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Markus Gerwinski

2 Fans
Herkunft: Deutschland
Webseite: Offizielle Homepage von Markus Gerwinski
Instagram: markusgerwinski
Interview: Leserkanonen-Interview mit Markus Gerwinski vom 31.01.2023
 
Leserkanonen-Exklusivinterview vom 31.01.2023
Mit seinem Roman »Gefangene der Wahrhaftigkeit« hat Markus Gerwinski den Startschuss in den »Der Sagittarius-Krieg« abgefeuert. Im Interview mit Leserkanone.de sprach der Autor über den Roman, über das Erschaffen von Universen und über den aktuellen Stand der Science-Fiction-Literatur.

– Herr Gerwinski, vor nicht allzu langer Zeit erschien Ihr neuer Roman »Gefangene der Wahrhaftigkeit«. Womöglich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von dem Buch genommen, könnten Sie es und die zugehörige Reihe »Der Sagittarius-Krieg« unseren Lesern daher kurz mit eigenen Worten vorstellen?

Gern. »Der Sagittarius-Krieg« ist ein Science-Fiction-Roman darüber, wie das Handeln scheinbar unwichtiger Individuen einen epischen Konflikt entscheiden kann. Das Szenario spielt sich im Wesentlichen zwischen zwei Mächten ab: Auf der einen Seite steht das Sternenreich des Supremats, das seine Planeten auf antikem Wissensstand hält und in dem sich die Raumfahrer als Götter ausgeben; auf der anderen Seite die Union, entstanden aus einem Bündnis von Piraten und Händlern, um sich gegen die Unterwerfung durch das Supremat zu wehren.

Loralys, die Hauptperson von »Gefangene der Wahrhaftigkeit«, gehört dem Supremat an. Zu Beginn gerät sie in die Gefangenschaft der Union. Aus dieser Position heraus spioniert sie den Feind aus, ohne zu ahnen, dass sie selbst zum Werkzeug der Union gemacht werden soll.

Die Union wiederum greift zu diesem Zweck zu fragwürdigen Mitteln, die Loralys' Bewacher in ethischen Zwiespalt stürzen. Am Ende sind es diese wenigen Personen, die der Entwicklung eine neue Richtung geben.

– Den Lesern welcher anderer Autoren oder welcher anderen Romane würden Sie Ihr Buch ans Herz legen? Haben Sie literarische Vorbilder? Was sind Ihre eigenen Lieblingsromane?

Wenn Sie Frank Herberts »Dune«, Joe Haldemans »Der Ewige Krieg« oder die Romane von David Brin mögen, wird Ihnen auch »Der Sagittarius-Krieg« gefallen.

Leser von »Dune« etwa wird zum einen der Intrigenplot ansprechen, zum anderen der Weltenbau mit seinen futuristischen Religionen. Mit »Der Ewige Krieg« hat meine Reihe die Perspektive einfacher Soldaten auf einen Weltraumkrieg gemeinsam. Und mit David Brin teile ich eine Botschaft von Zukunftsoptimismus und einem positiven Menschenbild – ausgedrückt darin, dass sich selbst im düsteren Rahmen eines Krieges Menschlichkeit Geltung verschafft.

Zu meinen literarischen Vorbildern würde ich von diesen dreien nur Haldeman zählen. Stark geprägt wurde ich in meiner Jugend von Isaac Asimov, dessen »Foundation«-Zyklus bis heute zu meinen Lieblingsbüchern gehört. Hinzu kommen Einflüsse von einer Vielzahl verschiedener Autoren: das Ehepaar Kuttner/Moore, George R. R. Martin, Michael Swanwick ... im Fantasy-Genre Patricia McKillip, Joel Rosenberg und Ursula K. LeGuin. Von McKillip stammt auch mein Lieblingsroman »Ombria in Shadow«.

– Science-Fiction-Romane gibt es viele, und es ist vermutlich schwer, aus der breiten Masse herauszustechen. Was halten Sie selbst für die größten Alleinstellungsmerkmale Ihres Buchs, wegen denen man unbedingt bei Ihnen zuschlagen sollte?

