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Kommentar vom 9. März 2018 um 16:04 Uhr (Schulnote 1): |
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Auf der Suche nach Gerechtigkeit
München im Jahr 2013: Manolis Lefteris ist ein Mann für Aufträge der besonderen Art. Er soll geheimnisvolle Akten aufspüren, die sich im Besitz von Kathrin Mändler, einer sehr alten Dame, befinden. Diese Akten können offenbar jemandem sehr gefährlich werden, sodass dieser Auftraggeber bereit ist, sehr gut dafür zu bezahlen, dass diese Akten nicht an die Öffentlichkeit geraten.
Im Jahr 1944 tritt die junge Kathrin Mändler eine Stelle als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg bei München an. Ihren Beruf erfüllt sie mit viel Freude und Hingabe. Als sich ihr Chef, der überaus attraktive Arzt Karl Landmann für sie interessiert, verfällt sie ihm leidenschaftlich. Bald bemerkt Kathrin, dass in der Heilanstalt nicht alles mit rechten Dingen zugeht, dass zu viele Patienten sterben, deren Leben als ,,minderwertig“ eingestuft wird. Doch durch ihre heimlichen Nachforschungen setzt sie sich selbst großer Gefahr aus.
Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und der Leser erfährt so scheibchenweise, was sich hinter den Mauern der Anstalt Winkelberg abgespielt hat, aber auch, wer der geheimnisvolle Auftraggeber ist. Interessant ist, wie auch Manolis Lefteris Familiengeschichte in das Geschehen mit eingewoben wird. Seine Motive für sein ,,Nebentätigkeit“ wirken zu Beginn nicht besonders sympathisch, allerdings nachvollziehbar und verständlich. Seine Suche nach Gerechtigkeit ist durchaus von Rache getrieben, doch entwickelt sich die Figur im Laufe des Romans. Auch Kathrin Mändlers Nichte Vera, die sich als Journalistin für die Vergangenheit ihrer Tante und die gesuchten Akten interessiert, ist keine durchweg positive Figur. Doch gerade das macht dem Roman authentisch und realitätsnah. Die Autorin, die hier unter dem Pseudonym Ellen Sandberg schreibt, ist ansonsten für ihre Krimis bekannt. Eine kleine ironische Begegnung gibt es, als Manolis Lefteris fast auf Kommissar Dühnfort trifft, als er sich bei seinen Recherchen als Polizist ausgibt. Ein spannender Roman um Schuld, Vergessen und Gerechtigkeit.« |
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Kommentar vom 3. März 2018 um 20:57 Uhr (Schulnote 1): |
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Die Vergessenen, Krimi von Ellen Sandberg, 512 Seiten, erschienen im Penguin Verlag. Über eines der grausamsten Verbrechen der jüngeren Vergangenheit und die Notwendigkeit, dieses nicht zu vergessen. Manolis Lefteris ist ein „lautloser Problemlöser“ für seinen Mentor Köster. Köster, dem er vor vielen Jahren das Leben gerettet - und der ihn dafür in seine Obhut genommen hat. Nun soll er für ihn geheimnisvolle Unterlagen beschaffen, die sich im Besitz einer älteren Dame befinden. Auch ihre Nichte Vera ist dem Geheimnis auf der Spur. Dabei enthüllen die Beiden ein Verbrechen, welches Jahrzehnte im Verborgenen blieb. Vorliegender Krimi ist eingeteilt in 63 überschaubare Kapitel, die sich in zwei Zeitebenen und zwei Erzählstränge aufgliedern. Zum Einen das Geschehen in der Gegenwart, die Suche Manolis nach den geheimnisvollen Unterlagen und die Recherchen der Journalistin Vera nach den grausamen Verbrechen und Verbrechern des 2. Weltkriegs. Zum anderen die Erinnerungen von Kathrin, der Zeitzeugin und ihren Eindrücken und Erlebnissen, diese Kapitel haben mich ganz extrem