In ihre aktuellen Anthologie erzählt Brigitte Lamberts von »Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer«. Im Interview mit Leserkanone.de sprach die Autorin über das Buch, über das Reisen im Jahre 2020, und über Krimis, die auf Schiffen spielen.
Frau Lamberts, unsere erste Frage dürfte Ihnen bekannt vorkommen: Zwei Monate sind vergangen, seitdem wir Sie zuletzt zu einem Gespräch begrüßen konnten. Was hat sich in der Zwischenzeit im Autorinnenleben der Brigitte Lamberts getan?
Auch wenn ich im Augenblick das Gefühl habe, jeder Tag ähnelt dem anderen und es passiert kaum etwas, hat sich doch einiges getan. Vor dem Lockdown light hatte ich tatsächlich zwei reale Lesungen mit einem überzeugenden Hygienekonzept und zwar wenigen, aber begeisterten Zuhörern. Mein vierter El Gustario de Mallorca nimmt allmählich an Umfang zu und die Leserunde zu meinem dritten El Gustario auf Lovelybooks hat mir schon wertvolle Anregungen gegeben. Und jetzt kommt es: Die nächste Anthologie ist auch schon auf einem guten Weg. So viel will ich schon mal verraten: Natürlich geht es wieder um Verbrechen, aber mit einer fast schon philosophischen Dimension: Wie weit geht ein Mensch, um sein Ziel zu erreichen, seine Wünsche durchzusetzen?
Inzwischen ist mit »Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer« eine neue Anthologie von Ihnen veröffentlicht worden. Was erwartet Ihre Leser in dem Buch?
Der Wunsch der Herausgeberinnen ist es, dass sich die Leser auf eine Kreuzfahrt durch das Mittelmeer träumen können. Gerade jetzt in Zeiten, wo Kreuzfahrten zwar möglich sind, aber trotz hoher Hygienemaßnahmen mit Vorbehalten zu kämpfen haben, sind die Geschichten eine gefahrenfreie Alternative. Eine Leserin schrieb bereits: »Man fühlt sich gleich wie beim Traumschiff, genauso ist der Empfang der Gäste, die an Bord gehen« (claudi-1963/Lovelybooks).
Es sind Krimis, die auf dem Schiff spielen oder auf den Landgängen. Sie beschreiben das Flair einer solchen Reise und die Sehenswürdigkeiten der besuchten Städte rund um das Mittelmeer.
Wie passen Geschichten, die sich im Urlaub abspielen, ins Jahr 2020, wenn kaum ferne Reisen möglich sind? Warum sollte man sie gerade jetzt lesen?
Da gibt es tatsächlich zwei konträre Meinungen. Erlebt habe ich diese bei einer Radiosendung, als ich meinen dritten El Gustario vorstellte. In bester Absicht wollte ich den Zuhörern all das, was sie in diesem Jahr schmerzlich vermisst haben, nach Hause bringen. Die einen fanden das prima, die anderen regten sich auf, warum man über etwas berichte, das in weite Ferne gerückt sei. Ein Dilemma! Aber wie so oft im Leben ist bei den einen das Glas halb leer, bei den anderen halb voll. Warum also nicht seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich an fremde Orte begeben, wenn auch nur literarisch! Das war früher schon so, als noch nicht viel gereist wurde.
Sie fungieren nicht nur als Herausgeberin des Buchs, sondern haben mit »Tödliche Begegnung« und »Glück im Spiel« gleich zwei Kurzkrimis beigesteuert. Auf was können sich die Leser speziell in diesen beiden Geschichten freuen? Was hat Sie zu den Storys inspiriert?
Ich habe in den letzten Jahren einige Kurzkrimis mit den drei Freunden Klaus, Wolfgang und Jörg geschrieben. Sie haben gemeinsam die Schulbank in Düsseldorf gedrückt. Wolfgang ist der Einzige, der in seiner Heimatstadt geblieben ist, mittlerweile Hauptkommissar bei der Mordkommission. Klaus ist Chefarzt des Rechtsmedizinischen Instituts der Charité in Berlin und Jörg Bestatter in Oberhausen. Ein eingespieltes Team, das auf seinen Reisen mit oder ohne Frauen immer wieder in spektakuläre Fälle verwickelt wird. So auch bei dieser Kreuzfahrt! Bei beiden Kurzkrimis geht es um Sucht: Sexsucht und Spielsucht. Inspiriert hat mich einerseits die Literatur: Dostojewski und Stefan Zweig, die sich unter anderem der Dramatik des gescheiterten Spielers gewidmet haben. Andererseits beziehe ich mich auf die aktuelle Berichterstattung in diversen Medien. Und das Tolle: Meine gesammelten Kurzkrimis mit den drei Freunden, aber auch mit alten Bekannten aus meinen Düsseldorf-Krimis »Ausgeweidet«, »Totgetanzt« und »Wutentbrannt« werden im Herbst 2021 als Anthologie herauskommen.
Warum bieten sich Kreuzfahrtschiffe Ihrer Meinung nach perfekt als Schauplatz von Kriminalgeschichten an?
Viele verschiedene Menschen begegnen sich dort mit ganz unterschiedlichen Wünschen, Träumen, Biografien und Ansinnen. Es ist wie eine Art geschlossener Raum, ein Universum für sich, das nur durch die Landgänge aufgebrochen wird. Und wo viele Menschen zusammenkommen, kann auch so manches passieren!
In Ihren Büchern ist es auf Mallorca zu Verbrechen gekommen, in Hessen ging es kriminell zu und nun sind Ihre Protagonisten selbst auf dem Meer nicht mehr vor Unheil gefeilt. Späht man als Krimiautorin auf Reisen automatisch nach potenziellen neuen Schauplätzen für Kriminalfälle? Betrachtet man die Welt mit anderen Augen, wenn man sie erst einmal mit (erdachten) Verbrechen übersät hat? Wie entscheiden Sie sich generell dafür, wo sich die jeweils nächste Schandtat zutragen soll?
Wenn ich Urlaub mache, habe ich keine Verbrechen im Sinn, auch wenn ich nach Mallorca fliege. Denn auf der Insel geht es mir in erster Linie um das Einfangen von Eindrücken und das Ausprobieren von Restaurants. Die kriminelle Energie wird erst wieder zu Hause aktiviert und natürlich verarbeite ich auch das Erlebte. Die Ideen kommen dann fast von allein.
Was können wir von der Autorin Brigitte Lamberts in der nächsten Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung?
Zwei geplante Anthologien habe ich vorhin bereits erwähnt. Und mein vierter El Gustario will ja auch noch zu Ende geschrieben werden. Ich hoffe, dass sich im kommenden Frühjahr alles etwas beruhigt und dann wieder Live-Lesungen mit Publikum möglich sind. Bis dahin biete ich meinen Fans Lesungen online an (Facetime oder Skype). Sie können mich dann direkt per Videozoom in ihr Wohnzimmer holen. Hier lohnt sich der Blick auf meine Homepage: www.brigitte-lamberts.de
Das Team von Leserkanone.de dankt Brigitte Lamberts für die Zeit, die sie sich genommen hat!
Weiterführende Links:
Offizielle Webseite von Brigitte Lamberts
Brigitte Lamberts bei Facebook
»Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer« bei Leserkanone.de
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