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Maria Braig |
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Deutschland |
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Interview: |
Leserkanonen-Interview mit Maria Braig vom 15.04.2016
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Exklusivinterview mit Maria Braig vom 15.04.2016
von Daniela Peine
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In ihrem aktuellen Roman »Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit« widmet sich Autorin Maria Braig einem ganzen Bündel an Problemthemen. Im Interview mit Leserkanone.de sprach die Autorin über ihr Buch, über Flucht, Asyl und sexuelle Integrität, und über ihre Herangehensweise.
Frau Braig, womöglich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von Ihrem aktuellen Roman »Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit« genommen. Könnten Sie das Buch unseren Lesern kurz mit eigenen Worten vorstellen?
»Spanische Dörfer« ist mein jüngster Roman, dem zwei andere vorausgegangen sind. Wie die beiden anderen behandelt er die Themen Flucht/Asyl und sexuelle Identität (in diesem Fall geht es um einen jungen Transsexuellen). Dazu kommt in diesem Buch noch das Thema Down-Syndrom. Man könnte sagen, es handelt sich um einen Diversity- oder einen Inklusionsroman. Schwere Themen leicht gelesen unter dieses Motto stelle ich gerne meine Romane. In »Spanische Dörfer« suchen drei junge Menschen eine alleinreisende Frau auf der Flucht, ein arbeitsloser Transsexueller und ein Student mit Down-Syndrom einen gemeinsamen Weg in ein Leben ohne Diskriminierung.
Den Lesern welcher anderer Autoren oder welcher anderen Romane würden Sie Ihr Buch ans Herz legen? Haben Sie literarische Vorbilder? Was sind Ihre eigenen Lieblingsromane?
Spezielle Vorbilder habe ich nicht. Ich schreibe über das, was mir auch im realen Leben wichtig und nahe ist. Ich wünsche mir natürlich, dass möglichst viele Menschen mein Buch lesen, die sich mit den behandelten Themen bisher nicht befasst haben und neues Wissen daraus ziehen. Angesprochen fühlen sich aber vermutlich eher diejenigen, die sich bereits wenigstens mit einem der Themenbereiche beschäftigt haben. Das heißt aber nicht, dass es für sie nichts Neues zu erfahren gibt.
Ich selbst lese am liebsten Romane, aus denen ich etwas über andere Länder, Gesellschafts- und Lebensformen erfahre. Entweder ganz aktuell oder auch aus der jüngeren Vergangenheit.
Flucht bzw. Migration, Transsexualität, Behinderung, Diskriminierung, das Streben einer Frau nach einer Welt mit mehr Rechten ... und das alles in einem einzelnen Buch. Ist das nicht sehr viel auf einmal? Wäre es bei solch schwerwiegenden Themen nicht leichter gewesen, ein einzelnes herauszugreifen, um es stärker in den Mittelpunkt rücken zu können? Wie kam es zu dieser Kombination an Problemthemen?
Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, die Themen zusammenzuführen, ohne den Lesern und Leserinnen zu viel zuzumuten. Es werden ja nicht die einzelnen Problembereiche analysiert, sondern es ist einfach die Geschichte eines Zusammentreffens mehrerer Menschen, die sich ein ganz »normales« Leben wünschen. Und alle bringen sie eben ihre Eigenheiten mit sich.
Allerdings habe ich auch nicht bewusst diese drei Themen für das Buch im Voraus geplant. Ich wollte zunächst lediglich versuchen herauszufinden, wie eine einzelne Frau, die aus welchen Gründen auch immer sich keinem Fluchthelfer (oder Schlepper, wie man dazu heute sagt) anvertrauen möchte, ihren eigenen Weg finden kann oder eben auch nicht. Das war zunächst offen. Dass ihr dann ein Transsexueller und zu allem Überfluss auch noch ein junger Mann mit Down-Syndrom über den Weg laufen, das hat mich selbst überrascht. Plötzlich waren diese Figuren da und wollten mitmachen und zwangen mich, mich mit ihnen zu befassen.
Allerdings finde ich es schon auch wichtig, dass häufiger Protagonisten in Romanen auftauchen, die nicht dem herkömmlichen Bild entsprechen: Weiß, heterosexuell und »gesund« (gesund in Anführungszeichen, weil ich damit nicht sagen möchte, dass diejenigen, die dem nicht entsprechen krank sind). Und das eben ohne ein speziell behandelter »Problemfall« zu sein.
Musste eine Menge Vorbereitungs- und Recherchearbeit geleistet werden, und hatten Sie womöglich die Gelegenheit, sogar mit Personen zu sprechen, die in der Praxis mit den einzelnen Problemen konfrontiert sind? Welcher Aufwand steckt generell in einem Buch wie »Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit«?
Ich schreibe (vermutlich ist das eher unprofessionell) einfach los. Es ist ungefähr eben so spannend, wie ein Buch zu lesen: zu sehen, was da geschieht und wer alles in der Geschichte auftaucht. Allerdings nehme ich mir, bisher jedenfalls, als Ausgangspunkt nur Themen vor, mit denen ich mich auch sonst befasse. Wenn dann aber Unvorhergesehenes geschieht, dann recherchiere ich sozusagen rückwirkend, um zu sehen, ob das auch so stimmt wie beschrieben. Wenn nicht, dann wird es, mit Ausnahmen kleiner künstlerischer Freiheiten, den Rechercheergebnissen angepasst.