Es führt die Genres der Hard SF und der Space Opera zusammen – oder, besser gesagt, wieder zusammen. Während des »Golden Age der SF« in den 1950ern und 60ern erhoben Romane über den Aufbruch zu den Sternen den Anspruch, eines Tages Realität zu werden. Diesen Anspruch belebe ich mit dem »Sagittarius-Krieg« wieder. Die Reihe ist klassische Space Opera, aber auf der Grundlage fundierter physikalischer Kenntnisse. So gibt es bei mir z.B. keine Überlicht-Raumfahrt, sondern die Sternenfahrer müssen damit umgehen, dass für jeden Monat, den sie an der Front verbringen, auf ihren Heimatwelten Jahre vergehen.

– Was macht Ihre Protagonistin Loralys zu einer solch »besonderen« Romanfigur, dass man sie unbedingt kennenlernen sollte? Was schätzen Sie an ihr persönlich?

Würden die folgenden Stichworte Sie neugierig machen: »Allgeborene«? »Gottdarstellerin«?

Loralys fühlt sich auf Raumschiffen und Weltraumhabitaten zuhause und auf Planeten fremd. Aufgewachsen ist sie in der selbstverständlichen Überzeugung, weit über Planetenbewohnern zu stehen – nicht etwa als Ausbeuterin, sondern als Beschützerin. Sie ist Idealistin und glaubt fest an die Richtigkeit und Notwendigkeit des suprematischen Götterregimes. Zu Beginn von Band 1 liegt ein langer Lernprozess vor ihr, bis sie »Bodengeborene« als vollwertige Menschen anerkennt.

Ich persönlich schätze an ihr vor allem ihren Mut und ihre Willenskraft. Sie ergibt sich nie in ihr Schicksal als Gefangene, sondern versucht, das Beste daraus zu machen. Kreativ und intelligent nutzt sie alle ihre Fähigkeiten, um ihre Bewacher zu manipulieren. Zudem steht sie außerordentlich loyal zu Familie und Freunden … was sie im Lauf der Handlung in einen schweren inneren Konflikt stürzen wird, sobald sie sich mit dem ersten »Feind« anfreundet.

– Was zeichnet den Abschnitt des Weltraums aus, den Sie für Ihre Reihe »erschaffen« haben? Ist das Konstruieren und Bevölkern ganzer Sonnensysteme bei Ihnen ein Prozess, der nach und nach während des Schreibens von statten geht, oder ging dem Verfassen zunächst erst umfangreiche Reißbrettarbeit voraus? Welcher Aufwand steckt generell in Büchern wie denen der Reihe »Der Sagittarius-Krieg«? Und nach welchen Maßstäben und mit Hilfe welcher Inspirationen haben Sie Ihre Welten gestaltet?

Speziell für diese Reihe habe ich immensen Aufwand in die Vorarbeit gesteckt. So habe ich z.B. eine eigene Sternenkarten-Software geschrieben und sie mit realen astronomischen Daten gefüttert. Der Raumabschnitt, den ich mit dem Supremat und der Justizunion »bevölkert« habe, existiert tatsächlich. Er befindet sich etwa 100 Lichtjahre entfernt im Sternbild des Altars und zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Sternen aus, die unserer Sonne relativ ähnlich sind. Das bietet mir als Autor den nötigen Spielraum, um dort viele bewohnbare, erdähnliche Planeten unterzubringen. Außerdem liegt diese Raumregion in einer Wolke dichten interstellaren Gases, die für meine Raumschiffantriebe von Bedeutung ist.

Bei der Gestaltung der einzelnen Sonnensysteme ließ mir die astronomische Datenlage mehr Spielräume, sodass ich hier mit weniger Vorbereitung auskam. Hier habe ich lediglich für die Planeten und Monde ein paar Bahndaten festgelegt und einige Grundlagen zu Klima, Ökosystem etc. ausgearbeitet. Vieles am Planeten Magellan entdecke ich gerade erst selbst während des Schreibens. Als wertvollste Inspirationsquelle dient mir die Erde selbst in anderen Zeitaltern. Bereits die Ära der Dinosaurier beherbergte recht fremdartige Lebensformen und je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto bizarrer wird unser eigener Planet.

