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Quo vadis, Herr Petermann?
Verfasser: Michael Böhm (14)
Verlag: Bookspot (90)
VÖ: 23. Juni 2016
Genre: Kriminalroman (12712)
Seiten: 192
Themen: Erpressung (444), Fotografen (431), Maler (349), Mord (9588)
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Leo Petermann, Privatier und kultivierter Genussmensch, nimmt jeden Tag in seinem Haus über dem See als Geschenk. Er verbringt viel Zeit mit seiner Geliebten Magdalena, sitzt mit seinen Nachbarn zusammen, ist auf der Suche nach Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend.
Da geschieht auf dem Gornergrat über Zermatt ein Mord, der dem berühmten Maler Paul Tulipan zur Last gelegt wird, und der auch Petermann tangiert. Etwa zur gleichen Zeit wird er von einem jungen Fotografen verfolgt, der ihn bedroht und mit angedeutetem Wissen über dunkle Flecken auf Petermanns weißer Weste erpresst. Fatales Wissen, das zu einem Menetekel für ihn wird.
So beschäftigt Leo sich mit den Spuren des Erpressers, jenen von Tulipan und seinen eigenen aus der Vergangenheit. Sie führen ihn unausweichlich zu der Frage: Quo vadis, Herr Petermann?
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OFFIZIELLE LESERKANONEN-REZENSION

Rezension zu »Quo vadis, Herr Petermann?«


von Daniela Peine (29.08.2016)


Einmal pro Jahr vergibt das »Syndikat« - die bekannteste und wichtigste Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren -, den »Friedrich-Glauser-Preis« in mehreren Kategorien. Über die Jahre hinweg hat sich die nach dem ersten deutschsprachigen Krimiautor Friedrich Glauser benannte Auszeichnung (neben dem Deutschen Krimi Preis, versteht sich) zur wichtigsten hiesigen Ehrung für Kriminalliteratur entwickelt. In diesem Jahr ging die Auszeichnung für den besten Roman an Michael Böhm für sein Buch »Herr Petermann und das Triptychon des Todes«, das vor einigen Monaten auch von unserem Mitarbeiter Christoph rezensiert und in hohen Tönen gelobt wurde. Inzwischen ist mit »Quo vadis, Herr Petermann?« der nächste Roman aus Böhms Feder erschienen, und wir haben uns das Buch näher angesehen.

Michael Böhm wurde im Jahre 1947 geboren, stammt ursprünglich aus dem Taunus und ist inzwischen in der Nähe von München in den Unruhestand getreten. Nach einer Reihe von Anthologiebeiträgen und individualistischen Krimis rund um einen Buchhändler, der Homer genannt wird, veröffentlichte der Bookspot Verlag vor nunmehr drei Jahren den ersten Roman rund um Böhms Herrn Petermann, der sich damals eigentlich nur nach Ruhe sehnte, es aber immerhin zu einer Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis brachte. Im zweiten Anlauf hat Böhm den Preis dann gewonnnen, und in »Quo vadis, Herr Petermann?« lässt er seinen eigenwilligen Helden zum dritten Mal in Aktion treten. Das neue Buch erschien am 23. Juni diesen Jahres in der »Edition 211« des Bookspot Verlags. Dieser Imprint widmet sich in erster Linie kritischen Gegenwartsromanen in Gestalt spannender All-Age-Thriller sowie ungewöhnlichen Krimis junger Autoren. Das neue Buch ist rund 175 Seiten stark und entweder als sehr ansehnliche gebundene Version mit Schutzumschlag für 14,80 Euro oder als E-Book für 6,99 Euro erhältlich.

Angesichts der Vorschusslorbeeren, die die Romantrilogie durch ihre Auszeichnung und ihre Nominierungen mit sich brachte, und angesichts der Lobhudelei durch meinen Kollegen Christoph war meine Erwartungshaltung an das Buch groß, auch wenn mir von Vorneherein klar war, dass ich gewisse Abstriche hinnehmen musste, da ich die Vorgänger nicht gelesen hatte. Zwar handelt es sich jeweils um abgeschlossene Geschichten, doch da die Figur des Dr. Leo Petermann den roten Faden bildet und es sich bei ihm um eine wirklich außergewöhnliche Person handelt, fehlte natürlich dennoch ein großes Stück von dessen Charakterentwicklung. Man sollte also auf jeden Fall zunächst zu den Vorgängern greifen, ehe man sich wie ich direkt »Quo vadis, Herr Petermann?« widmet. Aber um es vorweg zu nehmen: Auch losgelöst ist dieser dritte Band eine Klasse für sich.