betroffen gemacht. Die beiden Stränge waren sehr leicht auseinanderzuhalten, denn es wurden verschiedene Schriftarten gewählt, dadurch fiel es mir nicht schwer den Überblick zu behalten. Karten und Briefe aus der Nazi-Zeit und den frühen 60er Jahren sind im typischen Schriftbild einer mechanischen Schreibmaschine gedruckt. Dadurch konnte man sich gut in die jeweilige Zeit hineindenken. Ellen Sandberg schaffte es mit Bravour und großem Geschick, die Spannung die sie schon im Prolog aufgebaut hat, durch die Geschichte hindurch gleichbleibend hoch zu halten. Nicht zuletzt durch die lebhafte Erzählweise und packende Dialoge. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin in ihrer Erzählung immer wieder Zeilen aus meinem Lieblings-Rilke-Gedicht „Herr es ist Zeit“ verwendet, an den haargenau dazu passenden Stellen, toll gemacht. Die Geschichte ist mir bis unter die Haut gegangen, besonders die Schilderungen wie mit den gehandicapten Patienten in der „Heil -und Pflegeanstalt“ Winkelberg umgegangen wird. Die Schilderungen wie in dieser Einrichtung „billig getötet“ wurde, rührte mich zu Tränen. Durch zu wenig Nahrung und Sedierung konnten die geschwächten Patienten nicht mehr richtig atmen und verstarben dadurch an Tuberkulose oder Lungenentzündung. Zu jeder Zeit war es mir möglich dem Plot zu folgen. Meine Lieblingsfigur war Manolis Lefteris, obwohl er am Anfang etwas suspekt erscheint gefiel er mir zum Ende hin immer mehr, trotz seiner traumatischen Kindheit, hat er im Buch die größte Entwicklung gemacht und am Ende sogar die Seiten gewechselt. Auch die Figur Vera war mir sympatisch, vehement versucht sie Licht in die Vergangenheit ihrer Tante zu bringen. Einzig Kathrin blieb für mich undurchschaubar, obwohl sie während der Nazizeit, ihr Leben aufs Spiel setzte, um an die Beweise für Landmanns Machenschaften zu kommen und m.E. wirklich um die Opfer besorgt war, hat sie später nicht die Möglichkeit genutzt, um den Euthanasie-Arzt seiner gerechten Strafe zuzuführen. Wie kann man so einen Menschen lieben? Nur dafür, dass es einen Mann in ihrem Leben gibt, hat sie die Opfer verraten. Landmann war ein Teufel, ihn konnte ich nur hassen. Selbst nach dem Krieg war er der Meinung: „An der Front ließ die Jugend ihr Leben, während Verblödete und Asoziale in Winkelberg ein gesichertes Dasein führen“. Seine Taten waren, seiner Meinung nach, „Ein nützlicher Akt im Dienst der Allgemeinheit“. Ich werde dieses Buch ganz sicher nicht vergessen.Ellen Sandberg, alias Inge Löhnig, hat hier ein Mahnmal gegen das Vergessen gesetzt. Unbedingte Leseempfehlung und Schulnote 1« |
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9 0
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– geschrieben von Ele95 |
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Kommentar vom 21. Februar 2018 um 22:49 Uhr (Schulnote 2): |
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Manolis Lefteris, Mitte 40 und Autohändler in München, ist ein Mann für besondere Aufträge. In seinem aktuellen Fall soll er einer alten Frau, Kathrin Mändler, Akten wegnehmen. Die Seniorin, eine ehemalige Krankenschwester, befindet sich wegen eines Schlaganfalls gerade im Krankenhaus. Doch ihre Nichte, die Journalistin Vera Mändler, wird ebenfalls auf die Unterlagen aufmerksam und wittert eine gute Story. Manolis ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...
„Die Vergessenen“ ist ein Familienroman von Inge Löhnig, veröffentlicht unter dem Pseudonym Ellen Sandberg.
