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Sylvia Lott

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Herkunft: Deutschland
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Interview: Leserkanonen-Interview mit Sylvia Lott vom 23.08.2019
Tags: Drei Verlinkungen in Leserkanone.de-Artikeln

Im September 2023 sprachen wir mit Sylvia Lott über ihr Autorenleben und erhielten dabei einen sehr lesenswerten persönlichen Einblick in das, was die Autorin bewegt:

Schreiben ist anstrengender als ich dachte, und es wird immer anstrengender. Denn wenn man es ernst nimmt, wird es zu einer Selbsterziehung – altmodisches Wort, self education klingt fast passender, oder? Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen.

Eigentlich schreibe ich seit der Schulzeit. Mit elf las ich im SPIEGEL, dass eine neunjährige Russin ihr erstes Buch veröffentlich habe. Flugs schrieb ich drei Kurzgeschichten und schickte sie an die Kinderseite der Nordwest-Zeitung. Sie kamen unveröffentlicht zurück. Mit fünfzehn begann ich für unsere Schülerzeitschrift am Gymnasium Westerstede zu arbeiten – »Der Trompeter«, in dem übrigens zu jener Zeit auch die ersten Ostfriesenwitze (von den beiden Söhnen meines Deutschlehrers Bandelow erfunden) erschienen. In der elften Klasse fing ich an, nebenbei für die Lokalzeitung zu schreiben, und eine Woche nach dem Abitur startete mein Volontariat bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg.

Nachdem ich zwei Jahre später als Redakteurin übernommen worden war und mit 20 nun also zum dritten Mal über das gleiche Schützenfest geschrieben hatte, ging ich studieren. Hauptfach: Germanistik. Dabei hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Bücherlesen, das Schönste überhaupt, studierte, reiner Luxus, und nicht etwas für die Welt Nützliches. Bis in Literaturwissenschaften die »Werkimmanente Interpretation« nach Emil Staiger drankam. Prof. Staiger bezeichnete die philosophischen Fächer als Beitrag zur Anthroposophie (wörtlich: Weisheit vom Menschen), also zur Erforschung der Möglichkeiten des Menschen. Genau das war es! Endlich hatte ich einen guten, nützlichen Grund gefunden. Und es stimmte ja auch, genau deshalb las ich so gern – um zu erfahren, welche Möglichkeiten der Mensch hat. Was ist durch Herkunft, Epoche etc. vorgegeben, was ist individuell, was vorbestimmt, was freier Wille?

Meine Doktorarbeit, einige Jahre später (übrigens im Fach: Publizistik/ Kommunikationsgeschichte über Frauenzeitschriften im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit; ich hatte nach dem 6. Semester das Hauptfach gewechselt, weil ich merkte, dass es mir die Freude am Lesen raubte, wenn ich ständig mehr auf die Sekundär- und Tertiärliteratur zu einem Werk achten musste als auf den Originaltext) begann mit den Sätzen:

»Zeitschriften werden von Menschen gemacht. Welche Möglichkeiten haben Journalisten, ihre Vorstellungen vom Zeitschriftenmachen durchzusetzen?«

Bei all meinen Romanen, mögen sie von manchen Außenstehenden auch eher als seichte »Frauenliteratur« eingeschätzt werden – hat mich immer die Frage beschäftigt: Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort aufgewachsen wäre? Deshalb treibe ich so viel Aufwand für die Recherche zum Schauplatz und zur Epoche, zum Jahrzehnt oder Jahr, in dem die Handlung spielt.

Und eigentlich erst jetzt, in der Endphase des Schreibens an Band 4 meiner Norderney-Saga, habe ich eine Antwort gefunden. Das ist ja vielleicht auch ganz schön, mit 67 Jahren etwas zu verstehen, besser, anders als in jungen Jahren, oder? 😉

Bevor ich mich ganz auf meine Romane konzentrieren konnte, war ich viele Jahre in Hamburg hauptsächlich als freie Journalistin unterwegs, für Frauen-, Reise- und Lifestyle-Magazine. Außerdem habe geheiratet und bin geschieden worden, habe mich neu verliebt, einige Aufs und Abs erlebt, das Krankwerden und Sterben eines geliebten Menschen aus nächster Nähe miterlebt. Ich durfte wunderbare und anstrengende Reisen rund um die Welt machen und mich wundersamerweise für Artikel und Reportagen immer gerade dann mit einem bestimmten Thema (Psychologie/Partnerschaft/Liebe/Sex) beschäftigen ,wenn es mich auch privat gerade besonders interessierte.