Ich habe mich viele Jahre in der Flüchtlingsarbeit engagiert und dort vieles gehört und erlebt, was ich im Buch verarbeiten konnte. Ich bin selbst lesbisch und habe mich dadurch schon seit Langem mit dem queeren, also dem nicht heteronormativen Leben auseinandergesetzt. Das Down-Syndrom war mir allerdings bislang einigermaßen fern, da habe ich zeitnah versucht, mich möglichst intensiv einzulesen.
»Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit« ist nicht der erste Roman, in dem Sie sich mit komplexen »Außenseiterthemen« - so der Sammelbegriff Ihres Verlages - beschäftigt haben. Was hat es mit Ihren Büchern »Nennen wir sie Eugenie« und »Amra und Amir« auf sich?
»Nennen wir sie Eugenie« ist die Geschichte einer jungen Frau aus dem Senegal, die wegen ihrer lesbischen Beziehung und weil sie sich der Zwangsverheiratung widersetzte, in großer Gefahr war. Sie flüchtete in die Schweiz und wurde dort von amnesty international betreut. Auf der Basis dieses wahren Schicksals bewegt sich der Roman, allerdings habe ich die Schweiz verlassen und Eugenie in Deutschland Asyl beantragen lassen.
»Amra und Amir« ist ein fiktiver Roman, entstanden aus der Frage: Wie überlebt eine junge Frau, die in Deutschland aufgewachsen ist, mit Eintritt ins Erwachsenenleben ihre Aufenthaltsberechtigung verliert und allein ins Herkunftsland ihrer Eltern abgeschoben wird, ohne das Land und die Sprache zu kennen.
Bis 2011 war es in Deutschland üblich, dass die Kinder von Flüchtlingen mit Eintritt ins Erwachsenenalter abgeschoben wurden. Seither gibt es eigentlich eine gesetzliche Regelung, die den Betroffenen ein Bleiberecht ermöglicht, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Trotzdem werden seit Ende 2015 wieder vermehrt solche Abschiebungen, vor allem von Roma, durchgeführt.
Ihre Lebensgeschichte ist äußerst bunt: Sie haben Kulturwissenschaft und Germanistik studiert, als Lektorin gearbeitet, Sie waren LKW-Fahrerin, Werbetexterin und Bloggerin. Wie sind Sie nach dieser Vorgeschichte dazu gekommen, Bücher zu schreiben, und was führte dazu, dass Sie ausgerechnet in einem solch anspruchsvollen Teilbereich der Buchwelt gelandet sind?
Man könnte das ein wenig als »back to the roots« bezeichnen. Ich habe als Lektorin meine Berufslaufbahn begonnen zu Zeiten, als man noch mit Druckerfahnen und bestenfalls elektronischen Schreibmaschinen arbeitete. Die kleinen Verlage hatten es noch schwerer als heute und als es im Tübinger Kleinverlag, in dem ich begonnen hatte, nicht mehr weiterging, musste ich eben andere berufliche Wege einschlagen.
Ich bin dann viele Jahr später nebenberuflich wieder ins Lektorat eingestiegen, als das bequem vom Homeoffice aus gemacht werden konnte. LKW fahre ich bis heute, um mir erstens meine Brötchen zu verdienen und zweitens weil es einfach Spaß macht. Lektorieren und Schreiben dient mir praktisch als geistiger Ausgleichsport. Und durch das Lektorat kam ich in Kontakt mit dem Verlag 3.0, der nun auch meine Bücher verlegt.
Wie ich zum Bücherschreiben gekommen bin, kann ich so genau gar nicht sagen. Irgendwann war es wohl Zeit, das Thema stand im Raum und wollte behandelt werden.
Was können wir von der Autorin Maria Braig in der nächsten Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung? Und stehen Termine für Lesungen fest, bei denen man Sie live erleben kann?
Mein erstes Buch, das ich veröffentlicht habe, war eine Anthologie mit Texten geflüchteter Menschen »Jetzt bin ich hier«. Hier bestand meine Aufgabe in erster Linie im Sammeln und in der redaktionellen Bearbeitung. Es soll nun ein zweiter Band dieser Art erscheinen, evtl. auch noch ein weiterer mit Geschichten von Wohnsitzlosen. Daran arbeite ich derzeit. Einen neuen Roman habe ich ganz frisch angefangen. Da ich aber meist nur im Urlaub so wirklich zum Schreiben komme, wird es noch ziemlich lange dauern, bis ein Buch daraus wird.
Folgende aktuelle Lesungstermine gibt es in nächster Zeit:
27.Mai 2016 »Nennen wir sie Eugenie« in Osnabrück, StadtgalerieCafé, 20 Uhr
26. Juli 2016 »Nennen wir Sie Eugenie« in Braunschweig
29.10.2016 »Spanische Dörfer Wege zur Freiheit« in Wallenhorst, Ruller Haus
Informationen über meine Veröffentlichungen und weitere Lesetermine gibt es immer aktuell unter: http://maria-braig.de/Lesungen,-Rezensionsexemplare
Das Team von Leserkanone.de dankt Maria Braig für die Zeit, die sie sich genommen hat!
Weiterführende Links:
Offizielle Webseite von Maria Braig
Maria Braig bei Twitter
Maria Braig bei Facebook
»Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit« bei Leserkanone.de
»Spanische Dörfer - Wege zur Freiheit« bei Amazon
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