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Einen »reinen« Kriminalroman haben wir nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr in einem unserer Einblicke thematisiert - Zeit also, dies zu ändern. Zu diesem Zweck haben wir uns »Spüre meinen Zorn« vorgenommen, einen München-Krimi, mit dem Autor Georg Brun eine Reihe um einen eigentlich in den Ruhestand verabschiedeten Ermittler namens Nathan Weiß eingeläutet hat. Das Buch wurde im Januar im Bookspot Verlag veröffentlicht und hat einen Umfang von 336 Seiten. Man kann es für 15,95 Euro bekommen, für die Digitalvariante werden 7,99 Euro aufgerufen.
Wolfgang Stöhrl, der neue Leiter der Mordkommission, wird mit der Leiche eines Mannes konfrontiert, der offensichtlich mitten in einem Sexualakt mit zahlreichen Messerstichen ins Jenseits befördert wurde. Zunächst scheint eine Beziehungstat nahezuliegen, doch nachdem es zu einem weiteren Mord kommt, dürfte hinter der Sache doch noch viel mehr zu stecken. Während sich Stöhrl verrent, stößt sein Vorgänger bei eigenen Nachforschungen auf die Spur einer Serienmörderin, die von riesigem Zorn getrieben zu sein scheint.
Wenn man in das Buch einsteigt, dann könnte man zunächst schnell das Gefühl entwickeln, an einen vergleichsweise standardisierten Krimi geraten zu sein. Dass ein solches Buch beispielsweise direkt mit der Beschreibung einer Tat beginnt und diese durch das Treffen zweier Leute eingeläutet wird, die sich online zu einem Stelldichein verabredet haben, hat man gewiss schon das ein oder andere Mal gelesen. Dass dann einem Ermittlerteam routiniert Aufgaben zugeteilt werden und dergleiche, all das kennt man.
Umso erfreulicher ist dann der Bruch, dass es nicht einfach nur dieses Ermittlerteam ist, dessen Weg man hier verfolgt, sondern dass eine ganz andere Spürnase im Mittelpunkt steht und aus einer ganz anderen Position heraus vorgeht. Sobald man mit Weiß warm geworden ist - was womöglich ein wenig Anlaufzeit braucht -, verfolgt man seine Arbeit gern und kann guten Unterhaltungswert daraus ziehen. Ein Ermittler mit Charakter, aus dem sich gewiss noch der ein oder andere Fall herausholen lässt.
Und a propos Fall: Der ist durchaus vielschichtiger, als man es auf den ersten Blick denken würde. Hier wurde ein gelungenes Maß an Spannung aufgebaut, erzählt wird alles in einem angenehmen Tempo, durch den Aufbau von Nebenschauplätzen wurden Charaktere gut verdichtet, und auch geschickt platzierte Wendungen wurden nicht vergessen. »Spüre meinen Zorn« versucht nicht, übermäßig innovativ zu sein oder dergleichen, sondern ein guter und handfester Krimi zu sein, und genau diesem Anspruch ist der Roman so gut gerecht geworden, dass man bei einem weiteren Fall, mit dem Weiß seinen »Horror Vacui« abschütteln kann, gewiss wieder zugreifen würde. |
– geschrieben am 12. März 2023 (4/5 Punkte) |
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Anmerkungen zu den Buch-Einblicken: Die Wertung unseres jeweiligen Mitarbeiters geht im gleichen Maße wie eine Blogger-Rezension in die Gesamtwertung des Buches ein.
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