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Die lebendige Adelsrepublik Montzien wird von den Xenlar unterwandert, einem archaischen Feind aus einer anderen Welt, und in die Diktatur getrieben. Sentry de Bonbaille, ein junger Buchhalter, Adliger und Lord der Energien, der nach einer Denunziation durch seinen brutalen Bruder verschleppt worden ist, muss seine übermenschliche Seite annehmen, um zu überleben. Auf seiner Flucht in die Freiheit findet er Gleichgesinnte – Frauen und Männer, Telepathen und Symbionten aus unterschiedlichen Kulturen – die für den Widerstand kämpfen. Nur gemeinsam haben sie eine Chance, das parasitäre Kollektiv hinter die Schranken von Raum und Zeit zurückzudrängen. |
Quelle: Luzifer
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei S.P. Dwersteg für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu S.P. Dwersteg gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | DIE BEDROHUNG
In der Feste Murud
Sentry de Bonbaille war ein Gefangener. Soldaten des Usurpators hatten ihn vor etwa sieben Wochen in eine geheime Festung verschleppt, und seitdem ertrug er die Isolationshaft. Er wusste weder, auf welchem Weg er hergelangt war, noch, was man ihm vorwarf. Der Merker hatte keine Ahnung, ob er sich noch in Montzien befand oder nicht, und selbst was Zeitabläufe anging, war er verunsichert. Die Gefangennahme hatte ihn kalt erwischt, und er war öfter nicht bei Bewusstsein gewesen. Doch seine ganze Misere war in diesem einen Moment nebensächlich, weil er eine Chance zu entkommen witterte. Dass sich die Bedingungen seiner Haft dank Shift verändert hatten, hoffte er inständig. Ja, vor allem brauchte er jetzt Glück. Aus der Sicht eines Außenstehenden war alles gleich. Seine Zelle war klein, lichtlos und die Tür fest verriegelt. Die Mauern waren erdrückend, die Luft verbraucht und von üblen Gerüchen verpestet. Doch Shift könnte etwas für ihn Entscheidendes verändert haben und die Karten ganz neu gemischt. Sein menschlicher Teil kam hier nicht weiter, aber der Merker war mehr als das, und seine verzweifelte Lage machte ihn ungewohnt mutig. Kein Shift-Prozess konnte so vollkommen sein, überlegte er, dass nicht auch Lücken und Fehler nebenher entstanden. Die Feinde schienen nach Perfektion zu streben, aber noch waren sie davon entfernt, und ihre Waffe musste ungeheuer komplex sein. Möglicherweise war sie nicht ganz kompatibel mit dem, was sie vorfand, und der Fokus des Angriffs hatte sicherlich nicht auf ihm gelegen. Niemand an diesem abgelegenen, vom Gott der Ideen verlassenen Ort wusste, dass er ein Lord war, und dadurch ergaben sich Chancen. Was war ihnen diesmal misslungen? Was hatten sie übersehen? Sentry hatte noch nicht ergründen können, was Shift war oder wer es auslöste, aber er studierte das Phänomen sei Jahren. Energetische Wellen, die Informationen zu transportieren schienen und in fast alles eindrangen, hatte er entdeckt. Vor fünf Jahren hatte er dieses verwirrende Shift-Gefühl zum ersten Mal gehabt, und es war ein Flackern zwischen Realitäten gewesen. Sämtliche Veränderungen, die er hatte ausmachen können, hatte er heimlich in einem langen Buchhalterjournal notiert. Vor allem Menschen wandelten sich, hatte er festgestellt: ihre Charaktere, ihre Wünsche und Loyalitäten. Manchmal sogar Orte oder die Beschaffenheit von Dingen, aber das war seltener, und öfter hatte er den Eindruck gehabt, dass es versehentlich passierte. Sentry war in zwei parallelen Welten gleichzeitig gewesen, hatte für eine kurze Zeitspanne das Alte und das Neue erlebt. Der Merker hatte versucht, seine Eindrücke abzugleichen und natürliche Erklärungen