Dieses Ausmaß an Vorarbeit ist typisch für mich. Ich muss den Weltenbau im Gefühl haben, damit er lebendige Charaktere, ihre Konflikte und Geschichten hervorbringt. Wo ich in der Science Fiction hauptsächlich als Naturwissenschaftler vorgehe, stecke ich bei der Fantasy viel Arbeit in historische Recherche zu den Epochen, an die ich meine Welten anlehne. Glücklicherweise muss ich nicht in jeden einzelnen Roman so viel Mühe investieren, denn was ich einmal habe, kann ich für andere Projekte in dem gleichen oder ähnlichen Settings wiederverwerten.

– Science-Fiction-Literatur hatte verkaufstechnisch in den letzten Jahren - im Vergleich zu früheren Zeiten - einen vergleichsweise schweren Stand. Bei Amazon findet nur selten ein SciFi-Roman den Weg unter die Top 100 der meistverkauften Bücher, in anderen Verkaufslisten bleibt das Genre oft ganz außen vor. Wie schätzen Sie den aktuellen Stand des Genres ein, worin sehen Sie die Ursachen? Denken Sie, dass es sich um einen vorübergehenden Zustand handelt? Was könnte Ihrer Meinung nach dafür sorgen, dass Science-Fiction-Literatur wieder einen größeren Schub bekommt und deutlicher ins Interesse der Massen rückt?

Das Genre sehe ich derzeit in einem schlechten Zustand. Die Ursachen sind vielfältig. Zum Teil liegt es daran, dass viele Utopien aus der Blütezeit des Genres inzwischen von der Realität überholt wurden. Jedes moderne Smartphone ist leistungsfähiger, als man sich in den 50ern den Bordcomputer eines Raumschiffs vorstellte. Unbemannte Sonden und Satelliten haben viele Vorstellungen von menschlichen Pionieren im All obsolet gemacht. Die Planeten unseres Sonnensystems haben sich als lebensfeindlicher herausgestellt, als man früher erwartete.

Zugleich wurde die Science Fiction »erwachsen« – in diesem Fall zu ihrem Nachteil. Naive, überwiegend optimistische Abenteuergeschichten wichen mahnenden Stimmen. Ab den späten 90ern konzentrierte sich das Genre zunehmend auf Katastrophenszenarien, allen voran den (auch real immer präsenteren) Klimawandel. Oft kommt es mir vor, alle aktuelle SciFi mit Realismusanspruch bestünde aus Dystopien. Die noch übrige Space Opera macht keinen Hehl daraus, dass es sich im Grunde um Fantasy vor Weltraumdekor handelt. Das Genre scheint gefangen zwischen Endzeit und Eskapismus.

Dabei sind meiner Ansicht nach gerade in Krisenzeiten positive Visionen wichtig. Wir werden den Klimawandel nicht bewältigen, wenn unser einziger Antrieb in der Angst vor dem Untergang besteht. Um Mut zu schöpfen, brauchen wir Utopien für die Zeit danach: Wohin wird die Menschheit aufbrechen? Welche Wunder wird sie erschaffen, welche neuen Horizonte erschließen? Wenn das Genre wieder glaubwürdig solche Visionen hervorbringt, dann wird es auch die Massen wieder begeistern können.

– Sie haben den Roman ohne einen Verlag in Eigenregie via »Books on Demand« veröffentlicht. Was hat Sie dazu bewogen, es auf diesem Wege zu versuchen? Und halten Sie in der heutigen Zeit Verlage überhaupt noch für nötig?

