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Wintertöchter 1 - Die Gabe

Verfasser: Mignon Kleinbek (3)
Verlag: Pinguletta (19)
VÖ: 20. November 2017
Genre: Gegenwartsliteratur (4365)
Seiten: 329
Themen: Dorf (1623), Mädchen (3996), Österreich (539)
Werbung: Offizielle Buchvorstellung anzeigen
Reihe: Wintertöchter (3)
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Erklärung der Bewertungssysteme
1940, in der letzten Rauhnacht eines eiskalten Winters, irgendwo in der kargen Bergwelt Österreichs: Die junge Marie keucht und flucht. Eine Wehe nach der anderen überrollt sie, denn die Geburt ihres ersten Kindes kündigt sich vorzeitig an. Unter dramatischen Umständen bringt Marie ihre Tochter zur Welt. Und sobald sie ihr Baby in den Armen hält, wird ihr eines sofort klar: Dies ist ein ganz besonderes Kind! Denn Anna trägt ein Erbe in sich, das einige Frauen in ihrer Familie auszeichnet – eine sehr besondere Gabe!
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LESEPROBE
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich beim Pinguletta Verlag für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Mignon Kleinbek gibt es bei Twitter.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

Prolog. 2004


Die Frau ging mit schleppenden Schritten zum Küchenherd und drehte das Gas ab. Das schrille Pfeifen des Teekessels wurde leiser und verstummte. Sie öffnete den Küchenschrank und nahm die angeschlagene Porzellantasse heraus, aus der sie seit ihrer Kindheit den Morgentee trank. Anna stand darauf, in dünnen Goldbuchstaben, umrahmt von Blumenranken. Der Goldrand und die hellblauen Veilchen waren blass verwaschen, kaum mehr sichtbar.
     Mit geübtem Ruck zog sie die schwergängige Schublade heraus, in der sie ihre Teemischungen aufbewahrte. Ein feiner Duft stieg aus der Holzlade auf.
     Earl Grey, Oolong oder Kräutertee? Sie überlegte einen Moment. Nein, ihren Kräutertee aus eigenhändig gesammelter und getrockneter Kamille, Minze, Anis und Fenchel hatte sie ihr Leben lang getrunken, jeden Morgen. Heute jedoch war der Tag für einen besonderen Genuss. Anna griff nach dem dunkelgrünen Tütchen, nahm die Klammer ab und schnupperte hinein. Sie nickte.
     Der Oolong, ›schwarzer Drache‹ oder ›die schwarze Schlange‹ genannt, mit seinem wohlriechenden, blumigen Duft, war genau richtig für die Aufgabe, die schwer vor ihr lag. Der Tee war exotisch, teuer, er gab ihr das befriedigende Gefühl, sich etwas so Kostbares zu leisten, wäre eine kleine Belohnung. Ein Quäntchen Wiedergutmachung für das Leid. Er würde es wert sein und den bitteren Weg in die Vergangenheit ein wenig versüßen. Diesen Luxus hatte sie sich verdient. Also den Oolong ...
     Während sie sorgfältig einen Teelöffel voll schwarzer Teekrumen in das eiserne Teesieb gab, schweiften ihre Gedanken träge zu ihrer Tante Barbara.
     Die Hebamme, Pflanzenkundige und einzige Vertraute hatte ihr alles beigebracht, was sie über das Heilen mit Kräutern wusste. Der Sommertag stieg in ihr auf, an dem sie mit ihrer Dede auf der sonnengewärmten Steinstufe vor dem Haus saß. Die Tante hatte ihr den Arm leicht um die Schulter gelegt. Auf ihrer blauen Schürze lag eine geöffnete Blechdose, und die kostbaren, schwarzen Blättchen darin glänzten schwach. Sie erzählte ihr eine Geschichte; die Legende um die Entstehung des Oolong. Vor Annas Augen erstanden die Bilder, an die sie sich so deutlich erinnerte, als sei es gestern gewesen. Von dem braunhäutigen Teepflanzer, der beim Anblick einer schwarzen Schlange, die sich in den frischgepflückten Blättern zusammenringelte, zurückgeschreckt war. Wie er sich nach einigen Tagen wieder vorsichtig zu den getrockneten Blättern hinwagte und bemerkte, dass sie in der heißen Sonne oxidiert waren. Seine Verwunderung, als er nach dem Aufbrühen feststellte, welch einen wunderbaren Geschmack sie ergaben. Die Dede hatte mit zwei Fingern ein paar Teekrumen aufgenommen, hielt sie ihr unter die vorwitzige Nase und legte sie dann auf die kleine rosa Zungenspitze: »Hier Anneli, schau!« Und sie sah ...

