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Gelegenheiten, unser Leben neu zu gestalten, gibt es jeden Tag. Doch meistens fehlt uns dafür der Mut.
Karlas Leben scheint perfekt: Penthousewohnung in Berlin, langjährige Beziehung, Karriere, Reisen, gesellschaftliches Ansehen. Doch all das fühlt sich für Karla schon lange nicht mehr richtig an. Sie verlässt deshalb ihr Leben in Berlin und will endlich ihren Traum angehen: Schriftstellerin werden. Sie zieht es in die Provence, um dort einen Roman zu schreiben. Seit Jahren schon hat sie ihn als Idee in der Schublade liegen. Doch ein altes Leben verlassen und ein neues beginnen, ist schwieriger, als sie ahnt. Hin- und hergerissen zwischen Mut, Zweifeln und den eigenen Träumen versucht sie, die zu werden, die sie einmal sein wollte.
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Lesermeinungen (3) Leseprobe |
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LESEPROBE |
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Das Team von Leserkanone.de bedankt sich beim Kopfreisen Verlag für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Romy Schneider gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | A P R I L
Mir war schon seit einiger Zeit klar, dass das irgendwann passieren würde. Passieren musste. Und das Irgendwann war heute. Ausgerechnet diesen Tag hatte ich mir ausgesucht. Der Frühling, den ganz Berlin seit Wochen sehnsüchtig erwartete, kam endlich aus seinem Versteck. Zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der Himmel war einheitlich blau, nicht eine Wolke ließ sich blicken. Die Sonne tauchte die Häuser und kleinen Grünflächen zwischen den Straßen und Gehwegen in ein warmes, fast schon sommerliches Licht. Man konnte regelrecht dabei zusehen, wie die Knospen an den Bäumen und Sträuchern aufbrachen und zaghaft die ersten winzigen Blätter hervorbrachten. Dieses helle, frische Grün, das es nur im Frühling gab, spross mit einem Mal aus allen Ecken. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete zwei Tauben, die unten auf dem Rasen herumpickten. Die Gartenanlage in der Mitte der drei Neubauten wurde erst vor Kurzem zu überteuerten Preisen von Landschaftsgärtnern hergerichtet. Ein üppig grüner, perfekt gestutzter Rollrasen, an den Rändern bunte Blumenbeete und hüfthohe Pflanzen mit dicken Stängeln und rosafarbenen Blüten, deren Namen ich nicht kannte. Sie seien exotisch, hatte man uns gesagt. Mittig war ein kleiner Teich eingelassen, sogar ein paar goldfarbene Fische schwammen darin. Rundherum führte ein breiter Weg aus glitzernden weißen Kieselsteinchen. Am Rand zwei Holzbänke, die immer noch nach frischem Holz dufteten. Exotische Idylle in Friedrichshain. «Typisch Berlin» war gestern. Dahinter eine große, dicke Eiche, die verworrenen Äste ragten weit über die Bänke hinaus. Man hatte sie, so ausgewachsen wie sie war, hierher versetzt. Für das Heranwachsen junger Bäume war keine Zeit, es dauerte zu lange. Die Käufer der Eigentumswohnungen hier sollten sich wohlfühlen und dazu gehörte, dass es einen schattenspendenden Baum gab, unter den man sich setzen konnte. Obwohl der Garten hübsch anzusehen war, setzte ich mich selten dort hin. Alles zu künstlich, nicht natürlich gewachsen. Außerdem war man umgeben von den anderen Wohnhäusern, deren gigantisch große Balkone und Terrassen zum Garten hinaus lagen. Im Sommer trafen wir uns dort manchmal abends mit ein paar Nachbarn, um ein Feierabendbier zu trinken. Die Gespräche waren immer