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IQ
Verfasser: Joe Ide (2)
Verlag: Suhrkamp (547)
VÖ: 14. November 2016
Genre: Thriller (9093)
Seiten: 387
Themen: Anschläge (830), Los Angeles (532), Rap (39)
Reihe: IQ (Joe Ide) (2)
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Lesermeinungen (6)     Leserkanonen-Rezension
OFFIZIELLE LESERKANONEN-REZENSION

Rezension zu »IQ«


von Daniela Peine (23.12.2016)


In seinem stillen Kämmerlein ist der deutsche Buchleser von den Geschehnissen in den schwarzen Hoods von Los Angeles so weit entfernt wie die Erde vom Mars, sofern er nicht gerade in einem nostalgischen Moment sein Exemplar von »GTA: San Andreas« herausgekramt hat. Mit seinem Buch »I.Q.« verkürzt Joe Ide die Distanz ein wenig, indem er seine Leser einem dortigen Nachbarschaftsermittler über die Schultern schauen lässt. Und wir haben uns sein Buch mal ein wenig näher angesehen.

Joe Ide stammt selbst aus South Central, Los Angeles, mit dem aufgrund der Masse an Verbrechen und Gewalttaten ein so schlechter Ruf verbunden wurde, dass die Stadt Los Angeles anno 2003 entschied, den Namen des Bezirks zu ändern. Ide, der japanisch-amerikanische Wurzeln hat, arbeitete als Lehrer, Manager und Drehbuchautor. »I.Q.« wurde schließlich zu seinem Debütroman und dürfte eine Menge Vorschusslorbeeren mit auf den Weg bekommen haben, da es hierzulande praktisch zeitgleich zum Original veröffentlicht wurde - sehr ungewöhnlich für einen Debütroman. Um die Erwartungshaltung noch ein wenig zu steigern, wurde es in den USA als eine Mischung aus »einer Hälfte Tarantino und einer Hälfte Sherlock Holmes« beworben. Hierzulande veröffentlichte der Suhrkamp Verlag das gute Stück. Als broschierte Version kostet das rund 390 Seiten starke Buch 14,95 Euro, für zwei Euro weniger bekommt man es als E-Book. Darüber hinaus gibt es eine Hörbuchversion, die von Gordon Piedesack eingelesen wurde, der als feste Synchronstimme von Larry the Cable Guy zumindest auch als Sprachrohr eines vergleichbar abgehängten US-Milieus einstufbar ist. Das dürfte also passen. Halbwegs.

»I.Q.« ist nicht nur der Name des Buches selbst, sondern auch der des Protagonisten, denn dieser wurde als Isaiah Quintabe geboren, was zwangsläufig etwas weniger locker von der Zunge geht als das Kürzel. Er stammt aus den oben erwähnten Problemvierteln von Los Angeles und löst dort mit Hilfe seiner überdurchschnittlichen Intelligenz (und eines gut funktionierenden Riechkolbens) kleinere Verbrechen und Streitigkeiten. Nicht selten ohne Geld dafür zu bekommen, da ihn die Leute aus seiner Nachbarschaft nicht bezahlen können. In Joe Ides Buch arbeitet er hingegen ausnahmsweise an einem größeren Fall, der ihm eine einträgliche und dringend benötigte Geldsumme bringen könnte: Er soll dahinterkommen, wer hinter einem Mordanschlag auf den populären Rapper Murda One, der im richtigen Leben einfach nur Cal genannt wird, steckt. Nebenher wird auch noch auf ein paar kleine andere Fälle eingegangen. Somit muss er tief ins Rap-Business sowie in ein privates Umfeld eintauchen, das in Cals Fall ziemlich versumpft zu sein scheint.

Das große Alleinstellungsmerkmal von Ides Buch ist selbstverständlich die Szenerie, in der es spielt. Tatsächlich kommt die Atmosphäre der prekären Gegend, aus der I.Q. und sein »Partner« Dodson stammen, ebenso gut zur Geltung wie die dekadente Blase rund um den im Absturz befindlichen Rapper, wie auch das südstaatenhaft wirkende Setting rund um einen Waffen- und Hundenarren. Wenn man diesen Satz liest, könnte man meinen, dass in alle Richtungen typische amerikanische Klischeefiguren herausgepickt und bedient wurden, und letztlich ist das auch so. Praktisch jeder Protagonist verkörpert ein Sammelsurium an Eigenschaften, die man anhand von Filmen, Musikvideos & Co. genau mit der jeweligen Rolle verbinden würde, und allesamt wirken sie dabei leicht überzeichnet. Was nicht negativ ist, denn sie wirken dabei nicht karikaturenhaft (zumindest selten), sondern erfüllen die einfachen Vorstellungen, die man eben hat, was es leicht macht, in die ganzen Konstellationen hineinzufinden.

Der Fall selbst ist nicht allzu komplex und überrascht in seiner Auflösung auch nur bedingt, jedoch funktioniert das Buch trotzdem, da Ide viele Zutaten auf gelungene Weise vermischt. So wird die überschaubare Handlung in der Jetztzeit immer wieder durchbrochen, in dem auf zehn Jahre zurückliegende Ereignisse geblickt wird, die mit dem Tod von I.Q.s Bruder beginnen und letztlich dazu führen, dass Quintabe genau das wurde, was er heute ist. Durch den Schwenk von Zeitebene zu Zeitebene behält das Buch durchweg seine Dynamik, zumal beide Handlungsstränge so stark verschieden voneinander sind (und I.Q. auf einer ganz anderen Seite von Recht und Ordnung zeigen), dass man praktisch zwei Geschichten gleichzeitig liest. Dabei sind die Ereignisse in der Vergangenheit fast noch ein Stück spannender als der eigentliche Fall.

Ides Buch hat Schwung, wird in einem schnörkellosen und doch packenden wie auch bildhaften Ton erzählt, und Langeweile kommt an keiner Stelle auf. Nichtsdestotrotz bleibt ein Abstrich nicht verborgen, den man einfach machen muss: Wie I.Q. seine Fälle löst, geht einfach zu leicht von der Hand. Es wird nicht filigran auf eine Lösung hingearbeitet, sondern praktisch mit einem Fingerschnippen jeder neue Schritt begangen. So ermittelt I.Q. den Besitzer eines Hundes derart schnell, dass man meinen könnte, er habe in seinem Leben noch nie etwas anderes getan, und auch die eigentliche Lösung des Hauptfalls ist kein logischer Schluss, sondern eher eine ins Blaue hineingeratene Vermutung anhand eines 2Pac-Songs, der im Radio läuft. Ein früherer Fall in einem Hotel wird sogar im Handumdrehen gelöst, indem nur mal an ein, zwei Ecken gerochen wird. Für einen Thriller hätte der Protagonist da schon ein bißchen mehr tüfteln können, die ein oder andere Wendung mehr wäre nicht schlecht gewesen, oder einfach eine dauerhaft schwelenede Gefahr. Denn selbst der durchgedrehteste Kampfhundezüchter kann dies nur bedingt liefern.

So ergibt sich am Ende ein Buch, das gewisse kleinere Schwächen hat - oder besser gesagt: seine Potenziale nicht ganz ausreizt -, das sich aber trotzdem gut lesen lässt und allein schon aufgrund seines unverbrauchten Settings so eigenständig daherkommt, dass man nichts falsch macht, wenn man Isaiah Quintabe ein paar Stunden begleitet.
– geschrieben am 23. Dezember 2016
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