Das war ein gute Schule fürs Romanschreiben, das sich allerdings in vielen Aspekten – wie Dramaturgie, Satzlänge, Tonalität – vom journalistischen Schreiben unterscheidet. Was ich übrigens als Journalistin noch nicht wusste. Ich dachte, ich könnte es sofort, und damals hielt ich auch noch viel mehr von Ironie. (Leider geht es einigen Journalisten, die Unterhaltungsromane beurteilen, bis heute so. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schlau man sich vorkommt, wenn man ‚mit spitzer Feder‘ maliziös-herablassend und witzig über Liebesromane schreibt – und wie dumm doch das in Wirklichkeit ist.??)

Aber weiter. Also, bis vor kurzem dachte ich noch, der Mensch an sich hat einen unverletzlichen Kern. Das ist die wahre Susanne, der wahre Paul… die Erziehung und die Erlebnisse prägen natürlich, die Frage, ob die Eltern Geld haben, ob die Umstände günstig sind und so weiter, und das würde einige Prägungen verursachen. Aber ich glaubte, der Kern, der sei doch irgendwie ewig, unveränderlich.

Bis ich im vergangenen Jahr zwei Wintermonate auf einer ostfriesischen Insel verbrachte, um mich vor Corona und Baulärm zu retten. Wie wir alle fühlte ich mich ziemlich erschöpft und der stärkste Orkan ever tobte, während ich hinter verbarrikadierten Fenstern dreihundert Meter vom Meer entfernt als einzige Bewohnerin eines Appartementhauses die Fahnen von Band 3 las.

In Band 2 hatten meine Protagonisten den Ersten Weltkrieg überstanden. In Band 3 geht es um die Zwanzigerjahre, um die Hyperinflation und alle Verrücktheiten der Charleston-Ära, als Glamour und Not auf Norderney ganz eng beieinander lagen. Meine Heldin Lissy, deren Vater Hilrich 1916 in der Ukraine gefallen war, geht nach Berlin, erlebt dort ihre große Liebe und den Schwarzen Freitag.

Plötzlich fand im wahren Leben eine Zeitenwende statt. Putin begann den Krieg in der Ukraine, ganz echt, ganz gegenwärtig. Und ich war zutiefst geschockt. Dadurch fand ich auch das verändert, was ich vorher geschrieben hatte. Ehrlich gesagt, auf einmal war ich mit meinen Kräften am Ende, obwohl ich es doch noch warm und sicher hatte. (Das ist auch der Grund, weshalb wir den Erscheinungstermin von Band 4 um ein Jahr auf März 2024 hinausgeschoben haben.)

Und nun liege ich in den letzten Zügen mit Band 4. Die Geschichte soll Mitte der Fünfzigerjahre enden. Derzeit befinde ich mich im Jahr 1947. Ich gehe immer mit meinen Heldinnen mit, manchmal heule ich beim Schreiben, ihre Hochs und Tiefs verfolgen mich bis in den Schlaf.

Jetzt merke ich, dass der Spielraum, wie sie sich verhalten oder was sie empfinden können, nicht so furchtbar groß ist. Oft gibt es vom Charakter und den Umständen her logisch, konsequent, ehrlich, authentisch weiterentwickelt nur eine ganz geringe Variationsbreite. Die Möglichkeiten des Menschen sind begrenzter als ich früher annahm. Dennoch gibt es sie, und nichts ist je völlig ausgeschlossen.

Die Prägungen durch unsere Umgebung halte ich aber inzwischen für viel tiefgehender. Ein Krieg, der Verlust eines Nahestehenden, die Angst, die Liebe – jede extreme Erfahrung reicht bis in unsere kleinsten Kapillaren hinein. Das sind keine mitteltiefen Prägungen wie das Krokodesign auf einem Stück Glattleder – das verändert dich bis ins Innerste. Und deshalb wäre ich zu jeder anderen Zeit doch ein anderer Mensch geworden. Und du, liebe Leserin, wärest auch nicht diejenige, die du heute bist. Um diese anderen Leben nachvollziehen zu können, schreibe ich.

 
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Hinweis: Was hat es mit den unterschiedlichen Bewertungssystemen auf sich?
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Ein Interview von: Daniela Peine  •  Hinweise für Autoren, Verlage & Co.  •  Leseproben vorstellen  •  Impressum  •  Datenschutz  •  Cookies