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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei J.S. Wonda für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu J.S. Wonda gibt es bei Facebook. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Ich kann es nicht legen, ich kann überhaupt nichts mehr tun. Meine Finger zittern so sehr, dass ich das Buch einfach fallen lasse und dann panisch die Augenlider zusammenpresse – Er wird mich töten. Er wird mich töten! Ich werde sterben! »Fuck! Du sollst es ablegen und nicht in die Kloake schmeißen! Scheiße, was habe ich heute für ein Pech.« Gepresst hole ich Luft, die Augen weiterhin ängstlich geschlossen. Ich höre, wie sie sich voneinander lösen, Inga, die sehnsuchtsvoll wimmert, er, der ihr etwas zuraunt, sie, die mit ihren Stöckelschuhen auf den Fliesen klackert, er, der einen Reißverschluss hochzieht. »Bis später, Baby«, höre ich ihn leise sagen und bei seinen Worten stellen sich mir, zusätzlich zu allen anderen Gefühlen, die Nackenhaare auf. Klackernde Schritte, ein gehauchter Kuss, »Bye, Bye.« Eine Tür, die aufgeht, die sich schließt. Endlich traue ich mich wieder die Augen zu öffnen. Ich lebe noch. Unfassbar. Callaghan steht wieder angezogen vor mir und schließt umständlich seinen Gürtel, da er die Pistole weiterhin in seiner Hand hält. »Kannst du jetzt mal wieder runterkommen?«, fährt er mich ungehalten an. Ich zucke zurück. Ich weiß, wozu er fähig ist, und ich wünsche mir einfach nur, dass wieder morgen ist, ich in meinem Bett aufwache und mir nichts zugestoßen ist. »Okay.« Er atmet tief durch. »Das ist 'ne Scheißattrappe, kapiert? Nicht geladen. Leer geschossen. Ich habe heute Nachmittag ein bisschen rumgeballert, aber die ganzen versoffenen Vollschwachmaten bei ihrem dusseligen Fest haben das nicht mal gecheckt. Alles klar?« Ich glaube ihm kein Wort. »Süße.« Das Wort klingt so ganz anders aus dem Mund dieses Mannes als aus Matts. Irgendwie ... echt. »Ich kenne dich doch irgendwoher, oder?«, fällt ihm plötzlich auf und er runzelt die ansonsten so glatte Stirn. »Wie heißt du.« Das will ich ihm nicht sagen. Er verdreht genervt die Augen. »Gut, das war alles ein Scherz. Die Waffe ist geladen und du sagst mir jetzt, wie du heißt. Warum bist du so ängstlich? Noch nie einen Typen mit einer Pistole gesehen? Jagt dir das eine solche Angst ein? Das ist ja fast schon niedlich.« Ich schlucke. »Sophia.« »Du heißt Sophia?«, fragt er. Ich nicke. Warum kann er nicht einfach gehen und mich in Ruhe lassen? Wieder stiehlt sich dieses spöttische Grinsen auf sein Gesicht. »Du siehst überhaupt nicht aus wie eine Sophia«, spuckt er und kommt näher. Ich weiche so weit zurück, wie ich kann. »Heb das auf.« Er deutet mit der Waffe auf den Boden und das dort liegende Nietzsche Büchlein. »Los.« »Ich dachte, ich soll es nicht berühren«, sage ich schnippisch und beiße mir sofort auf die Lippe. Wieso habe ich das gesagt? Will ich sterben? »Ah, die kleine Sophia wird mutig«, sagt Callaghan anerkennend. »Heb es auf.« Ich würde ihn gerne wütend anfunkeln, kann mich aber beherrschen und bücke mich. »So gefällst du mir schon viel besser.« »Schwein«, murmele ich und bin mir eigentlich sicher, dass er mich nicht hört, doch er bricht in schallendes Gelächter aus. Ich richte mich wieder auf und drücke ihm das Buch vor die Brust. »Bitte«, fauche ich. »Hast du mich gerade ernsthaft ›Schwein‹ genannt?«, fragt er breit grinsend, nimmt mir das Buch ab und pfeffert es ungeachtet auf den Waschtisch. »Diese Unschuldstour mag ich. Irgendetwas hast du. Sophia. Die Art, wie du mich angaffst. Du kennst mich, habe ich recht?« Ich bleibe stumm. »Hmm ... lass mich nachdenken.« Callaghan sieht für ein paar Sekunden durch mich hindurch, in denen nur das Pochen meines Herzens und mein schneller Atem zu hören sind. »Woher kennen wir uns, Baby? Sag es mir.« »Ich kenne dich nicht«, sage ich tapfer und bin gleichzeitig den Tränen nahe. Er ist wahnsinnig. Er ist ein Irrer, der sicherlich keine Hemmungen hätte, mich zu erschießen. Vor allem dann, wenn ich ihm irgendeine haarsträubende Geschichte aufzutischen versuche. »Wie bedauerlich, dass ich dir nicht glaube«, raunt er säuselnd, macht noch einen Schritt auf mich zu und drückt mir den Lauf seiner Pistole an den Hals. Ich wimmere wie ein schutzloses Tier vor Angst und presse wieder die Augen zusammen. Ich versuche mir gut zuzureden, die Panik zu verdrängen. Wenn ich sterbe, würde es wenigstens nicht so wehtun, weil es schnell geht ... »Sieh mich an«, verlangt er kalt und entsichert die Waffe ein weiteres Mal. Das unheilvolle Klicken geht durch den Raum. Ich gehorche. Mein Körper zittert jetzt unkontrolliert, meine Hände sind schweißnass. »Ich kann dich so nicht ausreichend beeindrucken, was, kleine Sophia?« Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich will einfach nur, dass es vorübergeht. Es soll einfach vorbei sein. »Du nervst mich«, spuckt er wieder. Sein Atem trifft meine Haut, seine Augen sind eisblau und ohne jedes Mitgefühl. Mit einem festen Ruck an meinem Arm, wirbelt er mich herum und drückt mich schmerzhaft an die Wand. Ich spüre den Lauf der Waffe nun in meinem Nacken und auch, dass mir Tränen das Gesicht hinunterlaufen, die ich nicht mehr zurückhalten kann. Er presst mich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Fliesen und greift mit der freien Hand nach meiner Tasche. Er reißt sie auf, nicht ohne laut dabei zu fluchen und mit dem Verschluss herumzufuchteln, und zieht schließlich irgendetwas daraus hervor. |
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