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Lucia - Lebensweg einer Vampirin
Verfasser: Beryll Brackhaus (1) und Osiris Brackhaus (1)
Verlag: Eigenverlag (30593)
VÖ: 31. Januar 2016
Genre: Fantasy (19118)
Seiten: 284 (Taschenbuch-Version), 244 (Kindle-Version)
Themen: Suche (1691), Vampire (2089), Wandern (252)
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Als Vampir geboren, ist Lucia eine große Zukunft als Jägerin vorbestimmt. Doch als Menschen die Villa ihres Vaters niederbrennen und ihre Familie töten, beginnt für die junge Lucia eine Wanderschaft, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Was als Kampf ums nackte Überleben beginnt, wird eine Suche nach Sicherheit, dann eine Suche nach Wissen, schließlich eine Suche nach Lucias Platz in dieser Welt. Übernimmt sie die Aufgabe, die ihr von Geburt an zugedacht war, oder erschafft sie sich ihr eigenes Schicksal? Wiederholt sie die alten Verfehlungen ihrer Art, oder kann sie denen, die ihr am Herzen liegen, eine bessere Zukunft bieten?
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OFFIZIELLE LESERKANONEN-REZENSION

Rezension zu »Lucia - Lebensweg einer Vampirin«


von Daniela Peine (25.02.2016)


Eine der häufigsten Aufgaben, die unsere Mitarbeiter übernehmen müssen, besteht im Neueintragen von Büchern in unsere Datenbank. Dabei gibt es ein paar Themen, die derart oft in Büchern vorkommen, dass gleich mehrere Exemplare mit identischer Ausrichtung pro Tag eingetragen werden müssen. Üblicherweise ist dies mit einem tiefen Seufzen des betreffenden Mitarbeiters verbunden. Eines der Themen, die in den letzten Jahren besonders strapaziert wurden, ist das des Vampirromans. Umso schwieriger ist es, aus dem gewaltigen Angebot diejenigen Bücher herauszufiltern, bei denen sich das Lesen tatsächlich lohnt und man mal etwas geboten bekommt, das heraussticht. Wir haben uns dieser Tage angesehen, ob sich bei »Lucia - Lebensweg einer Vampirin« das Zugreifen auszahlt.

»Lucia - Lebensweg einer Vampirin« ist die erste deutschsprachige Veröffentlichung des schreibenden Duos Beryll und Osiris Brackhaus. Die beiden sind eigentlich in Hessen ansässig, haben zuvor jedoch ausschließlich auf Englisch veröffentlicht, weswegen man hierzulande vermutlich noch nicht viel von ihnen mitbekommen haben wird. Wirtschaftlich ist es - die entsprechenden sprachlichen Fähigkeiten vorausgesetzt - angesichts des viel größeren englischsprachigen Marktes vermutlich sinnvoll, es dort zu probieren, auch wenn die quantitative Konkurrenz sicher deutlich größer ist. Wäre mein Englisch nicht so gebrochen wie Edmund Stoibers Hochdeutsch, würde ich es anstelle der beiden Brackhäuser sicher ebenso handhaben. Der Roman ist rund 280 Seiten stark, das via Amazon CreateSpace veröffentlichte Taschenbuch ist für 14,98 Euro erhältlich, die E-Book-Version für ein Drittel dieses Preises. Auf dem mit Schleuderpreisen verhunzten Selfpublisher-Markt bewegt sich das Buch damit am oberen Rand, allerdings ist das weniger ein Problem des Buchs, sondern eher eines der Branche, denn dass viele E-Books von Selfpublishern preiswerter sind als ein Krapfen, obwohl man tausend Mal länger etwas davon hat, ist - bei allem Respekt vor Krapfenbäckern - eigentlich eine ziemliche Farce. »Lucha - Lebensweg einer Vampirin« wurde professionell lektoriert, hat ein eigens designtes ansprechendes Cover und wurde höchst professionell erarbeitet, so dass es zumindest von fachlicher Seite seinen Preis wert ist.

An sich ist es fast gar nicht nötig, etwas zum Inhalt des Buchs zu sagen, denn selten war ein Titel so vielsagend wie bei diesem. Dennoch sei er an dieser Stelle kurz erläutert: Das Buch erzählt die Geschichte der titelgebenden Lucia, die sich auf Wanderschaft begeben muss, nachdem die Villa ihres Vaters von Sterblichen niedergebrannt und ihre Familie vernichtet wird. Bis dahin war die Menschenwelt für Lucia vollkommen fremd, sie wuchs gut behütet auf, und außer ein paar Dienern gab es bis dahin keinen Menschenkontakt. Für Lucia gilt es zunächst, einfach nur zu überleben und Sicherheit zu finden, später um das charakterliche Wachsen und schließlich um das Finden einer richtigen Rolle im Leben.

