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Sylvia Koppermann 0 Fans
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Interviews: Leserkanonen-Interview mit Sylvia Koppermann - Teil 1 vom 17.08.2021
  Leserkanonen-Interview mit Sylvia Koppermann - Teil 2 vom 19.08.2021
Vor einigen Wochen hat Sylvia Koppermann ihren historischen Roman »Der Nornen Knoten« in einer überarbeiteten Fassung neu veröffentlicht. Wir haben dieser Tage ein ausführliches Interview mit ihr über das Buch geführt. Im ersten Teil sprach sie mit uns über ihren Roman, über dessen Protagonisten und über das Schweden des zehnten Jahrhunderts.

– Frau Koppermann, vor Kurzem haben Sie eine überarbeitete Version Ihres Romanes »Der Nornen Knoten« neu veröffentlicht. Womöglich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von dem Buch genommen, könnten Sie es unseren Lesern daher kurz mit eigenen Worten vorstellen?

»Der Nornen Knoten« ist ein historischer Roman, der im Schweden des 10. Jahrhunderts spielt und die Lebensgeschichte von Menschen erzählt, die vom Schicksal auf unterschiedliche Wege geführt werden. Die neugeborene Ylvi und ihr Halbbruder Bjarne, der Junge mit dem Down-Syndrom, der seine Kindheit als Sklave verbrachte, werden vom gemeinsamen Vater kurz vor seinem Tod in die Obhut der Familie des Honigmachers gegeben, um ihre Leben zu schützen. Schon früh zeigt sich, dass im älteren der Honigmacher-Söhne, Leif, ein Stachel der Eifersucht gegen Ylvi sticht, während Tjark, der jüngere Sohn, das kleine Mädchen fast vergöttert. So knüpft sich mit zunehmenden Alter auch ein Band zarter Liebe zwischen Ylvi und Tjark, die sich einander versprechen. Doch Intrigen und Schicksalsschläge vereiteln ihre Pläne, führen sie mit gebrochenen Herzen auf Wege die sie so nie gegangen wären. Ylvi erfährt Machtlosigkeit einer ungeschützten Frau ohne Sippe, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Tjark sucht Vergessen am Hofe von König Erik Segersäll, um ihm als Krieger zu dienen und dabei eigene Abgründe bezwingen zu müssen. Vor allem in seiner Zeit, in der er sich dem Warägerheer anschließt, um Wladimir I bei der Throneroberung zu unterstützen. Bjarne wagt den mutigen Schritt all das was ihm vertraut war und nun der Vergangenheit angehört hinter sich zu lassen, um seinen eigenen Weg zu finden. In all dem stellt sich die Frage, ob die Nornen, die Schicksalsgöttinnen der nordischen Mythologie, die Lebensfäden dieser Menschen fest genug miteinander verknotet haben, um sie wieder zueinander zu führen.

– Den Lesern welcher anderer Autoren oder welcher anderen Romane würden Sie Ihr Buch ans Herz legen? Haben Sie literarische Vorbilder? Was sind Ihre eigenen Lieblingsromane?

Ich kann und möchte mich nicht mit anderen, wunderbaren Autoren von historischen Romanen des Frühmittelalters in Nordeuropa vergleichen, denn sie alle haben für mich bewundernswerte Alleinstellungsmerkmale. Aber ich habe selbst natürlich auch Lieblingsautoren und Bücher. Ganz besonders gern lese ich Bücher von Bernard Cornwell, der es für mein Empfinden schafft, sich im Zeitgeschehen einzufühlen und mitzunehmen versteht. Ob nun in seiner Uhtred-Saga oder Arthur-Saga. Er hat mich mit beiden entführen können. Aber auch Rebecca Gablé ist für mich eine wirklich begnadete Autorin, die ich über die Warringham-Saga leserisch kennen und schätzen lernte. In ganz besonderer Erinnerung bleiben mir auch die Bücher der Reihen um Begine Almut und Alyss, von der leider viel zu früh verstorbenen Andrea Schacht.