Meine Meinung: Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei hat das Buch drei Erzählstränge. Der Roman spielt außerdem auf zwei Zeitebenen: In der einen geht es um das Jahr 2013 in München, in der anderen um das Jahr 1944 in Winkelberg. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.
Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig anschaulich. Trotz der eher hohen Seitenanzahl ließ sich das Buch daher schnell lesen.
Ich hatte ein wenig Probleme, in die Geschichte hineinzukommen. Nach dem packenden Prolog ist der Anfang des Romans eher schleppend, die ersten Kapitel dümpeln dahin. Bis richtige Spannung aufkommt, dauert es ungewöhnlich lange. Daher hatte die Geschichte für mich einige Längen. Erst relativ spät nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf, deshalb konnte mich der Roman nicht sofort fesseln.
Die Figuren sind vielschichtig angelegt. Ich habe mich allerdings etwas schwer damit getan, mich mit den Hauptprotagonisten zu identifizieren oder Sympathie für sie zu entwickeln. Weder zu Manolis noch zu Vera konnte ich sofort einen Zugang finden. Das besserte sich aber im Verlauf des Romans.
Das Thema des Romans dagegen hat mich sofort angesprochen. Ich finde es wichtig, dass die Euthanasie während der Zeit der Nationalsozialisten auch literarisch verarbeitet wird, weil diese bisher nur wenig Berücksichtigung fand. Die Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg in einem Roman aufzugreifen, das war in meinen Augen eine gute Entscheidung. Das Buch ist dadurch erschütternd und regt zum Nachdenken an. Generell mag ich Geschichten sehr gerne, die auf wahren Begebenheiten basieren. Man merkt dem Roman zudem an, dass viel Recherche darin steckt.
Der Titel ist angesichts des Themas sehr treffend gewählt. Das Cover finde ich ansprechend.
Mein Fazit: „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg ist trotz kleiner Schwächen in der Umsetzung ein lesenswerter Roman zu einem wichtigen Thema. Es ist keine leichte Kost.« |
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Kommentar vom 17. Januar 2018 um 11:49 Uhr (Schulnote 1): |
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Starke Story
Dieser Roman erzählt eine Geschichte die einen so schnell nicht mehr loslässt. 1944 arbeitet Kathrin als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Sie ist angetan von dem Arzt Karl Landmann und beginnt ein Verhältnis mit ihm, bis sie entdeckt was er wirklich in dieser Anstalt tut. Sie verbündet sich mit dem Medizinstudenten Matthias Cramer und sammelt Beweise für diese abscheulichen Verbrechen.
Zeitsprung ins Jahr 2013. Kathrin hat einen Schlaganfall erlitten und liegt im Krankenhaus. Ihre Nichte Vera, von Beruf Journalistin, muss sich nun um die anfallende Bürokratie kümmern. Dabei entdeckt sie ein Foto das sie stutzig macht. Sie beschließt der Sache auf den Grund zu gehen, um zu erfahren was für ein Geheimnis ihre Tante verbirgt. Doch mittlerweile sind noch mehr Personen dran interessiert. Vera trifft bei ihren Recherchen immer wieder auf den geheimnisvollen Manolis, einen Mann für besondere Aufträge. Als er entdeckt, für wen er diesen Auftrag erledigen soll, melden sich seine eigenen Dämonen gegen die er schon viel zu lange ankämpft. Und er beschließt, diesmal soll die Gerechtigkeit siegen.
Ein toller Roman der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Was nicht zuletzt an Manolis, Vera und Kathrin lag. Ihre Geschichten sind so glaubhaft beschrieben, dass ich mich in jeden von ihnen hineinversetzen konnte. Gekonnt verwebt die Autorin eine grausame Thematik in einen spannenden Krimi. Absolute Leseempfehlung« |
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Kommentar vom 16. Januar 2018 um 10:54 Uhr: |
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Ein außergewöhnlicher Roman, der mich tief betroffen hinterlässt Mit "Die Vergessenen" ist der Autorin mit dem Pseudonym "Ellen Sandberg" ein grandioser Geschichts-Roman gelungen, der mich tief betroffen und erschüttert hinterlässt und mir wieder einmal vor Augen führt, dass Deutschland eine grauenhafte Vergangenheit hinter sich hat, die sich bitte so niemals auch nur annähernd wiederholen darf. Erschienen ist dieser Krimi mit Geschichtshintergrund im Dezember 2017 im Penguin Verlag.
