|
|
Die Frequenz, in der Sebastian Fitzek neue Bücher verfasst, ist so enorm hoch wie die Geschwindigkeit, in der er üblicherweise unerwartete Wendungen in seine Storys einbaut. Und so ist passend zum Beginn des Bücher-Weihnachtsgeschäfts des Jahres 2018 auch wieder ein neues Werk aus seiner Feder erschienen ... irgendwie muss der Buchhandel ja über die Runden kommen, und schließlich will ja auch das knappe Dutzend an Kaffees finanziert werden, das er dem Vernehmen nach während des Schreibprozesses täglich in sich hineinkippt. Bei ihm hat eben alles eine hohe Schlagzahl. Fitzeks neues Werk trägt den Titel »Der Insasse« und wurde vom Droemer Verlag veröffentlicht. Erhältlich ist das ganz in Gummizellen-Optik gehaltene Buch für 22,99 Euro, als E-Book kann man es für 14,99 Euro bekommen. Und natürlich gibt es auch hier wieder eine Hörbuchausgabe, für deren Vertonung (wie gewohnt) Simon Jäger verantwortlich war. Dem einst von der Mutter von Oliver »Justus Jonas« Rohrbeck entdeckten Sprecher kann man 9:13 Stunden lang beim Vorlesen lauschen.
Wie es sich für einen richtigen Fitzek-Thriller gehört, ist bereits die Buchidee ein wenig überdreht. Ein psychisch kranker Häftling hat zwei brutale Kindermorde gestanden und die Berliner Polizei zu den Leichen geführt, dann aber hat er sich auf den freundlichen Rat seiner Anwältin hin aufs Schweigen verlegt. Letzteres ist ein großes Problem, denn ein sechsjähriger Junge ist verschwunden, und eigentlich ist man sich anhand von Indizien sicher, dass der Kindermörder auch hier am Werk war. Um doch aus ihm herauszukitzeln, was er weiß, wird eine abwegige Idee geboren: Der verzweifelte Vater des kleinen Jungen soll als angeblicher Patient in den Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie eingeschleust werden und dort dem Psychopathen so nah wie möglich kommen.
Dass das jetzt in der Praxis nun nicht unbedingt auf diese Weise gehandhabt werden würde, sollte man natürlich nicht so bierernst nehmen, denn schließlich erzählt Sebastian Fitzek keine True-Crime-Geschichten, sondern will unterhalten, und dafür ist ein anständiges Maß an Brechstange selbstverständlich erlaubt ... und erwünscht. Man hat ja nach der Menge an Büchern, die es von Fitzek inzwischen gibt, eine gewisse Erwartungshaltung an neue Romane von ihm, und in »Der Insasse« erfüllt er sie so maßgeschneidert, dass Denis Scheck seine Frühstückssuppe zurück in die Schnabeltasse prusten würde, falls er noch einmal bei ihm hineinschnuppern würde. Denn natürlich bleibt es bei weitem nicht bei der abgründigen Anfangsidee des Buches, es entwickelt sich daraus eine hochgradig temporeiche, mit Einfällen und Wendungen sehr gut ausgepolsterte Geschichte, die selbstverständlich nicht so läuft, wie man es erwartet und wie es einem beim Lesen zunächst erscheint. Hier und da liest man im Internet davon, dass sich Fitzek sehr an früheren Werken von ihm selbst und an einem speziellen Roman von Dennis Lehane orientiert hätte, doch das halte ich für übertrieben. Mir kam Fitzeks Buch genauso frisch und kreativ rüber, wie ich das von ihm gewohnt bin, und ich war bis zur allerletzten Seite sehr gut unterhalten. Wo Fitzeks Name draufsteht, da bekommt man eben genau das serviert, das man sich erhofft. Kurzum: Wer den Stil des Thrillerkönigs mag, der kommt auch bei seinem »Insassen« voll auf seine Kosten. |
– geschrieben am 28. Oktober 2018 (4.5/5 Punkte) |
|
Anmerkungen zu den Buch-Einblicken: Die Wertung unseres jeweiligen Mitarbeiters geht im gleichen Maße wie eine Blogger-Rezension in die Gesamtwertung des Buches ein.
|
|
|
|