Es gibt so viele wirklich tolle Autoren von historischen Romanen, die alle aufzuzählen hier der Platz nicht reichen würde. Und wenn meine Zeit mir erlaubt, wieder selbst ein Buch zu lesen, suche ich auch gern nach noch nicht so bekannten Autoren in diesem Genre. Am liebsten natürlich im Frühmittelalter des heutigen Skandinavien. Aber ich mag auch gut erzählte Geschichten mit real-historischen Hintergründen, in anderen Regionen und Epochen des Mittelalters.

– Wie kamen Sie auf die Idee, eine literarische Zeitreise ins Schweden des zehnten Jahrhunderts zu unternehmen? Was ist das Faszinierende an jenem Ort und und jener Zeit, was macht das damalige Schweden zu einem idealen Romanschauplatz?

Eine Art roter Faden, wo ein historischer Roman, den ich irgendwann einmal schreiben möchte spielen soll, spann sich bereits über Jahre fast selbstständig in meinen Gedanken. Es ist das eigene geschichtliche Interesse an der Kultur und dem Gesellschaftsleben vorchristlicher Volksstämme in Nordeuropa. Dabei auch der im heutigen Deutschland einst beheimateten Stämme, die man allgemein als keltisch-germanisch bezeichnet. Gerade sogenannte nordgermanische Stämme, oft Wikinger genannt, schafften es den Einflüssen der christlichen Doktrinen recht lang zu trotzen.

Wir wissen heute, dass die Stämme teilweise vergleichsweise Vorreiter in Bereichen wie Demokratie, Inklusion und Emanzipation waren. Auch wenn das sich mit unserem heutigen Verständnis dieser Begriffe noch nicht deckt, wurden sie aber meist sehr viel selbstverständlicher gelebt, als im übrigen, bereits christlich geprägten Europa. So gab es das Thing, als eine Art Gerichtsbarkeit. Frauen durften selbstbestimmter sein. Und auch wenn es Bräuche gab, die bereits nach der Geburt über Leben oder Tod des Säuglings entscheiden konnten, hatten Kinder die anders waren ab der ersten Stillmahlzeit ein Existenzrecht.

Als ich also die Entscheidung treffen musste, wann und wo eine Figur wie Bjarne in der Geschichte ein Leben gehabt haben könnte, dass nicht ausschließlich am gesellschaftlichen Rand zu stehen hatte, war für mich schnell klar, an welchen Ort und in welche Zeit mich selbst die Reise zieht.



– Wie haben Sie geschafft, die Atmosphäre der damaligen Zeit möglichst realistisch darzustellen? Waren für das Buch viele Recherchen notwendig? Welcher Aufwand steckt generell in einem Roman wie »Der Nornen Knoten«?

Tatsächlich ging »Der Nornen Knoten« eine sehr lange und in den letzten zwei Jahren vor Schreibbeginn sogar wirklich intensive Recherche voraus. Trotzdem ich geschichtlich eigentlich schon fundierte Grundkenntnisse besaß.

Ich selbst schätze an historischen Romanen, wenn sie es schaffen, mich auf eine Reise mitzunehmen auf der ich das Gefühl habe inmitten des Geschehens zu stehen und wie ein unsichtbarer Beobachter mitzuerleben. Dazu gehört für mich aber eben auch, dann mit allen Sinnen das Zeitgeschehen, Kultur und gesellschaftlichen Gegebenheiten zu erfühlen. Mag es aus heutiger Sicht manchmal schwer nachvollziehbar sein, erlebten die Menschen mit der damals herrschenden Weltanschauung vieles anders. Und genau dies beanspruchte ich auch selbst möglichst wiederzugeben. Das ist für mich Geschichte erleben zu dürfen.

Ich wollte allerdings auch gerade den Alltag möglichst authentisch beschreiben. Welche Grundnahrungsmittel gab es primär? Welchen Traditionen folgte man, aus welchen Gründen? Wie wichtig war der spirituelle Glaube? Müsste es nicht schon damals eine Art Berufsstand ähnlich den späteren Zeidlern und Imkern gegeben haben, wenn gerade in Skandinavien Honig vielfältige Verwendung fand?

So meldete ich mich beispielsweise auch in einem Imkerforum an und hatte das unglaublich große Glück auf eine Imkerin zu treffen, die auch beruflich die Geschichte der Imker in alten Schriften erforschte. Auf diese Weise erlangte ich Erkenntnisse über Ansichten, die früher weit verbreitet waren und konnte mir selbst besser vorstellen, wie die frühe Form der Bienenhaltung ausgesehen haben könnte, denn tatsächlich gibt es - nach meiner Kenntnis - nicht wirklich viele aussagekräftige Überlieferungen aus Skandinavien.

