfühlungsvermögen in die Situation der Betroffenen.
„Abgelehnt“ hat mich vor allem ob seiner Thematik, all dieser tragischen Schicksale gepackt. Ich fand das Buch spannend, muss jedoch einräumen, dass es nicht jene Dramatik und prickelnde Spannung bietet, die man sich von einem Thriller erwartet.« |
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Kommentar vom 25. Februar 2023 um 22:13 Uhr (Schulnote 1): |
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Ein erschreckender Thriller
Im Kreisjugendamt Stettborn findet eine Putzfrau die 50-jährige Leiterin der Adoptionsbehörde Brigitte Jauernig erschlagen auf ihrem Schreibtisch. Jemand muss sie abgrundtief gehasst haben. Die Liste der Verdächtigen, die Kriminaloberkommissarin Patrizia Hölderlin und ihre beiden Mitarbeiter in diesem Fall KHK Markus Pfeifle, der kurz vor seinem Urlaub steht, und Kommissar Hugo Wimmer hier abarbeiten müssen ist lang. Angefangen vom Ex-Mann Lothar über ihren Vorgesetzten und Liebhaber Dr. Ludwig Vierzehn, mit dem sie mehr gemauschelt hat, vermittelte Adoptionen, bei denen dann etwas schief gelaufen ist oder abgelehnte Adoptionen. Viel Arbeit, die da auf die drei zukommt.
Beim Blick auf das Cover habe ich mich gefragt: was wird hier abgelehnt und wozu gibt es hier eine Geheimakte? Das habe ich beim Lesen dann schnell erfahren. Autorin Dorothea Seckler hat einen sehr angenehmen, gut zu lesenden und fesselnden Erzählstil, der mich ab der ersten Seite bei der Stange gehalten hat. Ich habe mich von Anfang an mittendrin im Team gefühlt. Der Spannungsbogen, der sich bis zur letzten Zeile oben hält, steigt langsam und kontinuierlich an. Ganz besonders haben mich hier die Gespräche fasziniert, die die Ermittler mit den verschiedenen Adoptierten, deren Familien und Familien geführt haben, die von einer Adoption z.B. ausgeschlossen wurden. Und ich war sehr gerne dabei, wenn über die Ermittlungen debattiert wurde. Gut, dass die Autorin hier und da auch eine kleine Portion Humor eingebaut hat. Ansonsten ist das Thema hier sehr ernst, hat mich teils zum Nachdenken gebracht, aber auch wütend gemacht und schockiert. Es dauert sehr lange, bis Patrizia hinter die Gründe für den Mord kommt. Hier erfahre ich in Gesprächen und Gedanken auch einiges über die private Patrizia Hölderlin, die selbst als Kleinkind adoptiert wurde und die heute noch ihre Wurzeln über die sie fast nichts weiß vermisst. Eine Frau, die es sich lohnt kennenzulernen. Aber auch die anderen Menschen, die ich hier kennenlerne, kommen echt und glaubwürdig rüber. Genau so wie die Stimmungen, die hier wiedergegeben werden.
Eine Geschichte, einen Thriller, den ich ab der ersten Seite genossen habe. Ein Buch, das auch ihr unbedingt lesen solltet. Mit einem Ende – nein, mehr wird nicht verraten.« |
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