
Herr de Nada, wie lange sind Sie inzwischen Teil der schreibenden Zunft? Was führte dazu, dass Sie einst mit dem Schreiben angefangen haben?
Teil der schreibenden Zunft? Da ich eine Ausbildung als Verlagskaufmann in den 80ern-Jahren gemacht habe, denke ich mal, dass es schon seit der Zeit als Teenager in mir wurmte, dass ich schreiben sollte. Als ich einige kleine Rollen im TV in den 90ern hatte, war ich emotional und professional noch nicht bereit, Drehbücher zu schreiben und habe lange dann mit mir gehadert. Erst in den letzten Jahren hab ich dann meinen Zweifeln und und dem Mangel an Selbstdisziplin dem Kampf angesagt, was jetzt endlich zum ersten Debut-Krimi geführt hat.
Welches Genre oder welche Genres würden Sie als Ihre literarische Heimat bezeichnen? Wie kam es dazu?
Krimis und Wer-Wars-Formate, die ewige »Schatzsuche« nach der Wahrheit und das, was Agatha Christie gesagt hat: »Sehr wenige von uns sind das, was wir scheinen.« Ich hab einfach zu viele Taschenbücher von Alfred Hitchcock bei einer Freundin meiner Mutter gefunden, die eine fantastische Bibliothek hatte.
Wodurch wird ein Buch Ihrer Meinung nach zu einem guten Buch, was zeichnet gute Protagonisten aus?
Das muss am Ende der Leser entscheiden. Ich würde sagen, die Ambivalenz des Protagonisten (und eigentlich aller Figuren!), seine Reise vom Kampf gegen sich selbst, um dann im »Hinauswachsen« und Überwinden der Krisen zu entdecken, wer man im Kern eigentlich wirklich ist.
Woher holen Sie sich Ihre Ideen? Was inspiriert Sie, wer inspiriert Sie?
Mein Leben war in den letzten 50 Jahren so verrückt, dass es mir an Inspirationen nicht mangelt. Die meisten glauben mir nicht mal die Hälfte der Dinge, die ich in meinem Leben schon erlebt und gemacht habe. Da ich als Internet-Native schon in den 80ern online war, als andere von der Existenz des Internets nichts wussten, bietet sich natürlich an, dass in meiner Reihe "Canary Islands Murders" viele technische Themen kombiniert werden: Internetgefahren treffen auf menschliche Untiefen, Krisen von Selbstfindung, sexueller Identität und Lebensglück.
Planen Sie Ihre Geschichten vorab »am Reißbrett«, oder schreiben Sie »drauflos« und lassen Sie sich selbst überraschen?
Ich arbeite strategisch »am Reißbrett« (man sieht mich übrigens auf dem Buchcover von »56 Eine Zahl verfolgt mich« vor meinem Storyboard von DineOpinion!) und habe eine Outline, die ich dann mit Leben fülle. Das klingt etwas steril, ist es allerdings ganz und gar nicht, da ich den ganzen Tag Gespräche mit meinen Figuren führen und achterbahnähnliche Strickmuster entwickle, die dann am Ende wieder einen Sinn ergeben sollen.
Warum halten Sie Ihren Weg für den Richtigen?
Es gibt für jeden Autoren seinen richtigen Weg, dazu muss man keine Glaubenskriege mit anderen Autoren führen.
Fühlt sich das »Autorenleben« genauso an, wie Sie sich das vorher vorgestellt haben?
Mein Leben war noch nie langweiliger »Mainstream« und wird es auch nie sein, deshalb hat sich mein Leben sich nicht wesentlich in ein »Autorenleben« verändert. Außer dass der seit Geburt vorhandener unbändiger Redefluss, mit dem ich viele meiner Mitmenschen nerve, jetzt eben durch mein strategisches Schreiben ergänzt wurde.
Was wünschen Sie sich vom deutschsprachigen Buchmarkt im Allgemeinen und von Ihrer Leserschaft im Speziellen?
Dass sie sich von mir gut unterhalten fühlen und noch mehr davon wollen.
Das Team von Leserkanone.de dankt Semmy de Nada für die Zeit, die er sich genommen hat!