Tatsächlich sticht das Buch in seiner Ausrichtung aus dem üblichen Brei der Vampirromane heraus, denn es ist anders als das, was man in der Pre-Twilight-Ära vorgesetzt bekam und das von einigen Puristen immer noch als einzige Form dieses Fantasy-Subgenres toleriert wird. Und mit den üblichen (in der Regel an ein recht junges und weibliches Publikum gerichteten) modernen (Post-Twilight-) Vampirromanen hat das Buch ähnlich wenig zu tun. Denn weder ist Lucia hier das Gesicht einer Bedrohung, das durch die Augen seiner Opfer oder Jäger gesehen wird, wie es bis vor einigen Jahren üblich war, noch geht es hier um eine Einzelromanze, die in ein heutiges Szenario eingebettet wurde. Schon gar nicht um das übliche Gedöns zwischen einem Unsterblichen und einer blütenreinen Sterblichen. Die Figur der Lucia nähert sich eher Vampirinneninterpretationen wie der Judastochter Scylla bzw. Sia aus der Feder von Markus Heitz, übrigens einschließlich dem ermordeten Vater ... und wenn ich mich richtig erinnere, wurde am Anfang von Scyllas Weg ja auch das Haus (bzw. in ihrem Fall die Mühle) niedergebrannt. Schwestern im Geiste! Inhaltlich und vor allem von der Erzählweise geht das Buch allerdings in eine völlig andere Richtung.

Warum von der Erzählweise? Weil diese das womöglich Speziellste an dem Buch von Brackhaus und Brackhaus ist. So ist »Lucia - Lebensweg einer Vampirin« beispielsweise ein ungewöhnlich dialogarmes Buch, wiederholt vergehen ganze Seiten ohne wörtliche Rede. Da Dialoge in der Regel sehr zur Dynamik eines Buchs beitragen, könnte man also meinen, dem Buch würde der Schwung fehlen, und in gewissen Maße ist dies auch so, nur ist dies in dem Fall kein Defizit, sondern so gewollt. Der Roman wird entschleunigt vorgetragen, zieht sich streckenweise sehr in Lucia zurück und legt viel mehr Wert auf Tiefe, weniger auf das, was um Lucia herum geschieht. Interessanterweise bemühen die beiden Autoren dabei nicht die Ich-Perspektive, stattdessen wird die Figur aus der Draufsicht entblättert, schafft aber trotzdem - oder gerade deswegen - ein vielschichtiges Bild. Klingt merkwürdig, funktioniert aber bestens, denn durch die höchst individualistische Wirkung aus einer verbleibenden Distanz zur Figur und dem Eindruck, sie dennoch in- und auswendig zu kennen, meint man alsbald literarisch hinter ihr zu schweben und zwar nicht durch ihre Augen, dafür aber über ihre Schulter zu schauen. Unterfüttert wird all das durch bildreiche Schilderungen, durch eine gehobene, stellenweise beinahe weihevolle Sprache. Und nicht zuletzt durch den Rückgriff auf überdurchschnittlich viele Adjektive, was so manchen Schreibkursleiter in den Wahnsinn treiben würde, denn während diese Herrschaften lehren, möglichst wenige davon zu verwenden, beweisen die beiden Brackhäuser, welch atmosphärische Wirkung diese feine Wortart doch erzeugen kann, wenn man gravitätisch mit ihr jongliert.

Bei aller Lubhudelei für den kunstvollen Audruck sollte nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass die beiden Autoren auch handlungstechnisch ihre Hausaufgaben gemacht haben. Jenseits der emotionalen Ebene der Protagonistin, die wunderbar nachvollziehbar weiterentwickelt wird und deren Streben nach der richtigen Stelle im Dasein frappierend an den Selbstfindungskurs erwachsener (nicht-vampirischer) Menschen erinnert, ist auch die eigentliche Story mit Spannung über alle dreizehn Kapitel hinweg zu beobachten. Auch hier bewegen sich Beryll und Osiris Brackhaus auf einem getragenen Level, was heißt, dass man nicht unbedingt von sich überschlagenden Ereignissen reden kann, jedoch geht es immer gut voran, und man ist inmitten der in gelungenen Atmosphäre stets gefesselt, so dass die Seiten verfliegen. Und wenn es nötig wird, scheuen sich die Autoren auch nicht davor, jede Zimperlichkeit abzustreifen. Kurzum: Die beiden Kasseler haben einen äußerst lesenswerten Vampirroman geschaffen, der durch seine Eigenständigkeit, durch seine feine Sprache, durch gute Charaktere und ein ausgezeichnetes »Drum und Dran« auf der ganzen Linie überzeugt. Da ich den Eindruck habe, dass Buchkäufer gerne mit Schubladen hantieren, fürchte ich allerdings, dass es das Buch trotzdem schwer haben wird, seinen Platz zu finden, denn »Otto Normalbuchleserin« greift vermutlich doch eben schneller zur gestanzten Vampir- und Werwolfgeschichte nach Schema F. Zu wünschen wäre es dem Buch allemal, dass es dieses Mal ein wenig anders läuft.
– geschrieben am 25. Februar 2016
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