Es war eine sehr umfangreiche Recherche, da auch Fragen nach üblichen Getreidearten die Verwendung fanden und sich verhältnismäßig gut anbauen ließen relevant waren. Dazu kam die reale Historie zu verstehen, über die es auch widersprüchliche Theorien gibt. Welche Namen konnte ich verwenden, wie waren Bauweisen und Siedlungsanordnungen, Hierarchien, (Erb-)Gesetze, was zog die Menschen in die Ferne, ...?

Letztendlich blieben einzelne Bereiche übrig, in denen ich auch Entscheidungen treffen musste, was ich persönlich am ehesten für nachvollziehbarer hielt. Darauf gehe ich vor allem im Nachwort noch einmal detaillierter ein, denn ich möchte, dass Leser meine Gedankengänge nachvollziehen können, selbst wenn sie in Teilbereichen eher fiktiv als geschichtlich nachweisbar sind.

Ob ich damit schaffte, die Atmosphäre der damaligen Zeit für Leser einfühlsam darzustellen, kann ich allerdings selbst nicht beurteilen. Bisher habe ich viele Rückmeldungen erhalten, es sei mir weitestgehend gelungen.

Was ich aber selbst faszinierend fand war, dass ich beim Schreiben oft das Gefühl hatte, die Geschichte schreibt sich fast allein und ich bin eher so etwas wie ein Werkzeug. Zwar hatte ich den Plott, der mich von einer Station zur nächsten führte, aber häufig nahm der Weg eine Eigendynamik auf, die ich fließen ließ. Und so wurde das Buch mit jedem Kapitel mehr auch für mich eine Reise in das Unbekannte, dass mich entführte. Als ich die letzten Zeilen geschrieben hatte, war ich fast wie in einer Art Trauer, denn es fühlte sich wie ein Abschied von geliebten Figuren in einer faszinierenden, wenn auch harten Zeit an.

– Was macht Ylvi und Bjarne zu solch »besonderen« Romanfiguren, dass man sie unbedingt kennenlernen sollte? Was schätzen Sie an ihnen und an Tjark persönlich?

Ylvi und Tjark stehen symbolisch für eine lange Geschichte, die mein Mann und ich erlebten, um unseren gemeinsamen Weg zu finden. Nachdem wir uns sehr jung kennen lernten und überwältigt waren von dem was wir empfanden, versuchten wir diesen Emotionen durch Flucht voreinander zu entkommen. Es machte uns einfach Angst das Gefühl zu haben, wie vom Schicksal miteinander verknüpft zu sein. Erst viele Jahre und Schicksalsschläge später, manchmal auch durch schmerzhafte Erfahrungen auf Intrigen hereingefallen zu sein, führte uns unser Weg wieder zusammen und auf den gemeinsamen Pfad, den wir heute beschreiten.

Bjarne ist allerdings die Figur, die mir am meisten am Herzen liegt, denn in ihm schuf ich unserem kleinen Sohn, der mit Trisomie 21 und einem schweren Herzfehler geboren wurde, eine Art Denkmal. Ein Leben, dass er real nicht haben konnte, da er uns im Alter von knapp vier Monaten im irdischen Sinn verlassen musste.

Nach einer langen Zeit der tiefen Trauer, die sich lähmend und wie in der Dunkelheit gefangen anfühlte, war auf einmal der Gedanke an Bjarne da und das spornte mich an, endlich mit der intensiven Recherche und dem Schreiben zu beginnen.

Das Team von Leserkanone.de dankt Sylvia Koppermann für die Zeit, die sie sich genommen hat! Den zweiten Teil des Interviews werdet ihr ab dem 19. August um 9 Uhr vormittags hier lesen können!

Weiterführende Links:
Offizielle Webseite von Sylvia Koppermann
Sylvia Koppermann bei Facebook
Sylvia Koppermann bei Instagram
»Der Nornen Knoten« bei Leserkanone.de
»Der Nornen Knoten« bei Amazon
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