|
|
|
Lesermeinungen (0) Leseprobe Blogger (1) |
|
|
|
LESEPROBE |
|
|
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Neobooks für die Bereitstellung dieser Leseprobe! Bei dem Buch handelt es sich um einen der Neobooks-Monatsfavoriten des Oktober 2017. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | „Ist o.k.“ „War nett, dich zu hören.“ „Ja, wir setzen das fort. Viel Erfolg noch!“ „Danke. Bis dann...“ Thos legte auf. Schön, dass Seggi sich mal meldet... das war gut. Thos atmete ein. Ja, wir telefonieren bald wieder. Er sah auf das leuchtende Display seiner Computerkonsole und setzte sich mit etwas besserer Laune an seine Arbeit.
Im internationalen Staatenrat
Das Fernsehteam zur Sendung „Gerszan heute“ hatte sich auf dem Platz vor dem Staatenratsgebäude in Lonad eingerichtet. In wenigen Minuten startete eine Live-Übertragung aus dem benachbarten Land, und der Inhalt war besonders. Das erste Mal in der Geschichte Sakayas sollte über das sogenannte „Weltgrundgesetz“ beraten werden, ein Gesetz, dass jedem Sakayaner Zugang zu ausreichender Nahrung und ärztlicher Versorgung ermöglichte. Finanziert aus einer Bruttoinlandsproduktsteuer wäre dies der größte Eingriff der internationalen Staatengemeinschaft in die nationale Gesetzgebung, den es je gegeben hätte – stärker noch als die Vereinbarung zur polizeilichen Zusammenarbeit aller Länder. Aek Horas, der Moderator, überprüfte seine orangefarbene Dauerwelle, während seine Techniker die kabellosen Sender einrichteten. Noch eine Minute bis zur Liveübertragung, Aek konzentrierte sich. Die Sonne war leicht verdeckt, und gänzlich unbeeindruckt von all dem Geschehen suchte ein Schwarm kleiner, gefiederter vierbeiniger Balsaks auf dem Platz nach Nahrung. Sie fanden überall etwas zu fressen, eine Eigenschaft, die sie nicht unbedingt beliebt machte, aber sie hatten dies und ebenso längere Zeitperioden überlebt. Um euch braucht man sich keine Sorgen machen, dachte Aek. Schließlich erteilte die Regie das ok und der Moderator schaltete das in die Kleidung integrierte Mikro ein. „Willkommen zu ‘Gerszan heute’, der Nachrichtensendung zum Mittag! Jeden Tag die wichtigsten News aus der ganzen Welt.“ Er machte eine kleine Pause, während das Studio die Anfangsmelodie der Sendung zu Ende spielte. „Diese Sendung steht ganz im Zeichen des Weltgrundgesetzes, das hier in Lonad für ganz Sakaya das erste Mal beraten wird. Es könnte jedem Sakayaner ausreichend Lebensmittel und ärztliche Versorgung bieten – doch die Finanzierung ist umstritten. Jeder Staat müsste seinen Teil von seinem Bruttoinlandsprodukt dazu beitragen – und wir alle stimmen in fünf Sonnenumlaufszwanzigsteln darüber ab. Wie Umfragen ergaben, sieht es nach einer knappen Entscheidung aus – und der Widerstand einiger nationaler Regierungen, darunter auch unserer Koalition Narons, wird sich formieren. Wir übertragen gleich live aus dem internationalen Staatenrat. Damit zurück ins Studio.“ Aek schaltete das Mikrofon ab. Ein Techniker gab ihm ein positives Zeichen – der Anfang für den Tag war gemacht. So bereitete er sich auf den Weg zum zweiten Team im Staatenrat vor, während der Rest der Mitarbeiter auf dem Platz einpackte. Um die Geräte zu verstauen, scheuchten sie die Balsaks ein wenig beiseite, die sich inzwischen auch an die Busse des Fernsehteams herangewagt hatten. Die Sonne konnte zwar immer noch nicht frei scheinen, aber der Tag war hell. Aek dachte an die folgende Übertragung. Welche Art von Diskussion würden sich die Vertreter der Staaten liefern? Seine Sendung würde es nach Gerszan bringen. Der Sakayarat war eine internationale Institution, die vor 37 Sonnenumläufen gegründet worden war. Die Nationen des Planeten waren in zahlreiche Kriege verwickelt gewesen, so dass eine Organisation zum Wohle aller Sakayaner vorteilhaft erschien. Erst nur mit geringen rechtlichen Privilegien ausgestattet, begann sie beharrlich für das Wohl der Bevölkerung zu arbeiten. Während die Zusammenarbeit der Länder zu internationalen polizeilichen Ermittlungen fast einmütig erfolgt war, setzte das Weltgrundgesetz deutlich mehr voraus. Ziel war es, jedem Sakayaner das einklagbare Recht auf Nahrung und gesundheitliche Versorgung zu geben – dazu bedurfte es einer internationalen Rahmenverfassung. Auch dagegen sträubten sich viele der 351 national regierten Staaten, war dies doch ein großer Eingriff in die nationale Souveränität. Letztendlich aber lag das Schicksal dieser wohlwollenden Initiative in den Händen der Sakayaner – denn über die Weltrahmenverfassung entschied seit Beginn des Sakayarates die gesamte Bevölkerung. Und eine zunehmende Demokratisierung führte zu mehr Offenheit gegenüber humanistischen Vorhaben. Aber das war nur die Seite der Befürworter. Die Gegner formierten sich bereits, um dieses Vorhaben zu torpedieren. Die Gebäude des Staatenrates, ein Komplex aus mehreren runden Bauten, dominierte die Architektur des Platzes. Seine Erbauer hatten an edlen Materialien nicht gespart, ein Bild für den wohlwollenden Zweck, für den sie es geschaffen hatten. Heute, am Tag des Beginns der Verhandlungen, waren die Zufahrtswege voller politisch Interessierter, denn sie konnten die Sitzung aus den Nebenräumen per Videoübertragung live mitverfolgen. Es war recht günstiges Wetter – die von den Wolken verdeckte Sonne gab genügend Licht, um den Tag angenehm zu erhellen. Die Verhandlungen konnten sich lange hinziehen, aber ein Anfang war gemacht. Aek kontrollierte den Identitätschip in seiner Kleidungselektronik. Er erreichte nun die innersten Räume des Staatenrates, zu denen kein unangemeldeter Besucher Zugang bekam. Auf dem Weg dorthin hatte er die ebenfalls prachtvoll ausgestatteten Hallen durchschritten. Gemälde, Skulpturen und Videoinstallationen versuchten eine kulturelle Entsprechung für die Funktion des riesigen Saales zu sein, in dem ein Stück Weltpolitik gemacht werden konnte. Dort, überdacht von einer riesigen türkisfarbenen Kuppel, boten sich den Delegierten der 351 Staaten gut 1 400 Plätze an silbern gehaltenen Konsolen, die mit der Saalelektronik verbunden waren. Die Diskussionsleitung arbeitete hinter einem erhobenen, großen bordeauxfarbenen Pult, das von einer Videoleinwand überragt wurde. Die Ausführung aller Details schuf eine erhabene Atmosphäre, wirkte aber nicht drückend. An der Ernsthaftigkeit dieser Einrichtung war jedoch in kaum einer Weise zu deuten. |
|
Seite:
1 2 3 4 5 6 |
|