Ja, der Oolong würde genau richtig sein. Vielleicht würde er die schwarze Schlange, den wütenden Drachen in ihr, besänftigen. Ihn einlullen und ihm etwas Ruhe verschaffen. Ruhe vor den quälenden Erinnerungen und Ruhe ihrem Gewissen. Und mochte sein, er schenkte ihrer Seele mit seinem Geschmack nach Blumen und Sommer einen kurzen, einen süßen Frieden. Würde ihre Gedanken in die Sonne und ins Licht lenken. Es war so viel Dunkel in ihr.
     Sie stellte das eiserne Teesieb in die Tasse und goss vorsichtig heißsprudelndes Wasser darauf. Gab einen kleinen Löffel goldenen Bienenhonig und einige Tropfen fette weiße Milch dazu. Versonnen betrachtete sie, wie Honig, Milch und bernsteinfarbener Tee in braunen Fäden durcheinanderwirbelten, einer geheimen Absprache folgend. Wie sie Spuren und Schlieren durch das heiße Wasser zogen, sich verwoben und eine Koexistenz eingingen. Koexistenz ist der Zustand, in dem sich zwei gleich starke Seiten einander gegenüberstehen. Und irgendwann einsehen, dass sie, um des Friedens und des Überlebens willen, die Überzeugung des anderen dulden, schoss ihr durch den Kopf. Sie hatte das einmal irgendwo gelesen. Der Satz war ihr haften geblieben und nun plötzlich präsent.
     Auch sie und er hatten einander die Stirn geboten, sich bekämpft, sich angepasst und geduldet. Sie waren eine Koexistenz eingegangen, hatten miteinander gelebt, einander gehasst bis aufs Blut und sich dennoch verbunden.
     Es war genug. Genug des Anpassens und Duldens, genug des Leids. Die Knoten mussten jetzt gelöst werden. Diese letzte Aufgabe wartete auf ihre Erfüllung. Erst dann würde sie gehen können. Und vielleicht endlich frei sein. Die Wahrheit drängte ans Licht und würde sie überleben.

Sie nahm die heiße Tasse vorsichtig auf, trug sie an den blank gescheuerten Zirbenholztisch und setzte sich schwerfällig. Das klumpige Daunenkissen in ihrem Rücken zurechtrückend, ließ sie sich mit einem wohligen Seufzer zurücksinken. Anna blies über den Tee und nahm einen Schluck. Für einen Augenblick ließ sie zu, dass die vertrauten Bilder aufstiegen. Dann setzte sie die Veilchentasse hart und entschlossen auf dem Tisch ab und schlug die schwarze Kladde auf. Sie nahm den Tuschefüller in die von bräunlichen Altersflecken gezeichnete Hand und zog die silberne Metallkappe ab. Sorgfältig legte sie das Käppchen neben den runden Stein und nahm die Brille aus dem weißen Haar, schob sie vor bis zur Nasenspitze. In säuberlichen, steil aufgerichteten Buchstaben begann sie zu schreiben:

*


Dies schreibt Anna Antonia Hohleitner, Bergbäuerin und Sennerin, Tochter von Marie und Anton Hohleitner, im Alter von vierundsechzig Jahren.
     Ich verbrachte mein ganzes Leben auf dem Julianenhof. Er ist mein Zuhause und mein Erbe. Ich bin nie von hier oben weggegangen. Ich konnte es nicht, denn er bot mir Schutz vor der Welt und Schutz vor den Menschen. Wer ist, wie ich bin, braucht einen sicheren Ort.
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