In meiner Zeit als Verlagsautor hatte ich viel Kontakt mit den Schattenseiten des Verlagswesens. So waren nach Vertragsunterzeichnung jahrelange, zermürbende Wartezeiten bis zur endgültigen Veröffentlichung die Norm. Eine Verwaltungspanne im Verlag konnte einen schon ausgehandelten Vertrag wieder platzen lassen. Ich habe unfähige Layouter erlebt und »übergriffige« Lektoren.

Seitdem ich 2016 in den On-Demand-Betrieb gewechselt bin, erlebe ich eigentlich nur Vorteile: Ich habe die volle Kontrolle über mein Werk, die zermürbenden Wartezeiten entfallen und in nur 6 Jahren On-Demand habe ich bislang fünfmal so viele Bücher verkauft wie davor in 20 Jahren über Verlage. Als »Gefangene der Wahrhaftigkeit« fertig war, sah ich keinen Grund, es bei einem regulären Verlag auch nur zu versuchen.

Gerade in der Belletristik sehe ich die Rolle der Verlage tatsächlich schrumpfen. Über die letzten Jahrzehnte hat sich das Angebot an Fantasy und Science Fiction immer stärker auf den jeweils aktuellen Mainstream verengt, der von Fernsehen und Kino vorgegeben wird. Innovation findet meiner Wahrnehmung nach bei Buchverlagen kaum noch statt. Ein Gebiet allerdings, auf dem ich Verlage nach wie vor als unverzichtbar ansehe, sind Sachbücher. Gewissenhafte redaktionelle Prüfung von Fakten und Zusammenhängen kann der »Schwarm Internet« nicht gewährleisten.

– Was können wir von dem Autor Markus Gerwinski in der nächsten Zukunft erwarten? Wie und wann wird es mit dem »Sagittarius-Krieg« weitergehen? Und sind womöglich darüber hinaus bereits neue Buchprojekte in Planung? Stehen außerdem Termine für Messen, Lesungen & Co. fest, bei denen man Sie live erleben kann?

Aktuell arbeite ich natürlich am »Sagittarius-Krieg« weiter. Als Veröffentlichungstermin für Band 2 peile ich Juni 2023 an. Insgesamt ist die Reihe auf vier Bände angelegt, wird mich also noch eine Weile beschäftigt halten. Es liegen auch schon Ideen für weitere Geschichten im selben Universum in der Schublade, etwa für eine Expedition in unerforschte Teile der Galaxis. Wobei ich mir wahrscheinlich nach vier Bänden »Sagittarius-Krieg« erst einmal eine Pause von der Science Fiction gönnen und wieder einen Fantasy-Roman schreiben werde.

Parallel zu Romanen bin ich auch im Pen&Paper-Rollenspiel aktiv. Momentan schreibe ich an einem Kaufabenteuer für HEROEN, das Fantasy-Regelwerk, das ich mit meiner Frau Sandra Gerwinski zusammen entwickelt habe. Außerdem bin ich mit einer Kurzgeschichte an der Fantasy-Anthologie eines Autorenkollektivs beteiligt, für die zur Zeit das Crowdfunding läuft: Mazuras Abenteuer, herausgegeben vom »Chronistenturm«.

Bei Messen und Lesungen habe ich ein Problem, das ich derzeit mit vielen Autorenkollegen teile: Durch Covid sind mir meine gewohnten Bühnen weggebrochen. Meine Stamm-Convention hier in Norddeutschland etwa hat die Schließungen während der Pandemie nicht überstanden. Ich bin gerade erst wieder dabei, mir neue Kontakte aufzubauen. Sobald es wieder Lesungstermine von mir gibt, werde ich sie auf meinem Blog kundtun.

Das Team von Leserkanone.de dankt Markus Gerwinski für die Zeit, die er sich genommen hat!

Weiterführende Links:
Offizielle Webseite von Markus Gerwinski
Markus Gerwinski bei Instagram
»Der Sagittarius-Krieg 1 - Gefangene der Wahrhaftigkeit« bei Leserkanone.de
»Der Sagittarius-Krieg 1 - Gefangene der Wahrhaftigkeit« bei Amazon
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