|
|
|
|
|
BLOGGERNOTE DES BUCHS |
|
|
|
noch nicht bewertet
|
|
|
Lesermeinungen (0) Leseprobe |
|
|
|
LESEPROBE |
|
|
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich bei Sara Pepe für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Sara Pepe gibt es auf ihrer Autorenseite, bei Twitter, bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | Nach dem Unterricht lief ich in den Schlafsaal, um nach Trina zu sehen. Ihr Gesicht war bleich, doch sie lächelte, als sie mich sah. »Geht es dir besser?«, fragte ich zögerlich. Sie zuckte die Achseln. »Kopfschmerzen habe ich noch, aber es ist besser als heute Morgen.« Schnell sah ich mich um, doch der Saal war leer. »Wo warst du?«, hakte ich nach. Trina verzog die Lippen zu einem geheimnisvollen Lächeln. »Das würdest du mir doch nicht glauben.« Sie drehte sie auf die Seite. Empört starrte ich auf ihren Rücken und stapfte aus dem Raum. Ich brauchte frische Luft. Im Hof hatte sich ein Kreis aus schaulustigen Kindern gebildet. Interessiert trat ich näher, doch als ich sah, wer sich im Inneren befand, verdrehte ich die Augen. Keylam und Yanis standen sich gegenüber und waren kurz davor, sich unter den anfeuernden Schreien der Kinder zu prügeln. Seufzend bahnte ich mir einen Weg durch die Menge, packte Key am Kragen und zog ihn von lauten Rufen untermalt weg. Verdattert folgte er mir. »Was soll das?« »Wann lernst du endlich, dass es sinnlos ist, sich aus Langeweile zu prügeln?« Strafend starrte ich ihn an. Kindskopf! Er lächelte verschmitzt. »Wie soll ich sonst die Zeit hier rumbringen?« Kopfschüttelnd stapfte ich über die Wiese. Key folgte mir übermütig. »Wo ist eigentlich Trina? Ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen und beim Frühstück wart ihr auch nicht?« Da Key bald seine Stelle antreten würde, besuchte er Unterrichtsstunden, die ihm den Eintritt in die Gesellschaft erleichtern sollten. Er fehlte mir in den Schulstunden. Ich hievte mich aufs Hüttendach hoch. »Trina ist krank.« Verwundert runzelte Keylam die Stirn. »Ist sie nun krank oder nicht?« »Gestern«, vorsichtshalber senkte ich meine Stimme, auch wenn sich keines der Kinder bis hierher vorwagte, »ist sie spätabends in den Saal geschlichen.« Ich erzählte ihm, was vorgefallen war. »Wo sie wohl war? Glaubst du, sie hat sich rausgeschlichen und ist in die Stadt gelaufen?« Nachdenklich verschränkte er die Arme. »Sie will es mir nicht sagen ... Aber wenn du recht hast, was hat sie dort gemacht?« Ich zog die Knie an und schlang meine Arme darum. Warum hatte sie Geheimnisse vor mir? Du hast ihr doch auch nicht erzählt, dass Key dich geküsst hat, wisperte eine hell klingende Mädchenstimme in mir. Ich wusste nicht, was mich mehr beunruhigte: dass ich Stimmen hörte oder dass es unterschiedliche waren. Für einen Moment überwältigten mich stechende Kopfschmerzen. Ich kniff die Augen zusammen, und so schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder. »Du weißt doch, wie sie ist ...« Ja, ich wusste, wie sie war. Trina, die einen ausgeprägten Freiheitsdrang hatte und gerne im Mittelpunkt stand. Wir schwiegen einträchtig, bis ich zögernd fragte: »Wann gehst du weg?« Wann lässt du mich allein zurück und beschützt mich nicht mehr? Mein Herz pochte schmerzhaft. »Nächsten Samstag ...«, antwortete er vorsichtig. Keylam war wagemutig und draufgängerisch, doch ich las in seinen Augen, dass er Angst hatte. Ich stupste ihn an, damit er weitersprach. »Ich werde bei den Stalljungen ein Zimmer beziehen und jede Woche eine Goldmünze erhalten. Davon wird mir das Essen abgezogen, aber stell dir vor, was wir uns damit alles kaufen können.« Während er weitersprach, schlang ich die Arme fester um mich. Er strahlte und seine Mimik war lebhaft. In diesem Moment wusste ich, dass Key mich nicht vergessen würde. Der Druck auf meiner Brust wurde leichter. Ich musste es nur noch zwei Jahre hier aushalten ... Dann ... Nun ja, das würde sich zeigen. Die Dämmerung brach herein und wir liefen zum Heim zurück. Der Herbst machte sich langsam bemerkbar. »Avis«, sagte Key, als wir das Haus betraten. »Kürzt du mir nach dem Abendessen die Haare? Ich will einen guten Eindruck machen.« Und nicht wie ein ungepflegtes Waisenkind dastehen, fügte ich gedanklich hinzu. »Klar«, entgegnete ich und lächelte ihn an. »Was es heute wohl gibt?« Keylam zuckte die Achseln. Als wir pünktlich den Speisesaal betraten und mir der Gestank nach verbrannter Zwiebel entgegenschlug, wollte ich auf dem Absatz kehrtmachen. Du musst essen, Avis, hallte Keys Stimme in mir wider. Ich stellte mich an und sicherte uns zwei Schalen mit wässriger Zwiebelsuppe. Igitt. Vorsichtig, damit der Inhalt nicht überschwappte, stellte ich die Suppe vor Key ab. »Hmm ... Deine Lieblingssuppe«, meinte er. Der Schaleninhalt dampfte und trieb mir die Tränen ins Gesicht. »Wir wertschätzen die Speisen auf unseren Tellern, erfreuen uns an Kleinigkeiten und leben in Demut«, leierte ich artig herunter. Frau Juno nahm das Besteck in die Hand als Zeichen, dass wir essen durften. Ich zwang zwei, drei Löffel des fettigen Süppchens hinunter, bevor mein Magen krampfte. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn, als ich versuchte, die Suppe bei mir zu behalten. Schnell schob ich die Schale weiter. Key hatte es schon lange aufgegeben, etwas zu sagen, und machte sich erfreut darüber her. Ich nahm mir ein Stück hartes Brot und kaute darauf herum. Die Stühle scharrten auf dem Boden, als wir uns erhoben, und ich eilte zur Köchin, um Suppe für Trina mitzunehmen. Widerwillig füllte sie eine Schale und drückte sie mir in die Hand. Ich bedankte mich, trat in den Schlafraum und setzte mich auf Trinas Bett. Sie schlief und ihre Züge wirkten angespannt. |
|
Seite:
1 2 3 |
|