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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Neobooks für die Bereitstellung dieser Leseprobe! Bei dem Buch handelt es sich um einen der Neobooks-Monatsfavoriten des Oktober 2017. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Im Einkaufszentrum
Das Einkaufszentrum in Lukovia war geschlossen, nur die Reinigungskräfte versahen noch ihren Dienst. Es war dunkel in der Metropole. Fahl leuchteten die großen Werbetafeln auf dem Dach in das glasumschlossene Erdgeschoss und warben für Produkte, die es zu dieser Zeit hier nicht zu erwerben gab. Eret Sana lief. Er hatte Angst. Wenn sie ihn erwischten, dann... konnte mit ihm passieren, was viele nur vermuteten. Der Informant schaute sich um. An einer Wand des Einkaufszentrums hatte ein Gebäudereiniger eine Tür offen gelassen. Eine Chance... er lief schneller, schlüpfte hindurch, schloss den Zugang. Vielleicht konnte er Hilfe holen. Er rannte durch die Gänge des Gebäudes, suchte nach einer sicheren Stelle. Wieder sah er sich um. Eret konnte niemanden erkennen. Er blieb kurz stehen, rang nach Luft. Hinter der Werbesäule könnte er sich verstecken. Der Informant ging die restlichen Meter und setzte sich hinter dem monitorbestückten Anzeiger auf den Boden. Er aktivierte die Telefonfunktion in seiner Kleidung und suchte nach den Kontaktdaten seines Freundes Mes Nereg. Vielleicht konnte er ihm noch helfen. Die Werbetafeln leuchteten, zeigten die neuesten Angebote, aber Eret war irritiert. Wenn sich jemand der Tafelelektronik näherte, schaltete sie eigentlich personalisierte Werbung, die mit dem Gerät in der Kleidung abgestimmt war. Aber hier passierte nichts. Egal, vielleicht ist sie kaputt, dachte Eret. Mes, geh ran... Aber auch der Telefonanruf kam nicht durch. Das Netz war unerreichbar, mitten in der Einkaufsmetropole Lukovia. Eret probierte es noch einmal. Wieder konnte sich das Gerät nicht verbinden. Mist, das konnte doch nicht sein... der Informant stand auf. Vielleicht kann ich mich hier ein paar Stunden verstecken, dachte er, als ihn der Schuss eines Tasers aus dem Bewusstsein riss.
Vater und Sohn
In seinem Badezimmer zog Thos sich an. Er hatte ein Treffen mit seinem Vater vereinbart, in Szerdo, einem Vorort von Lukovia. Sein Vater sah Thos’ Beruf kritisch. Er würde wieder argumentieren müssen. Dass Mutter bei seiner Geburt gestorben war, hatte Vater verändert. Thos würde ihn treffen, natürlich. Aber es würde eine Kraftanstrengung werden, das ahnte er. An der Wohnungstür bestellte Thos mit seiner Anzugelektronik das Ticket nach Szerdo. „Möchten Sie für Einzelbeförderung extra bezahlen?“ Thos entschied sich für „Ja“. Er konnte etwas Ruhe gebrauchen. Vater wusste nichts von seinen Motivationsproblemen, Thos fürchtete, es mit seinen Argumenten dann noch schwieriger zu haben. Er hatte diese Diskussionen schon oft geführt. Aber es war sein Vater. Vielleicht würde es irgendwann besser werden. Er straffte seine Kleidung. Die Elektronik seiner Jacke synchronisierte sich mit dem Hauptrechner. Thos verließ die Wohnung. Wie gewohnt war das Shuttle ferngesteuert und fahrerlos an der nächsten Straße angekommen. Als Thos es erreichte, erkannte das Gefährt ihn an seiner Kleidungselektronik und die Tür zur Fahrgastzelle öffnete sich. Es gab keine weiteren Mitfahrer, wie gewünscht. Also los. Als Thos das Café betrat, saß Udal Enog Thonxies bereits an einem kleinen Tisch. Der ältere Mann mit bläulichem Teint war schon länger da und hatte sich eine Portion Nodsgeschnetzeltes bestellt. Udal war etwas kleiner und beleibter als sein Sohn, aber er achtete sehr, fast schon perfektionistisch auf seine Körperpflege. Seinen Vollbart und die Geheimratsecken kannte Thos noch von früher. Er erreichte den edel gehaltenen dunkelbraun-goldenen Tisch und begrüßte seinen Vater mit einer Umarmung. Thos setzte sich. „Komm, bestell’ dir was, ich zahle die Rechnung.“ Udal hatte schon in Thos’ Kindheit mehr und mehr in seiner Firma gearbeitet und sich dadurch finanziell Vorteile verschaffen können. Thos bestellte ein Nemeg. „Ohne Geld läuft nichts in der Welt...“, sinnierte Udal und biss in sein Gebäckstück. „Wie geht’s dir?“ „Ganz o.k.“ Udal sah seinen Sohn an. „Da du kein Geld hast, könnte ich dir einen guten Job in der Firma beschaffen. Das würde dir gut tun.“ Thos reagierte sofort verärgert. „Hast du wieder Nachforschungen angestellt, anstatt mich direkt zu fragen?“ „Thos, seit Jahren sage ich dir: Man muss sehen, dass man durchkommt“, antwortete sein Vater ausweichend. „So müsstest du auch wissen, dass ich einen Job habe“, fuhr Thos unbeirrt fort. „Diesen politischen Journalistenjob? Die Politik kannst du doch nicht ändern.“ „Ich denke, die Welt ist so, wie wir sie gestalten“, sagte Thos aus irgendwie ermüdeter Überzeugung. Voilà, die Karten lagen, wie schon so oft, auf dem Tisch.
- Ende der Buchvorschau - |
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