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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei J.S. Wonda für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu J.S. Wonda gibt es bei Facebook. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | So schnell, wie er mich gepackt hat, so schnell ist es vorüber und er macht drei Schritte zurück. Ich drehe vorsichtig meinen Kopf in seine Richtung, mein Körper ist noch immer wie erstarrt. Er durchwühlt meine Geldbörse und zückt schließlich meinen Ausweis. »Sophia, so so«, grinst er freudlos, hält den Perso hoch und vergleicht vermutlich mein Gesicht mit dem Bild auf der Karte. »Du hast mich glatt angelogen, erstaunlich. Eliza Weiss. Bist du Jüdin?« »Würde dich das stören?«, frage ich eine Spur zu zickig. »Natürlich würde mich das stören, Baby. Ein Ire und eine Jüdin. Das kann niemals gutgehen.« Er dreht den Ausweis um und lächelt breiter. »Und du wohnst ganz in meiner Nähe. Vielleicht besuche ich dich mal, dann musst du nicht nur zusehen.« Er zwinkert mich an. Dann wirft er mein Portemonnaie samt Perso achtlos auf den Boden zu meinen Füßen. »Und jetzt entschuldige mich bitte.« Er legt die Waffe ins Waschbecken, geht in eine der Toilettenräume und holt etwas hervor. »Ich würde dir empfehlen, mir nicht zu folgen, wenn du nicht noch einmal sterben willst. Aber aufhalten kann ich dich eh nicht, oder?« Noch einmal? Er kommt wieder zum Vorschein und arretiert etwas vor seinem Bauch. Ich brauche ein paar Schrecksekunden, um zu begreifen, was er sich da gerade umgeschnallt hat, und wenn ich vorher panisch war, bin ich jetzt kurz vor einem Nervenzusammenbruch. »Nein!«, keuche ich ungeachtet jeder Konsequenz und laufe auf ihn zu. »Das kannst du nicht machen!« Lieber sterbe ich, als der gesamte Theatersaal! »Du wirst ja immer niedlicher, Baby. Du willst mich also aufhalten?« »Bitte!«, flehe ich hilflos, abseits von jedem Verstand. »Bitte, tu es nicht! Töte sie nicht!« Er bedenkt mich mit einem intensiven Blick, während er den Sprengstoffgürtel um seinen Bauch enger schnürt. »Etwas stimmt nicht mit dir«, sagt er rätselnd und seine Augen huschen über mein Gesicht, als würden sie darin nach einer Antwort suchen. »Etwas ist nicht so, wie es sein sollte. Also gut. Ich werde nicht den ganzen Saal sprengen.« »Wirklich?«, frage ich völlig überrascht, denn es kommt mir so vor, als meinte er es vollkommen ernst. »Ja, für dich tu ich doch alles, Baby. Kriege ich noch einen Kuss oder so?« »Einen was?«, keuche ich. Er packt zur Antwort mein Kinn und zieht mich kraftvoll zu sich heran. Seine Augen blitzen hell auf, als ich seinem Gesicht zum zweiten Mal so nahe bin, dass ich ihn riechen kann. »Diese zarten, roten Lippen. Ich ... erinnere mich an sie.« Seine Stimme wird sanft. »Ich habe sie fast vergessen ...« Er stößt mich wieder von sich, sodass ich zurückstolpere. »Aber für heute habe ich es mir bei dir versaut. Wir sehen uns.« Er grüßt mich mit einem Matrosengruß von der Stirn weg und verlässt die Damentoilette. »Aber ...«, sage ich flüsternd, bevor die Panik wieder um mich greift. Er will doch nicht wirklich den Saal sprengen? Wie könnte ich ihn davon abhalten?! Ich sehe mich in dem kleinen Raum um. Das Nietzschebuch, mein Portemonnaie am Boden – die Pistole. Er hat sie einfach im Waschbecken zurückgelassen. Ohne genau zu wissen, was ich da tue, und obwohl ich glaube, dass es völliger Irrsinn ist, hechte ich zum Waschtisch und greife nach der Waffe. Ich habe noch nie eine Waffe in der Hand gehalten. Der Griff fühlt sich merkwürdig warm an und legt sich ergonomisch zwischen meine Finger. Ich schalte meine Gedanken aus, bin nicht sicher, was ich tue, jetzt gelten nur noch Instinkte. Wenn ich ihn erschieße, bevor er den Gürtel zündet, müsste nur einer sterben. Als ich zurück auf den Flur trete, ist Callaghan nicht mehr zu sehen. Ich verberge die Waffe so gut ich kann an meinem Körper und schleiche mich langsam zur Brüstung und schiele hinunter. Unten ist er nicht, vielleicht bereits im Saal? Doch dann bemerke ich den Schatten an der gegenüberliegenden Wand. Er geht über mir die Treppen nach oben. So leise wie möglich laufe ich ihm hinterher. Bevor ich die erste Stufe nehme, schleudere ich meine Stiefel von meinen Füßen, damit ich schneller und leiser laufen kann. Ich nehme drei Stufen auf einmal und rede mir gut zu. Einfach Arm ausstrecken, abdrücken. Arm ausstrecken, entsichern, zielen, abdrücken. Ein Kinderspiel. Das schaffst du. Ich erreiche das obere Stockwerk und pirsche mich an der Wand entlang zur Brüstung. Callaghan geht ruhigen Schrittes zur Empore und stellt sich direkt vors Geländer. Das Theater hat eine Glasfront, die vom Eingangsbereich bis ins oberste Stockwerk reicht und oben durch eine Glaskuppel abgeschlossen wird. Jetzt oder nie! Ich springe vor und richte die Waffe auf ihn. Ich entsichere diesen Hebel. Meine Hand zittert. Callaghan dreht ruckartig den Kopf in meine Richtung und schmunzelt mich abschätzig an. »Die Waffe ist leer geschossen, Eliza-Süße. Außerdem würdest du mich auf diese Distanz niemals treffen. Wir sehen uns die Tage ...« Mit diesen Worten greift er an seinen Gürtel, stellt sich wieder vors Geländer und sieht für einen Augenblick in die schwarze Nacht hinaus. |
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