|
|
|
|
|
BLOGGERNOTE DES BUCHS |
|
|
|
noch nicht bewertet
|
|
|
Lesermeinungen (0) Leseprobe |
|
|
|
LESEPROBE |
|
|
Das Team von Leserkanone.de bedankt sich beim Gmeiner Verlag für die Einsendung dieser Leseprobe! Mehr zu Susanne Ziegert gibt es bei Facebook und bei Instagram. Bei Amazon ist das Buch an dieser Stelle erhältlich. Bei diesem Link handelt es sich um Werbung, er enthält einen Affiliate-Code. | | »Wie das geht, weißt du ja wohl?« Sie musste ihren verdutzten Blick bemerkt haben. So einen Apparat hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Die Wirtin ließ sie nicht aus den Augen, während sie wählte. Endlich hatte sie Augusta in der Leitung. »Margo? Ach ja, du kommst ja heute an. Schon unterwegs …« Das klang überrascht. Hatte sie ihre Ankunft komplett vergessen? Sie schilderte ihr, wo sie sich befand. Als sie aufgelegt hatte, bedankte sie sich. Die Bedienung sah an ihr vorbei, nahm unwirsch das Telefon an sich und beachtete sie nicht weiter. Zehn Minuten später hielt der dunkelblaue verbeulte Bus vor dem Restaurant. Sie umarmten sich, dann stieg Margo ein. »Entschuldige bitte, ich hatte vergessen, wann du kommst«, sagte Augusta. Sie wirkte fahrig und zerstreut. Rasant fuhr ihre Freundin die Hauptstraße weiter an Birkenwäldchen vorbei, Wiesen und Flächen, auf denen das Wasser glitzerte. »Schau mal, das ist das Ahlenmoor. Hier gibt es einen Erlebnispfad, da kannst du einen herrlichen Spaziergang machen«, deutete sie vor sich. »Eine faszinierende Landschaft, aber gefährlich.« Sie bog auf eine größere Straße ein. »Von hier geht es immer geradeaus«, erklärte ihre Freundin. »Finstermoor zieht sich über mehrere Kilometer an der Straße entlang«, schickte sie schnell hinterher, denn sie hatte Margos fragenden Blick aufgefangen. »Wir sind fast da«, kündigte Augusta an, als sie das Ortsschild passierten. Das Haus von Gustl, wie sie ihre Freundin früher genannt hatte, und Felix stand am Ende des Dorfes. Sie holperten einen Weg mit Pflastersteinen hinauf, an dessen beiden Seiten borstige Weiden mit komischen Gesichtern standen, und fuhren auf ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit einem Turm zu, durch einen Torbogen in den Hof. Das war ein stattliches Haus, dessen repräsentativer Stil sich von den niedrigen Bauernkaten abhob. Margo sah sich überrascht in dem Innenhof um, denn die Rückseite des Anwesens wirkte weit weniger nobel, als sie das von Gustl und Felix erwartet hätte. Nur das Quergebäude hatte eine sanierte Fassade, die anderen Gebäuderiegel des Vierseitenhofs waren in einem ruinösen Zustand, zudem wucherte überall Unkraut; alte Geräte, Holzbalken und Eimer lagen im Hof herum. Außen hui, innen pfui, dachte Margo, das schien gar nicht zu der Augusta, die sie vom Studium kannte, zu passen, denn die war eine Perfektionistin gewesen. Augusta bemerkte ihren Blick. »Ich schaffe es kaum, das ist ein Riesenprojekt.« Sie sprach nur in der Einzahl. Doch Margo verkniff sich die Frage, warum Felix nicht in die Hände spuckte oder zumindest ein ganzes Regiment von Handwerkern engagierte. Geld genug verdiente er doch in seiner Agentur. Augusta sah sie bittend an, als hätte sie ihre Gedanken geahnt: »Du lässt mich nicht im Stich, auch wenn es bei uns momentan chaotisch ist, oder?« Margo fühlte sich ertappt, denn genau das hatte sie überlegt. Die Reise nach Japan wäre zwar teurer, aber deutlich entspannter. »Was glaubst du denn, wir sind Freundinnen. Und im Chaos bin ich Königin, das weißt du doch«, beteuerte sie stattdessen. Zum ersten Mal zeigte ihre Freundin ein zaghaftes Lächeln, und Margo schämte sich für ihre Gedanken. Sie hatte bemerkt, dass ihre ehemalige Kommilitonin tiefe dunkle Augenringe hatte. Zuletzt hatte sie Gustl einmal in Hamburg besucht, doch seitdem hatte diese sich verändert. Ihre Hände waren von der harten Arbeit rau wie die einer Fabrikarbeiterin.Ihre roten Haare waren in ein wirres Knäuel am Hinterkopf zusammengesteckt, sie hatte ein paar graue Strähnen entdeckt. Sie trug fleckige Jeans, und ihre helle Jacke hatte einen halb abgerissenen Ärmel und war rundum mit braunen Flecken bedeckt. Sie dachte an das elfenartig schöne Mädchen mit fantasievollen Kleidern zurück, das schien lange her zu sein. »Ich kam gerade aus dem Stall«, erklärte ihr Augusta, als hätte sie ihre Gedanken erraten. »Den zeige ich dir gleich mal.« Doch Margo war nicht der große Landwirtschaftsfan. Sie deutete auf ihre Absätze und den Koffer. »Kann ich das erst mal unterbringen, dann machen wir den Rundgang?«, schlug sie vor. »Oh entschuldige, ich zeig dir dein Zimmer.« Augusta stemmte den schweren Koffer hoch und ging ins Haus. Sie öffnete die breite dunkelbraune Holztür mit eingeschnitzten Pferden und bäuerlichen Szenen. Ein schönes und kostspieliges Stück. In einem Flur direkt dahinter sah es wüst aus, fast die ganze Fläche war von kleinen und größeren Turnschuhen und Stiefeln bedeckt, wild durcheinander gewürfelt. Jacken hingen an der Garderobe, andere lagen auf den Schuhen. Margo sah in dem Gewimmel mindestens drei Schultaschen. Das konnte ja heiter werden. Sie gingen eine Treppe in den ersten Stock hinauf, und als sie in das Zimmer traten, war Margo positiv überrascht. Der Raum war hell, groß und geschmackvoll eingerichtet, alles wirkte sauber und aufgeräumt. In der Mitte befand sich ein Doppelbett mit offenbar frisch aufgezogener Bettwäsche, an der einen Wand war ein wandhoher Schrank eingebaut. Eine Tür führte auf einen Balkon, von dem sie einen Blick auf die Weidenallee, die Straße und die übrigen Bauernhöfe im Dorf hatte. Zudem hatte sie einen eigenen Arbeitstisch mit zwei Stühlen. Augusta öffnete den Schrank und fragte: »Hast du damit genug Platz? Das Zimmer habe ich für dich freigeräumt.« Dann zeigte sie ihr ein Badezimmer, das sie für sich alleine hatte. Das Zimmer versöhnte Margo fast schon wieder mit ihrem Landaufenthalt. Wenn sie sich eingerichtet hatte, wollte ihr Gustl die Kinder und die Jugendlichen vorstellen und den Rest ihres Reichs zeigen. |
|
Seite:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 |
|