Verfasser: |
Raywen White (14) |
Verlag: |
Forever (405) |
VÖ: |
15. Januar 2016 |
Genre: |
Fantasy (19051) und Romantische Literatur (34983)
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Seiten: |
576 (Taschenbuch-Version), 621 (Kindle-Version) |
Themen: |
Entführungen (2519), Entscheidungen (2641), Fassade (460), Fluch (919), Geheimnisse (6348), Studenten (1575), Temperament (9), Unsterblichkeit (278), Wüste (424), Wut (176)
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Reihe: |
Der Fluch der Unsterblichen (4) |
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Lesermeinungen (2) Leseprobe Blogger (2) |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Raywen White für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Raywen White gibt es bei Facebook. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Sie blinzelte und schien im ersten Moment nicht ganz zu wissen, wo sie war. „Das Kind? Tot.“ Sie zuckte mit den Schultern, als hätte sie es schon vergessen. Doch seine eigenen Schuldgefühle legten sich wie ein schwerer Mantel um seine Schultern. „Was wäre es geworden?“ „Wen interessiert dies. Die Missgeburt war nur ein verfluchter Mischling.“ Sie sprach das Wort mit so viel Ekel aus, während sie sich mühsam vom Boden erhob und sich das grobgeschneiderte Kleid ausklopfte. „Ein Mischling, seid Ihr Euch sicher?“ „Ja, das Ding war missgestaltet und wäre wahrscheinlich bald gestorben, also hab ich meine ganze Kraft darauf konzentriert, die Mutter noch zu retten.“ Überrascht zog er eine Augenbraue hoch und schaute zu dem alten Bett. Eine weitere Frage, die er den vielen unbeantworteten Fragen hinzufügen konnte. Dieses Kind hätte niemals gezeugt werden dürfen. Wenn es ein Mischling war, durfte es nicht existieren, nicht nach ihren Gesetzen. Er mochte kaum glauben, dass die Elfe sich mit einem anderen Wesen zusammengetan hatte. Kinder von zwei unterschiedlichen magischen Wesen würden nur schwach, krank oder sogar missgestaltet zur Welt kommen. Kein Volk wollte schwach werden. Nicht in einer Welt, in der nur die Stärksten überlebten. Schon seit Langem existierte das Gesetz, existierte ein mächtiger Schutzzauber, um sie alle davor zu bewahren, sich weiterhin untereinander zu vermischen und so ihrer aller Untergang herbeizuführen. „Woher wisst Ihr, was sie ist?“ „Meint Ihr, ich hätte die spitzen Ohren der Albe nicht gesehen.“ Sie benutzte ein altertümliches Wort für die Elfe, was ihn daran erinnerte, dass er sich in einer altertümlichen Welt befand. „Wo ist die Leiche? Wir werden es trotzdem begraben.“ Er sah wie sie vor Schrecken die Augen aufriss und ihre kleinen Knopfaugen von einem Punkt zum anderen im Raum huschten. „Nein, es muss verbrannt werden.“ Sie schluckte, wirkte nervös, stotterte vor sich hin. Dann zeigte sie auf einen der Eimer, in dem nur noch eine blutige Masse war. Man erkannte nicht einmal mehr, dass diese Reste einmal ein Lebewesen gewesen waren. Tief atmete er ein, auch wenn es ein Mischling war, er bedauerte das verschwendete Leben. Eigentlich hätte er nicht so empfinden dürfen, doch er fühlte Trauer bei dem Gedanken, dass das Wesen, das ihn vorgestern noch durch die Bauchdecke der Mutter getreten hatte, nun tot war. Er schaute der Alten ins müde Gesicht: „Ich verspreche Euch, dass ich den Leichnam verbrennen werde.“ Sie schüttelte nur den Kopf. „Nein ich muss dabei sein!“ Die alte Frau sah vollkommen ausgelaugt aus, fast als würde sie jeden Moment umkippen. Aber er sah in ihren Augen, dass für sie diese Sache wichtig war. Wichtiger als der wohlverdiente Schlaf. Mitleid regte sich in ihm. Er verdankte ihr, dass zumindest die Mutter überlebt hatte, die Schuldgefühle nicht ganz so schwer wogen. Ihm war es eigentlich egal, ob das Kind oder was auch immer von ihm übrig war, direkt verbrannt wurde oder erst später. „Dann kommt.“ Er ergriff den Eimer in der Ecke und wollte auch ihren Korb, der bereits an der Tür stand, nehmen. Doch sie schnappte sich den Korb so schnell, dass er kurz verwundert stutzte. Ihre anmutigen und schnellen Bewegungen straften ihr Alter und ihre Müdigkeit Lügen. Kane folgte ihr nachdenklich die abgewetzten Treppen hinunter. Sie keuchte und schien Schmerzen zu haben und machte zwischendrin immer wieder Pausen. Er musste sich getäuscht haben. Im Burghof ging er mit den Eimer geradewegs auf die Schmiede zu, in deren Feuerstelle das heißeste Feuer in der ganzen Burg brannte. Er warf den Eimer in die heiße Glut, sodass Funken stoben, und betrachtete traurig, wie die Flammen sich durch das Holz fraßen und danach den Inhalt verzerrten. Es roch stark nach Kräutern und verbranntem Fleisch. Hungrig knurrte sein Magen, und er würgte, als er daran dachte, was da gerade brannte.
1
Gegenwart, Cleveland
Direkt vor ihr sprang die Ampel auf Rot. Ausgerechnet jetzt stand Tanja im Stau. Warum passierte immer ihr so etwas? Sie fluchte und beschimpfte sämtliche Autofahrer, die sich vor ihr auf der Straße befanden. Sie kam zu spät. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf dem Lenkrad ihres alten Hondas herum. Ausgerechnet heute lief alles schief. Sie hatte verschlafen, dank ihres sexbesessenen, sehr ausdauernden Nachbarn und den dünnen Papierwänden. Nicht, dass sie das normalerweise stören würde, aber ihr letztes Date lag nun leider auch schon zweieinhalb Jahre zurück. Die Ampel schaltete um auf Grün, doch kein Auto bewegte sich. Sie ließ entmutigt den Kopf auf das Lenkrad sinken. Ausgerechnet heute. Ein paar lärmende Teenager vor der Severance Hall fielen ihr ins Auge, sie hatten sichtlich ihren Spaß. Wehmütig dachte sie daran, dass sie in demselben Alter nicht so ausgelassen war. Dass ihr Leben zu diesem Zeitpunkt ein Trip in die Hölle war. Als die Ampel erneut auf Grün sprang, schüttelte sie den schmerzlichen Gedanken ab. Sie hatte es geschafft, hatte sich aus diesem Sumpf befreit und würde sich nicht durch die Erinnerungen daran wieder dort hineinziehen lassen. Erleichtert überquerte sie die Kreuzung. Sie hasste es, im Stau zu stehen, vor allem dann, wenn sie keine Musik hören konnte. Ihr Smartphone hatte sie gestern vergessen aufzuladen, und so war das Gerät schon vor einer halben Stunde verstummt. Jetzt konnte sie weder Musik hören noch in der Arbeit anrufen und Bescheid geben, dass sie zu spät kam. Verdammt! Normalerweise sortierte sie nur Akten, half bei mehr oder weniger wichtigen Recherchearbeiten in der Kanzlei, in der sie neben dem Studium arbeitete. Nur heute nicht, heute sollte sie eine Kollegin vertreten. Das war ihre Chance zu beweisen, dass mehr in ihr steckte. Ausgerechnet heute kam sie zu spät. |
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