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Die Bundespräsidentin

Verfasser: Kerstin Rachfahl (25)
Verlag: Eigenverlag (30516) und epubli (2441)
VÖ: 21. Dezember 2017
Genre: Thriller (9075)
Seiten: 444 (Kindle Edition), 481 (Taschenbuch-Version), 568 (Taschenbuch-Version Nr. 2)
Themen: Deutschland (959), Politik (613), Präsidenten (61)
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Kerstin Rachfahl für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Kerstin Rachfahl gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter und bei Facebook.
Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code.

~ 1 ~


Sarah unterdrückte ein Schmunzeln angesichts der erregten Diskussion in ihrem Hörsaal. Die Unterscheidung zwischen Moral und Ethik führte jedes Mal dazu, dass sich die Studenten ereiferten. Aufmerksam hörte sie den verschiedenen Argumentationen zu. In ihren Gedanken tauchte kurz die Erinnerung an die Pressekonferenz auf, bei der sie von ihrem Amt als Bundesaußenministerin zurückgetreten war. Für sie war dieser Rücktritt eine Frage der Ethik gewesen, nicht der Moral, entgegen den Äußerungen der Pressemedien, die wochenlang über die Hintergründe debattiert und jede Menge falsche Informationen und Aussagen publiziert hatten. Aber nicht nur den Medien fiel die Differenzierung zwischen Ethik und Moral schwer, auch die Philosophen stritten darüber. Deshalb liebte sie ihre Vorlesung zur Entwicklung neuer, alternativer politischer Leitkulturen, zu der auch eine Auseinandersetzung mit dem Manifest des Evolutionären Humanismus gehörte.
     Die Tür wurde leise geöffnet, und eine attraktive Endfünfzigerin in marineblauem Kostüm und weißer Bluse schlüpfte zum Hörsaal herein. Sie setzte sich auf einen freien Platz in der oberen Reihe und nickte Sarah kurz zu als Zeichen, dass sie ihre Vorlesung einfach fortsetzen sollte.
     Nur langsam fasste sich Sarah. Der Anblick der Frau hatte ein Gefühl in ihr hervorgerufen, gegen das sie schwer ankam. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Studenten zu, die im Eifer des Wortgefechts den Neuankömmling gar nicht bemerkt hatten.
     »Ich denke, die Diskussion hat eine Menge unterschiedlicher Positionen aufgedeckt«, unterbrach sie den Wortwechsel. »Als nächste Aufgabenstellung formulieren Sie bitte die bisherigen Argumente und stellen sie tabellarisch einander gegenüber. Auf diese Weise bekommen wir eine Struktur in Ihren Meinungsaustausch. So können Sie sich besser in den Gedankengang Ihrer Kommilitonen mit der jeweils anderen Auffassung hineinversetzen. Sina, sind Sie so lieb und verbinden Ihren Laptop mit dem Beamer?«
     »Ich?«
     »Nun, ich nehme an, dass Sie sich bereits einige Gedanken gemacht haben. Sie haben nicht nur aufmerksam zugehört, sondern sich auch viele Notizen zu den Äußerungen Ihrer Kommilitonen gemacht. Das ist eine gute Ausgangsbasis für die strukturierte Zusammenfassung, oder irre ich mich?«
     Sina lief feuerrot an. Die Studentin erinnerte Sarah oft an sie selbst in jungen Jahren.
     Sie hatte auch eher zugehört als sich an Diskussionen zu beteiligen. Es dauerte lange, bis sie sich eine Meinung bildete. Hatte sie sich jedoch eine geformt, brauchte es stimmige Argumente, wenn man sie davon abbringen wollte. Sie hatte in ihren Aussagen schon immer eine klare Linie erkennen lassen, die sie auch politisch verfolgt hatte. Das hatte dazu geführt, dass die Presse sie als eine integre, verlässliche Person ansah. Man hatte sie durch den Kakao gezogen, sie kritisiert, als überheblich und arrogant bezeichnet oder auch als naiv und feige, je nachdem, welche Zeitung man las oder welche Sendung man schaute. Doch am Ende war etwas anderes in der öffentlichen Meinung haften geblieben – eine Art Bewunderung für ihre Geradlinigkeit, mit der sie ihrem Gewissen trotz aller damit einhergehenden Konsequenzen gefolgt war. Deshalb war sie auch heute noch eine beliebte Gesprächspartnerin bei politischen Talkshows. Ihr wacher, analytischer Verstand, die ethische Sichtweise, mit der sie die Konflikte betrachtete – das hatte innerhalb der deutschen Regierung mehr als einmal eine Eskalation unter den verschiedenen Bürgerrechtsbewegungen verhindert. Die Parteien zogen sie gern als Mediatorin bei Interessenskonflikten hinzu, weil sie grundsätzlich Lösungen suchte, die von allen Beteiligten als fair erachtet wurden. In der Öffentlichkeit sprach sie nicht über ihre Arbeit. Es frustrierte sie, dass man in der Politik weiterhin davon ausging, dass Menschen vorrangig über ihren Eigennutz und von außen gesteuerte Motivationen – wie Belohnungen in Geldform – zum Handeln gebracht wurden. Sie hingegen glaubte an das Gute im Menschen, an sein Mitgefühl, den Gemeinsinn und die Solidarität, womit man sozialere Wirtschaftsformen und eine sozialere Politik würde entwickeln können, auch ohne dass das Wirtschaftssystem zusammenbrach. Die Herausforderung bestand darin, es zu wagen.
     »Stimmt, ich habe mir Notizen gemacht«, gab Sina zu, »aber ich bin unsicher, ob ich alle Argumente erfasst und auch verstanden habe. Ich finde die Differenzierung sehr schwer.«
     »Dann ist es in jedem Fall eine Basis, die wir bei Bedarf ergänzen, verfeinern oder – wenn nötig – konkretisieren können, einverstanden?«
     »Los, Sina, mach schon, umso schneller sind wir fertig und können ins Wochenende«, ermunterte ihr Sitznachbar sie.
     »Tobias, kann es sein, dass Sie den Sinn eines Studiums missverstehen?«, rügte Sarah den jungen Mann.
     »Inwiefern, Frau Professor Heidkamp?«
     »Dies hier ist eine freiwillige Angelegenheit. Niemand zwingt Sie, an meiner Vorlesung teilzunehmen.«
     »Aber Ihre sind die interessantesten. Wussten Sie, dass die Fakultät sie deshalb gern in die letzte Vorlesungsstunde am Freitag legt? Schauen Sie sich um. Der Hörsaal ist voll, das ist ein Kompliment für Sie. Heute steht ein langes Wochenende an, und Sie wissen genau, dass wir es alle kaum erwarten können. Und aus dem Grund möchten Sie Sina nach vorne holen – weil wir mithilfe ihrer Aufzeichnungen rascher ans Ziel kommen. Oder sehe ich das falsch?«
     Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Sehen Sie, Tobias, es ist allzu leicht, die eigene Meinung ganz subjektiv auf einen anderen Menschen zu projizieren. Ich habe Sina gewählt, weil ich davon ausgehe, dass sie die Differenzierung in ihrer Argumentation wahrgenommen hat und ihre Wahrnehmung deshalb ein gutes Fundament bildet, um über die feinen Unterschiede zwischen der Ethik und der Moral Klarheit zu erhalten.«
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