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BLOGGERNOTE DES BUCHS |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Annie Waye für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Annie Waye gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Vertraue nie dem ersten Eindruck. Versuche, hinter die Fassade zu blicken. Du könntest so viel verpassen.
1. Petaloúdes
März: vor 5 Monaten
Die Musik dröhnte laut in meinen Ohren und der tiefe Bass schien sogar mein Herz aus dem Takt zu bringen. Meinen Geldbeutel fest umklammert, lehnte ich mich an die Bar und wartete. Mit angespannten Schultern warf ich immer wieder einen nervösen Blick in Richtung Toilette. Ich hatte meiner Kommilitonin Melissa versprochen, dass ich uns was zu trinken besorgen würde, bis sie zurück war. Leider war das einfacher gesagt als getan. Das hier war die Semesterabschlussparty, und die Location war brechend voll – und das, obwohl sie aus ganzen drei Tanzflächen bestand. Leider war ich auch nicht annähernd so auffällig wie eine Discokugel, als die sich manche Frauen hier verkleidet hatten. Ich trug ein enganliegendes, schwarzes Kleid, das mir bis zu den Knien reichte, dazu schwarze Strumpfhosen (es war eine ziemlich kühle Märznacht), schwarze Schuhe und … na ja, zumindest meine Tasche war nicht schwarz. Sondern grau. Alles in allem war ich anscheinend besonders leicht zu übersehen. Und zu überhören, denn so laut ich dem Barkeeper auch hinterherrief, während er wie ein ICE auf der anderen Seite der Theke an mir vorbeirauschte, er nahm einfach keine Notiz von mir. Stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken, sodass mir meine langen, braunen Haare über die Schultern fielen. Warum passierte mir das immer wieder? Ich war einundzwanzig Jahre alt und bekam nicht mal eine blöde Party auf die Reihe! Frustriert fischte ich mein Handy aus meiner kleinen, grauen Umhängetasche und begann, eine Nachricht an Melissa zu tippen.
SOFIA Ich glaube, ich versuchs auf der Hiphop-Tanzfläche
Weiter konnte ich nicht schreiben – denn im nächsten Moment ergoss sich ein Schwall aus Wasser über mich. Es traf auf meine Schulter, spritzte auf mein Gesicht und meine Haare und ließ mich erschrocken quietschen. Entgeistert wirbelte ich herum – und starrte dem Mann neben mir aus weit aufgerissenen Augen entgegen, der mit demselben Schock zurückblickte, als wüsste er nicht, wie ihm geschah. In dem durchsichtigen Becher in seiner Hand schimmerte eine dunkle Flüssigkeit, die mir verriet, dass er mich doch nicht einfach nur mit Wasser übergossen hatte. »S-sorry!«, stieß er hervor. Noch während er mich scannte, hatte ich das Gefühl, dass er blass um die Nase wurde. »Der Typ da hat mich –« Er deutete hinter sich, realisierte dann aber offensichtlich, dass es vollkommen egal war, wer wann was getan hatte – im Resultat stand ich nun da, besudelt mit seinem Cola-Mischgetränk. Der Mann hatte dunkle Haare, die er vor ein paar Stunden feinsäuberlich gegelt haben musste, die ihm jetzt aber trotzdem strähnenweise in die Stirn hingen, dazu einen frisch gestutzten Dreitagebart. Er trug dunkle, hoffnungslos zerrissene Jeans zu einem hellen Shirt und einer schwarzen Lederjacke. Auch wenn er dem Anlass der Party nach an meiner Uni studieren musste, hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Abwehrend hob er die freie Hand und bedachte mich dabei mit einem Blick wie für ein Atomkraftwerk, das kurz vor der Explosion stand. »Tut mir leid, wirklich! Ich bezahl dir die Reinigung. Und dein nächstes Getränk. Und dein übernächstes –« Irritiert runzelte ich die Stirn. Ich wollte mich ärgern, aber so eine Reaktion hatte die Angelegenheit dann doch nicht verdient. »Schon gut«, winkte ich belustigt ab. Er stutzte. »Was?«, rief er gegen den Lärm hinweg an, sodass ich nicht wusste, ob er mich nicht verstanden hatte oder mich nicht verstehen wollte. Unwillkürlich lehnte er sich stärker in meine Richtung, und ein Hauch seines Aftershaves drang in meine Nase. Ich konnte die Noten keinen klassischen Inhaltsstoffen zuordnen. Stattdessen roch ich einfach nur: Freiheit. »Schon gut!«, entgegnete ich lauter und zuckte die Achseln. »Das Kleid ist schwarz. Sieht man sowieso nicht wirklich.« Ich blickte an mir herab. »Nur, wenn man es weiß.« Fassungslos musterte mich der Mann. »Sicher, dass du mir nicht den Kopf abreißen willst? Oder – hier!« Er hielt mir sein Glas hin, in dem nur noch etwa zwei Schlucke zurückgeblieben waren. »Gieß es mir über, wenn du willst.« Verdattert lehnte ich mich in die andere Richtung. »Warum sollte ich das denn machen?« Er ließ die Schultern hängen. »Na, weil du wütend bist.« Ich schnaubte belustigt. »Bin ich das?« Mein Gegenüber geriet ins Stocken, und auf einmal war sein bloßer Anblick so präsent für mich, dass alles andere um mich herum verblasste. Spätestens dann, als er lächelte. Fast schon ungläubig schüttelte er den Kopf. »Du bist nicht wütend?« »Bin ich nicht«, bestätigte ich und kapierte nicht, warum er mir das einfach nicht abkaufte. Stieg etwa Rauch aus meinen Ohren, ohne dass es mir auffiel? Sein Lächeln wurde breiter. »Okay«, antwortete er überschwänglich. Sein Blick zuckte auf einen Punkt hinter mich, und er hob einen Finger – das war alles, was es brauchte, um den Barkeeper mir nichts, dir nichts zu uns zu beamen. »Was willst du trinken?« Ein Zucken ging durch mein Augenlid, als ich den Barkeeper ansah, der offenbar aus seinem Tunnelblick gerissen worden war. »Ist mir inzwischen so was von egal«, brummte ich und hoffte, dass der Kerl das hörte. »Okay«, fragte er nicht weiter und beugte sich über den Tresen, um zu bestellen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mein Handy zu checken – und tatsächlich hatte ich eine Nachricht verpasst. |
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