zu finden, die es nicht gab. Schließlich hatte er klein beigegeben und akzeptiert, dass ein Teil ihrer Lebenswelt vernichtet worden war und ein fremder, tendenziöser hinzugefügt. Ein schleichender Austausch war im Gange, und Menschen verloren sich selbst. Für wen auch immer der Usurpator arbeitete, man musste Respekt vor ihm haben. Die Angreifer bewiesen Ausdauer und Raffinesse. Sie attackierten ihre Opfer nicht einfach aus dem Stegreif und für alle offensichtlich, sondern beeinflussten sie mit Methode und einer dunklen, mächtigen Energiequelle, die irgendwo versteckt sein musste. Niemand war auf so etwas vorbereitet gewesen. Keiner hatte das erwarten können. Bis zu seiner Inhaftierung hatte der Merker die Existenz dieses seltsamen Feindes selbst nicht wahrhaben wollen und die Sache kleingedacht. Erst jetzt gab er den Angriff zu. Sein ganzes Leid war für diese Einsicht notwendig gewesen, und das würde er nicht vergeben. Sentry hatte sein Leben als Buchhalter am Hof von Fürst Bagalysh gemocht, er hatte es sich mühsam aufgebaut, und er konnte es nicht wiederhaben. Sein Verzeichnis hatten sie ihm zuerst genommen, doch was niemand ahnte, war, dass er enorme Wissensmengen speichern konnte und Papier gar nicht brauchte. Er hatte es verwendet, um die Veränderungen für andere festzuhalten und weil das Aufschreiben etwas Menschliches war. Der junge Lord kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass alles, was er wahrnahm, auch tatsächlich wahr war. Er hatte keine Zweifel mehr. Um beweglicher zu werden, begann er, seine Gelenke zu lockern, die ihm aus irgendeinem Grund schrecklich wehtaten. Er streckte seine Beine und beugte sie wieder, dann streckte er sie erneut. Er reckte die Arme über seinen Kopf zum Himmel hoch, der irgendwo sein musste, und lockerte danach seine seitlichen Muskeln. Zwischendurch nahmen die Schmerzen überhand, und er ließ es erst mal bleiben. Dann ging er vier Schritte auf und wieder ab, einige Male, denn mehr gab seine Zelle nicht her. Vorsichtig dehnte er Oberschenkel und Unterschenkel, und er versuchte ein paar klägliche Liegestütze. Die Handgelenke wollten nicht halten, es war nicht so wichtig. In der Enge seines dunklen Lochs war nicht viel möglich, und so setzte er sich schließlich hin. In den vergangenen Wochen hatte der aschblonde, junge Mann mit den freundlichen, haselnussbraunen Augen viel über sich gelernt. Er war zäher, als er für möglich gehalten hatte, anpassungsfähiger als gedacht. Und er hatte erstaunlich viel Bartwuchs. In seinem früheren Leben hätte ihn das zum Lachen gebracht, weil er so lange darauf gewartet hatte, aber lustig war hier leider gar nichts. Gedankenvoll tastete Sentry im Futter seines schmierigen Umhangs nach Monokel. Der Überwurf war eine Art Uniform, er hatte einen silbernen Streifen quer über der Brust. Das war das Standeszeichen der höheren Buchhalter von Bagash, aber neuerdings war der Merker nichts als ein eingesperrter Verräter. Seine Entführer waren nicht besonders hell im Kopf gewesen, überlegte er. Sie hatten sein Monokel nicht gefunden, weil die Seitentasche ein Loch zum Innenfutter hatte, durch das es gerutscht war. Das schlichte Einglas ließ sich durch nichts verändern: nicht, wenn es runterfiel, und auch nicht durch Shift. Die energetischen Wellen konnten sie beide nicht aufspüren und glitten an ihnen vorbei, als wären sie gar nicht da. Wie der Merker widerstand Monokel sogar der Zeit, wobei auch Sentry älter wurde. Langsamer als andere, zugegeben, er sah immer noch aus, als wäre er nicht ganz volljährig, obwohl er es seit Jahren war. |
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