Der Roman spielt in zwei Jahrzehnten. "Heute" und zur Zeit des 2. Weltkrieges.
Wie schon in meiner Einführung erwähnt, hinterlässt mich das Buch tief berührt und gleichzeitig erschüttert. Der Krimi ist in 2 verschiedene Stränge unterteilt die untereinander eingeflochten sind und sich gegenseitig ergänzen und zum Ziel führen. Man kann dies Stränge gut an den zwei verschiedenen Schriftarten unterscheiden
Strang eins spielt heute. Manolis - der Mann für die besonderen Fälle - einerseits ein kühler und undurchschaubarer Mensch, andererseits ein freundlicher und großzügiger Mann, der eine traurige Vergangenheit in seinem Herzen trägt. Durch seinen aktuellen Auftrag versucht er an die Akten einer alten Dame zu gelangen. Da diese ausgerechnet jetzt mit einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt, muss er versuchen durch Ihre Nichte Vera mehr herauszufinden. Vera - die liebenswerte Nichte - kommt durch die Erkrankung Ihrer Tante Kathrin einem Familiengeheimnis auf die Spur. Da Sie Journalistin ist lassen Sie die Gedanken daran nicht kalt und sie ermittelt in der Geschichte und stößt dabei auf Unglaubliches. Die Suche nach Beweisen wird überschattet von Verfolgern, die dies nicht zulassen wollen. In welchen Verbrechensstrudel ist Vera hier geraten?
Strang zwei wird erzählt von Kathrin. Nach Ihrem Schlaganfall im Koma liegend erlebt sie die Kriegsjahre noch einmal Revue passierend. Sie arbeitete damals als frisch ausgelernte Krankenschwester in einer Heil- und Pflegeanstalt auf der Kinderstation bei behinderten und schwer kranken Kindern. Schon bald merkt sie, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und stellt eigene Ermittlungen an. Zu Ihrem Entsetzen herrschen hier wirkliche grausame Zustände. Da Sie nicht helfend eingreifen kann, dokumentiert sie zumindest die Taten um nach Kriegsende für Gerechtigkeit zu sorgen.
Einerseits handelt es sich bei vorliegender Geschichte um erfundene Begebenheiten. Die hier handelnden Personen hat es so nicht gegeben. Und doch ist der geschichtliche Hintergrund nichts als die reine Wahrheit. Und genau aus diesem Grund macht mich das gelesene so unglaublich wütend und traurig. Die Autorin hat diesen historischen Hintergrund unglaublich gut in einen aktuellen Krimi verpackt. Ich bin begeistert von der Art und Weise, wie Sie uns teilnehmen lässt an der Geschichte. Der Schreibstil ist fesselnd und trägt mich in einer rasenden Geschwindigkeit durch das 500 Seiten dicke Buch. Der Gedanke an damals verursacht bei mir Gänsehaut und ein Unwohlsein. Wie grausam ging es hier in Deutschland vor gut 70 Jahren wirklich ab.... Auch wenn das Buch "Die Vergessenen" heißt - so darf dies alles nie unvergessen bleiben. Wenn ich jedoch an die aktuelle politische Situation denke kann man nur hoffen, dass in den Köpfen bald wieder ein Umdenken stattfindet.
Fazit: Ich kann dieses Buch wirklich nur Jedem ans Herz legen - egal ob Krimifan oder nicht. Bestimmt auch eine tolle Geschichte für "höhere" Klassenstufen als Schullektüre. Ich vergebe 5 hoch verdiente Sterne für dieses Meisterwerk.« |
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