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BLOGGERNOTE DES BUCHS |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Annie Waye für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Annie Waye gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Genau so ging es mir jetzt. Wo ich gerade noch um meine Selbstbeherrschung gekämpft hatte, brach diese jäh in sich zusammen und hinterließ nichts als Chaos und Zerstörung. Aber das hier waren keine aufgeschürften Knie. Sondern ein geschundenes Herz. Mit einem Schluchzen fiel ich in ihre Arme und verbarg das Gesicht an ihrer Schulter. Ich brachte keinen klar verständlichen Ton heraus, und so waren es nur meine Gedanken, die eine Antwort auf ihre Frage formten: Ja. Etwas Unverzeihliches.
2. Esý ki egó
März: vor 5 Monaten – vor der Trennung
Ich hatte mich letzte Nacht wirklich nicht betrunken gefühlt. Zumindest nicht so sehr, dass man sich hätte Sorgen machen müssen. Doch das änderte sich schlagartig, als ich am nächsten Morgen aufwachte und nur von einem einzigen Gedanken begleitet wurde: Hadrian. Kalins Nachname war Hadrian gewesen. Ruckartig öffnete ich die Augen und nahm nicht einmal den stechenden Sonnenstrahl wahr, der sich durch eine Lücke meiner Jalousien zwängte und mir geradewegs ins Gesicht fiel. Hadrian? Hadrian?! Mir wurde heiß und kalt zugleich. Hatte ich ihn letzte Nacht falsch verstanden oder erinnerte ich mich jetzt falsch? Oder hatte ich ihn goldrichtig verstanden und war einfach nur zu sehr neben der Spur gewesen, um zu kapieren, woher ich diesen Namen kannte? Wie hatte ich nur nicht darauf kommen können? Ich lebte doch schon in München, seit ich denken konnte! Und in dieser Stadt war der Name Hadrian nun mal kein Fremdwort mehr. Der Hadrian-Clan (manchmal auch verkürzt HadriClan genannt) stammte ursprünglich aus Griechenland und war stinkreich, weil sie einen Teil ihrer riesigen Hotelkette an einen deutschen Reisekonzern verkauft hatten. Ein paar Hotels hielten sie immer noch – von Thessaloniki bis Kreta waren sie mit ihren Vier- bis Fünfsternehotels an allen wichtigen Urlaubs-Hotspots vertreten. Und scheffelten selbst dann Geld wie Heu, wenn sie sich nicht mal dort aufhielten. Sie waren die lokale Prominenz. Und bei mir hatte es nicht einmal dann geklingelt, als Kalin seine Lippen auf meine gedrückt hatte. Ich dachte an letzte Nacht und stöhnte. Angestrengt rappelte ich mich auf und wischte mir meine verstrubbelten Haare aus dem Gesicht. Immerhin hatte ich ihn nicht mit nach Hause genommen. Wäre auch gar nicht gegangen, weil ich immer noch bei meinen Eltern lebte – in meinem Heimatort studierte, wo ich schon mein ganzes Leben verbracht hatte. Ich war von meinem Kinderzimmer umgeben, das voll von Erinnerungen an die letzten einundzwanzig Jahre war. Hier war so was von kein Platz für einen One-Night-Stand. Und ich war unglaublich froh darüber. Denn was auch immer zwischen Kalin und mir hätte passieren können, es wäre ein Fehler gewesen. Dieser Kerl war definitiv ein paar Nummern zu groß für mich. Wenngleich meine Gedanken, kaum dass sie ihn berührt hatten, einfach nicht aufhören konnten, an ihm zu haften … Mein Schädel brummte, weshalb ich mich aus dem Bett schälte, in der Küche ein Glas Wasser herunterstürzte und mich dann unter die Dusche stellte – oder vielmehr setzte, weil ich immer noch so erschöpft war, dass ich mich nicht auf den Beinen halten konnte. Während ich kurz darauf meine Haare anföhnte, konnte ich einfach nicht anders, als einen Blick auf mein Handy zu werfen. Und den Namen Hadrian in der Online-Suche aufzurufen. Was ich dort über die Familie herausfand, kam mir alles bekannt vor, wenn auch nicht bekannt genug, als dass ich die Infos aus dem Stegreif hätte herunterrattern können. Kalin hatte drei ältere Brüder. Als gäbe es ein ungeschriebenes Gesetz für reiche Leute, welche Richtungen ihre Kinder einzuschlagen hatten, war der eine Anwalt, der andere Arzt und der letzte Hotelmanager im Familienunternehmen geworden. Selbstverständlich hatte jeder von ihnen auch eine eigene Wikipedia-Seite. Sogar Kalin hatte eine, aber abgesehen von seinem Geburtsdatum und seinen Eltern fand sich dort rein gar nichts. Ich fühlte mich wie betäubt. Was hatte dieser Kerl denn auf unserer Semesterabschlussparty gemacht? Studierte er etwa an meiner Uni und ich hatte nichts davon mitbekommen? Ich konnte es mir kaum vorstellen – aber die Alternative war noch schwerer zu glauben: Nämlich, dass er nicht mit mir studierte und trotzdem große Lust darauf gehabt hatte, auf der Party von uns, dem gemeinen Fußvolk, zu erscheinen. Einem seltsamen Impuls nach stellte ich plötzlich infrage, dass dieser Mann wirklich Kalin Hadrian gewesen war, doch nach einer einfachen Google-Suchanfrage wurde ich eines Besseren belehrt: Gegelte Haare, gestutzter Bart, teure Klamotten. Er war es gewesen. Und aus irgendeinem Grund hatte er sich dazu entschieden, ausgerechnet mich in seiner Cola zu baden. Entweder das oder der Kerl wirklich echt schusselig. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, doch ich wischte es beiseite. Die Hadrians waren im ganzen Bundesland, wenn nicht gar in ganz Deutschland bekannt, und Kalin war Teil ihrer Dynastie. Ich spielte so was von nicht in seiner Liga. Aber eigentlich sollte mir das überhaupt keine Bauchschmerzen bereiten – denn schließlich hatten wir uns nur geküsst. Und ich würde ihn nie wiedersehen. Das glaubte ich zumindest, bis es zwei Tage später an meiner Tür klingelte. Ich hatte mit allem gerechnet: Melissa, dem Postboten, oder meinem Vater, der den Hausschlüssel vergessen hatte. Wir lebten in einem schmalen Reihenhaus am Rande Münchens, von wo aus ich etwa eine halbe Stunde bis zum Campus brauchte. Andere Menschen als die bekannten Gesichter verschlug es so gut wie nie hierher. Als ich öffnete, war es auch ein bekanntes Gesicht, dem ich entgegenblickte. Und doch das letzte, mit dem ich gerechnet hatte. |
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