Der eben genannte Petermann ist ein älterer Herr, der nicht mehr viele Ziele im Leben zu haben scheint - abgesehen davon, dass er seine Ruhe haben möchte, die Zeit in seinem Haus am See genießen und ein wenig davon mit seinen Nachbarn und seiner Geliebten teilen möchte. Wie das mit den Wünschen und der Realität nun aber oft so ist, ist beides zumeist nicht deckungsgleich, und so geht es auch dem - wenn man ihn angesichts gewisser charakterlicher Defizite so nennen möchte - Helden der Geschichte. So entwickelt sich ein Fotograf schnell zu einem Ärgernis, denn wie sich zeigt, scheint der Mann Informationen zu Petermanns Vergangenheit zu haben, die der geliebten Idylle den Garaus machen könnten. Und mit dem Garausmachen kennt sich Petermann aus. Nicht zuletzt muss sich Petermann mit einem Mord beschäftigen, der an einer Journalistin verübt wurde und einem berühmten Maler zur Last gelegt wird. So entspinnt sich eine komplexe und filigran erarbeitete Geschichte, die ohne jede Effekthascherei daherkommt und beweist, dass selbst leise Töne Spuren hinterlassen können, die dem Fußabdruck eines Dinosauriers nahekommen. Böhm schreibt abgespeckt und kunstvoll zugleich, schafft Sätze, die wie in Stein gemeißelt erscheinen, so dass es ein Genuss ist, seinen Worten zu folgen.

Über der eigentlichen Geschichte, die man nur in den höchsten Tönen loben kann, schwebt die Auseinandersetzung mit der Person des Leo Petermann, denn all sein Auftreten, seine ureigene Definition von Gerechtigkeit & Co. führen unweigerlich zur Reflexion des Lesers über Petermanns Umgang mit dem Leben und der Welt. Petermann weicht allgemeingültige Moralvorstellungen auf, schafft sich ganz eigene und - was das eigentliche Kunststück ist - Böhm gelingt es, diese dem Leser als schlüssig und beinahe schon nachempfindbar erscheinen zu lassen. Mehr noch, Petermann ist niemand, den der Leser hasst, im Gegenteil, er ist auf seine Weise genau die Figur des freundlichen Nachbarn, den man vor dem inneren Auge hat, wenn man sich einen älteren Herrn in seinem Haus am See ausmalt. Petermann mag auf seine Weise ganz »anders« funktionieren als der dahergelaufene deutsche Michel, ist jedoch eine präzise Karikatur vieler tatsächlich existierender gesellschaftlicher Zustände. Ein verzerrtes Spiegelbild aus einem Spiegelkabinett, aber eben doch ein Spiegelbild. Umso passender, dass Böhm ihn und den Leser nicht so aus der Geschichte heraustreten lässt, wie man sich das zunächst vielleicht vorstellen könnte. Was sicherlich gemischte Eindrücke hinterlasssen dürfte, aber auch da ist Böhm auf erfreuliche Weise befreit von verbreiteten Standards.

»Quo vadis, Herr Petermann?« ist sicher kein Roman, der jedem gefallen wird, insbesondere nicht denjenigen, die sich unter dem Werk eines Mannes, aus dessen Feder preisgekrönte Krimis stammen, ein aufs Tempo drückendes Actionfeuerwerk versprechen. Michael Böhm braucht keinen Spannungsbogen, der bis zum Anschlag gedehnt wurde, sondern schafft sich selbst als Autor mit Köpfchen für Leser mit Köpfchen ein ganz eigenes Rampenlicht. Und vermittelt selbst Leserinnen wie mir, die Herrn Petermann nur auf einem Drittel seines Weges begleitet haben, den Eindruck, hier eine Romanfigur beim Wirken erlebt zu haben, die einem sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Oder um es in wenigen Worten zusammenzufassen: War die krimipreisbedingte Erwartungshaltung auch hoch wie ein gewaltiger Berg, so ist Michael Böhm diesen trotzdem locker hochgekraxelt und hat seine Leser mit nach oben gezogen, um den Ausblick zu genießen. Ein feiner und feinsinniger Roman, den man gelesen haben sollte.
– geschrieben am 29. August 2016
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