gleich: anstehende Beförderungen, Vorteile der neuen S-Klasse, die nächste Reise auf die Malediven. Ein langweiliges Wie-kann-ich-den-anderen-übertrumpfen-Spiel. Ich machte mit. Ich gehörte dazu. Marc und ich waren vor drei Jahren hierhergezogen. Raus aus Mitte, aus unserer zu klein gewordenen Wohnung, an der alle zehn Minuten die Straßenbahn vorbeiratterte. Für mich war sie nicht zu klein. Die große Wohnküche entschädigte für das nicht vorhandene Wohnzimmer und die schmale Ausbuchtung im Schlafzimmer neben dem Bett nutzten wir als Kleiderschrank. Jedes Jahr knarrten die Dielen ein bisschen lauter. Ich liebte diese fünfzig Quadratmeter in Mitte. Die besten Croissants der Stadt bekam ich nur eine Etage tiefer, aus der Bäckerei unter uns. In einer braunen Papiertüte, die fettige Flecken bekam, noch bevor ich wieder oben war. Aber Marc wollte sich verbessern, «unseren Lebensstil anpassen». Mitte war ihm irgendwann nicht mehr gut genug. Er arbeitete für eine Unternehmensberatung. Die Firma war groß, genau wie sein Gehalt. Doch mein Job als Marketingmanagerin in einem Food-Unternehmen hielt gut mit. Wir hatten in Berlin studiert und uns währenddessen kennengelernt. In einem Schreibkurs saß er direkt hinter mir und beschmiss mich mit kleinen Papierkügelchen. Ich fand das albern und ignorierte ihn. Obwohl er mir gefiel. Groß und schlank, ein markantes Gesicht, dichtes, dunkelblondes Haar, das immer leicht verwuschelt aussah. Unter seinen Shirts zeichneten sich Muskeln ab, ich tippte auf Fitnessstudio. Er konnte jede haben, und das wusste er. Ich vermutete, den Schreibkurs hatte er nur belegt, um Mädchen kennenzulernen, die, wenn sie schön waren, auch intelligent sein mussten. Doch Marc ließ nicht locker. Vielleicht passte ich in sein Beuteschema, sportlich, schmal, braunhaarig. «Du hast so ein zartes Puppengesicht», sagte meine Mutter immer. Vielleicht spornte ihn auch mein Desinteresse an. Er stellte mir selbstgepflückte Gänseblümchen im Wasserglas auf den Tisch und brachte mir ungefragt Kaffee aus der Cafeteria mit. Am letzten Kurstag fragte er mich, ob ich ihn zu einer dieser Studentenpartys begleite, die jeden Donnerstagabend in einer kleinen, stickigen Bar in Friedrichshain stattfanden. Ich blieb standhaft. Bis zu jenem Abend, an dem Lotta, meine beste Freundin und WG-Partnerin, mich überredete hinzugehen. Sie hatte einen Typen im Auge, der dort Stammgast war. Lotta wollte ihre Chancen austesten. Ich war mir sicher, die hatte sie. Es gab kaum eine Woche, in der sie nicht eine neue Telefonnummer zugesteckt bekam. Ihre langen, dunklen Locken, die ihr immer ins Gesicht fielen, wenn sie lachte, und ihre unbeschwerte Art konnte man nur mögen. Und sie besaß diese Kurven, von denen jede Frau und jeder Mann träumte. Lotta war ein Mensch, der das Leben nahm, wie es kam, ohne groß darüber nachzudenken. Ich hingegen machte mir immer viele Gedanken um alles Mögliche und las lieber Bücher oder schrieb Geschichten, als auf Studentenpartys zu gehen. Lotta und ich waren völlig verschieden und vielleicht machte uns gerade das zu besten Freundinnen. Wir saßen stundenlang an der Spree und führten typische Mädchengespräche, wie man das mit Mitte zwanzig so macht. Ich brauchte ihre Leichtigkeit, mit der sie durchs Leben ging, und die mir manchmal fehlte. Und sie meine realistischen Einschätzungen, was manche Situationen und das Leben im Allgemeinen betraf. Meistens trafen wir uns in der Mitte. |
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