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Man kann beinahe die Uhr danach stellen: In der schönen Regelmäßigkeit eines Ein-Jahres-Takts - und üblicherweise noch vor den Sommerferien - veröffentlicht Tessa Hennig seit geraumer Zeit nun schon leichte und unterhaltsame Romane. Und so war es auch im Jahr 2017 wieder soweit, weswegen wir nun ihr aktuelles Werk »Bea macht blau« unter die Lupe nehmen konnten. Die 1963 geborene Tessa Hennig schrieb erst jahrelang Drehbücher, ehe sie sich entschloss, einen Roman zu Papier zu bringen. #Mutti steigt aus« hieß das gute Stück, wurde sogleich ein großer Erfolg und sorgte dadurch dafür, dass Frau Hennig am Ball blieb und weitere Bücher verfasste. Dabei ist ihren Büchern gemein, dass in den erzählten Geschichten an beliebten Urlaubsorten Herz und Humor miteinander kombiniert werden. Und ganz nebenher schreibt Tessa Hennig als »Tara Haigh« auch noch Liebesgeschichten im historischen Kontext an noch exotischeren Handlungsorten. In ihrem Buch »Bea macht blau« bleibt sie diesen Schreibregeln treu, und so schlägt das Buch in genau die gleiche Kerbe. Es erschien im Juli im List Verlag, dem ältesten Vertreter der Ullstein Buchverlage. Der pastellfarbene Roman ist rund 330 Seiten lang, kostet als Taschenbuch 9,99 Euro und als E-Book einen Euro weniger.
Die titelgebende Bea ist eine Dame im besten Alter, deren Leben gerade an einem Moment des Umbruchs angekommen ist, da ihre Tochter daheim ausgezogen ist und sich mit ihrem Freund in Richtung Passau verabschiedet hat, während sich ihr Mann eine Affäre gesucht hat. Und so bricht Bea an Tessa Hennigs Urlaubsortwahl des Jahres 2017 auf, nämlich nach San Sebastian, wo ihre Schwester lebt - eine Aussteigerin, die das schiere Gegenteil der ordnungsliebenden Otto-Normaldeutschen Bea ist. Und natürlich wird aus dieser Reise eine lebensverändernde Angelegenheit, denn im Baskenland lernt Bea dem Leben eine neue Chance zu geben, und einen Mann lernt sie auch kennen. Doch wie es auch im richtigen Leben immer so ist, sitzt ihr der Rucksack ihres alten Lebens weiter im Nacken ...
Wie man sich schon anhand der ganzen Storyline und dem Handlungsort denken kann, entpuppt sich »Bea macht blau« als ein typischer Urlaubsroman, den man mit in den Koffer steckt und in Ruhe liest, während man irgendwo auf der Welt die Seele baumeln lässt. Nun ist die Urlaubszeit aber nun schon vorbei - macht aber nichts, denn das Buch taugt auch dazu, den Urlaub im heimischen Wohnzimmer zu verlängern. Denn wenn es etwas gibt, das das Buch lehrt, dann dass es für manche Dinge nie zu spät ist. So ergeht es der überaus sympathischen Protagonistin, die sich trotz ihres ein wenig fortgeschrittenen Alters von der Familienfrau und Mutter, die bis dahin ganz in ihrer kleinen abgesteckten Welt maschinell funktioniert hat, im Laufe des Buchs gehörig weiterentwickelt. Mit ihr ist Tessa Hennig eine Figur gelungen, der man gerne über die Schultern schaut - egal, ob man sich angesichts der eigenen Lebenssituation selbst mit ihr identifizieren kann oder nicht, da es eben eine enorm liebenswürdige Person ist. Doch nicht nur Bea selbst ist der Autorin geglückt, auch bei den übrigen Charakteren, beim Lebendigwerdenlassen von Szenen und Schauplätzen & Co. wurden alle Register gezogen. Dabei verwendet die Autorin ein eher dezentes Tempo: Hier wird nicht dramatisiert, stattdessen gibt sie der Geschichte Zeit, sich zu entwickeln. Und trotzdem entstehen dabei keine Längen. »Bea macht blau« ist - das lässt der Titel bereits erahnen - kein Buch, das seinen Reiz aus einem hohen Spannungsfaktor bezieht oder mit dramatischen Wendungen aufwartet, und auch keines, das auf einen besonders ausgeklügelten Kniff am Ende hinarbeitet, der es einem lange ins Gedächtnis brennt. Stattdessen hat es den Anspruch, ein Roman zu sein, den man ein paar Tage lang liest, eine gute Zeit dabei hat und ihn dann zufrieden beiseite legt, ohne dass das Ganze groß nachhallt. Und das ist Tessa Hennig definitiv gelungen. »Bea macht blau« erzählt zwar nicht nur von heiler Welt, sondern schafft im Laufe der Geschichte allerhand Probleme, die es zu überwinden gilt, doch dabei behält es stets seinen Schwung, hat immer einen amüsanten Unterton an den richtigen Stellen parat und hebt gründlich die Stimmung der Leserin. Für das Jahr 2017 ist Tessa Hennig ihre Mission also auf jeden Fall geglückt. |
– geschrieben am 10. September 2017 |
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